zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Im Juni waren 4,3 Millionen Menschen ohne Job

Arbeitslosenzahl steigt im Jahresvergleich um 350 000 / Bundeskabinett beschließt Sonderprogramm für Langzeitarbeitslose

Berlin (anw/cba). Im Juni waren 4,3 Millionen Menschen ohne Arbeit. Dies berichteten „Bild“ und „Welt“ am Mittwoch unter Berufung auf die Bundesanstalt für Arbeit. Damit stieg die Zahl der Erwerbslosen gegenüber Juni 2002 um 350000. Im Vergleich zum Mai waren 40000 Arbeitslose weniger registriert. Die offiziellen Zahlen sollen am kommenden Dienstag bekannt gegeben werden.

Unter Volkswirten stoßen die neuen Arbeitsmarktdaten auf ein unterschiedliches Echo. So zeigt sich Rolf Schneider von der Dresdner Bank positiv überrascht. „Wir selbst gingen von einer JuniArbeitslosigkeit von 4,32 Millionen aus.“ Zwar sei die Bilanz immer noch „katastrophal“, man könne nun aber „spekulieren, ob eine erste Stabilisierung des Arbeitsmarkts abzusehen“ sei.

Ralph Solveen von der Commerzbank sieht hingegen „keine Wende zum Besseren“. Für den Jahresdurchschnitt 2003 geht er weiter von 4,5 Millionen Arbeitslosen aus. Diese Meinung vertritt auch Stefan Schneider von der Deutschen Bank: „Der Arbeitsmarkt wird sich nicht vor Mitte 2004 erholen.“ Selbst wenn die Konjunktur anziehe, wirke sich dies erst nach einem halben Jahr auf den Arbeitsmarkt aus.

Das Institut der deutschen Wirtschaft berichtet derweil von einer Million unbesetzter Stellen. Die meisten würden den Arbeitsämtern jedoch nicht gemeldet. Viele Firmen gingen über Anzeigen und private Arbeitsvermittler selbst auf die Suche.

Unterdessen beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch ein Programm, das Langzeitarbeitslose, die älter als 25 Jahre sind, wieder in den Arbeitsmarkt eingliedern soll. Ab dem 1. September sollen damit 60000 Empfänger von Arbeitslosenhilfe und 40000 Sozialhilfeempfänger schwerpunktmäßig in den neuen Bundesländern gefördert werden. Das Programm sieht in den Arbeitsämtern neue Sachbearbeiter vor. Die Betroffenen sollen in kommunalen Beschäftigungsstellen unterkommen und auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet werden.

Laut Arbeitsministerium wird das Programm zwei Jahre lang laufen und rund 860 Millionen Euro kosten. 2003 werden davon 65 Millionen fällig. Die Verteilung dieser Summe auf die einzelnen Ministerien werde erst am kommenden Montag festgelegt, sagte Finanzminister Hans Eichel (SPD). Ursprünglich hatte die Bundesregierung den Start des Förderprogramms bereits für vergangenen Dienstag angekündigt, doch die Minister stritten um die Finanzierung. Dieser Konflikt ist laut stellvertretendem Regierungssprecher Thomas Steg nun beendet.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false