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Wirtschaft: Im Kern ein Kraftwerk

Für Babcock-Borsig ist die Insolvenz eine neue Chance

Damit hätte kaum jemand gerechnet: Die – an Arbeitsplätzen gemessen – größte Firmenpleite des zurückliegenden Jahres endet nicht in einem Desaster. Von ehemals mehr als 20 000 Arbeitsplätzen des Maschinen und Anlagenbauers Babcock-Borsig aus Oberhausen scheinen 18 000 gerettet, davon allein 6000 durch den Verkauf von Tochtergesellschaften. Das ist die Bilanz der ersten sechs Monate, nachdem der Insolvenzantrag gestellt worden war. Bislang sind 1000 Kündigungen ausgesprochen worden.

Die Erklärung: Altlasten und ein riskantes Finanzmanagement trieben den traditionsreichen Industriekonzern aus Oberhausen in den Ruin. Schon vor fünf Jahren stand das Unternehmen kurz vor dem Konkurs. Babcock-Borsig besteht aus einem unübersichtlichen Geflecht von 160 verschiedenen Gesellschaften – früher waren es sogar doppelt so viele. Die Insolvenzverwalter haben jetzt alle Freiheit. Sie müssen auf Konzernstrukturen keine Rücksicht nehmen. Das Kerngeschäft (Service und Instandhaltung von Kraftwerksanlagen) ist relativ gesund, die Auftragsbücher sind voll. Kraftwerksbau ist derzeit ein schwieriges Geschäft, weil kaum neue Projekte in Angriff genommen werden. Doch Babcock ist in Europa eines der wenigen Unternehmen, das überhaupt noch in der Lage ist, Kraftwerke in jeder Größe zu bauen und instand zu halten. Deshalb interessieren sich auch Investoren für den Kern des alten Industriekonzerns. So könnte vielleicht sogar der Name Babcock-Borsig erhalten bleiben. Nur die Aktionäre werden von ihrem Geld nichts wiedersehen. fo

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