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Wirtschaft: ILA 2000: Flugzeughersteller Antonov verärgert - Teilnahme an der Ausstellung wird überdacht

Kurz vor dem Start der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (Ila) am kommenden Dienstag in Schönefeld gibt es Probleme. Die Verantwortlichen des russich-ukrainischen Konsortiums, das das Transportflugzeug Antonov AN-7X entwickelt, erwägen, ihre geplante Beteiligung an der diesjährigen Berliner Flugschau zurückzuziehen.

Kurz vor dem Start der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (Ila) am kommenden Dienstag in Schönefeld gibt es Probleme. Die Verantwortlichen des russich-ukrainischen Konsortiums, das das Transportflugzeug Antonov AN-7X entwickelt, erwägen, ihre geplante Beteiligung an der diesjährigen Berliner Flugschau zurückzuziehen. "Wir hoffen," bestätigte Nicolas von Mende, Geschäftsführer der deutschen Partnerfirma Airtruck GmbH aus Lemwerder, "dass sich unsere Freunde das doch noch anders überlegen." Doch die jüngsten Äußerungen aus dem Bundesverteidigungsministerium haben Russen und Ukrainer dem Vernehmen nach arg verstimmt. Weder die AN-7X noch das Riesenflugzeug, die Antonov AN-124, in die ganze Eisenbahnwaggons gepackt werden können, werden womöglich in Berlin zu sehen sein. Verteidigungsminister Rudolf Scharping hatte erklärt, dass die Bundesregierung, die neuen Transportflugzeuge für die Bundeswehr bestellen will, eine gemeinsame europäische Lösung bevorzugen würde.

Das war zwar keine eindeutige Absage an das in russich-ukrainischer Kooperation entwickelte und finanzierte Transportflugzeug Antanov AN-7X. Aber eben auch keine Zusage. Vielmehr haben die Osteuropäer den Eindruck gewonnen, dass sich die Deutschen für das Konkurrenzmodell von Airbus, den A 400 M aussprechen wollen. Die Briten haben das bereits getan. Jedenfalls gibt es eine entsprechende Option für neue Flugzeuge von Airbus. Und auch aus fünf anderen Ländern liegen entsprechende Absichtserklärungen auf dem Tisch.

Dabei hatten sich die Deutschen, wie aus einer Untersuchung des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung hervorgeht, grundsätzlich von den Vorteilen der AN-7X überzeugen lassen. Technisch wie preislich hätten Russen und Ukrainer die Nase vorn. "Wir könnten die Flugzeuge schon in zwei Jahren ausliefern," erklärt von Mende. Vom Konkurrenzmodell, dem neuen Airbus-Transporter hingegen gibt es nicht einmal einen Prototyp. Selbst die Dasa, die maßgeblich an der Airbus-Produktion beteiligt ist, bescheinigte in einer Studie zur AN-7X ihre Leistungsfähigkeit. Dasa-Pressesprecher Rainer Ohler räumt nach wie vor ein, dass die AN-7X günstiger wäre; zumindest in der Anschaffung. "Von 20 bis 30 Prozent", wie Airtruck behauptet, könne aber keine Rede sein. Die A400 M würde rund 175 Millionen Mark kosten. "Vor vier Jahren wurde Antonov ausdrücklich dazu aufgefordert, ein Angebot für den Ersatz der Bundeswehr-Transall-Maschinen abzugeben. Seit anderthalb Jahren tauschen wir uns mit den Experten aus dem Verteidigungsministerium aus. Und jetzt das," zeigt sich von Mende enttäuscht. Allerdings ist die Sache noch nicht ganz vom Tisch. Immerhin hatte Scharping auch in Aussicht gestellt, dass die Kooperation mit Russland und der Ukraine in das europäische Projekt "eingebettet" werden könnte. Damit wären den Osteuropäern nennenswerte Zulieferungen sicher - und auch den Mitgliedsfirmen der deutschen Airtruck wie BMW Rolls Royce oder VDO Luftfahrtgeräte Werk. Ursprünglich sollten von den europäischen Nato-Partnern 288 Flugzeuge bestellt werden; darunter 75 aus Deutschland. Inzwischen wird, bedingt durch die Sparpolitik, mit niedrigeren Stückzahlen gerechnet. Das deutsche Ordervolumen wird in der Branche mit 40 Stück angegeben.

Martina Ohm

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