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Wirtschaft: IM INTERVIEW - Arbeitsmarktstatistik an der Realität vorbei

Statistik dem Wandel anpassenAm Donnerstag und Freitag befaßt sich im Wissenschaftszentrum Berlin eine Konferenz mit dem Thema "Arbeitsmarktstatistik zwischen Realität und Fiktion".Veranstalter ist die LWBB Längsschnitt-Werkstatt Berlin Brandenburg.

Statistik dem Wandel anpassen

Am Donnerstag und Freitag befaßt sich im Wissenschaftszentrum Berlin eine Konferenz mit dem Thema "Arbeitsmarktstatistik zwischen Realität und Fiktion".Veranstalter ist die LWBB Längsschnitt-Werkstatt Berlin Brandenburg.Über die LWBB sprach Alfons Frese mit Jürgen Schupp, Mitarbeiter des DIW sowie LWBB-Mitglied. TAGESSPIEGEL: Was ist eine Längsschnitt-Werkstatt? SCHUPP: Die LWBB will jungen, nicht etablierten Forschern, eine Diskussionsplattform geben und ihnen Ressourcen zur Verfügung stellen.Ressourcen, die erforderlich sind, um komplexe Langzeitstudien zu analysieren.Daher auch der Begriff Längsschnitt-Werkstatt.Die LWBB ist ans DIW angebunden und setzt sich im wesentlichen aus Wissenschaftlern des WZB, DIW und des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung zusammen.Ein Referent im Forschungsministerium ­ das die LWBB im übrigen mit 50 000 DM pro Jahr fördert ­ hat uns einmal als "Junge Wilde" bezeichnet.Das veranschaulicht den Ansatz, neue Wege zu gehen. TAGESSPIEGEL: Statistiker als "Junge Wilde" ­ schwer vorstellbar. SCHUPP: Es geht uns darum, Datensätze zur Messung des sozialen Wandels so anzupassen, daß sie auch tatsächlich die Realität abbilden.Und das ist heute nicht gegeben. TAGESSPIEGEL: Die monatliche Arbeitslosenstatistik ist also falsch? SCHUPP: Jedenfalls ist der Arbeitsmarkt flexibler und damit besser als sein Ruf.Doch diese Flexibilität wird nicht dargestellt.So gibt es rund zwei Millionen geringfügig Beschäftigte, die in der Statistik nicht erfaßt werden.Würde diese Gruppe berücksichtigt, dann wäre 1996 die Arbeitslosenquote einen Prozentpunkt niedriger gewesen. TAGESSPIEGEL: Also alles nicht so schlimm auf dem Arbeitsmarkt? SCHUPP: Doch.Es geht erstens um eine bessere Vergleichbarkeit ­ zum Beispiel berechnet die OECD Erwerbslosenquoten ganz anders.Und es geht um die Vermeidung von Prognosefehlern.Die Fehlerhäufigkeit nimmt zu, da die Statistik das Bild verzerrt.Schließlich gibt es Nachholbedarf bei Erfassung und Analyse des Erwerbsverhaltens der "Stillen Reserve".Das sind immerhin 3,2 Mill.Personen in Deutschland, die sich vom Arbeitsmarkt "zurückgezogen" haben.

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