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Wirtschaft: Im Mai steigt die Stimmung der Wirtschaft

Ifo-Index weist überraschenden Anstieg des Geschäftsklimas aus. Chancen auf eine Konjunkturbelebung wachsen

Berlin (brö). Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Monat Mai überraschend aufgehellt. Der Stimmungsindikator, den das Münchner IfoInstitut für Wirtschaftsforschung ermittelt, stieg für Westdeutschland von 86,6 Punkten im April auf 87,6 Punkte, wie die Wissenschaftler am Montag mitteilten. In den beiden Vormonaten hatte sich die Stimmung jeweils weiter eingetrübt. In Ostdeutschland fiel das Plus nur ganz leicht aus, der Indikator stieg von 100,8 auf 100,9 Punkte. „Die Chancen für eine leichte konjunkturelle Belebung im zweiten Halbjahr haben sich verbessert“, sagte Hans-Werner Sinn, der Präsident des Ifo-Instituts. Die Aktienmärkte reagierten mit einem leichten Kursplus.

Die Stimmung in der Wirtschaft ist entscheidend für den weiteren Fortgang der Konjunktur. Erwarten die Unternehmen in den kommenden Monaten bessere Geschäfte, steigt ihr Optimismus. In diesem Zuge könnten die Investitionen und der Verbrauch wieder anziehen, was mit einem gewissen Zeitverzug auch eine Senkung der Arbeitslosigkeit bedeuten kann. Ohnehin ist die Stimmung von Firmen und Verbrauchern entscheidend für das Auf und Ab der Konjunktur. Das Ifo-Geschäftsklima ist einer der wichtigsten konjunkturellen Frühindikatoren in Deutschland. Das Institut ermittelt ihn, indem es allmonatlich 7000 Unternehmen verschiedener Branchen über ihre Einschätzungen für die nahe Zukunft befragt. Einer Faustregel zufolge steht die Wirtschaft vor einem Aufschwung, wenn das Barometer drei Monate in Folge bessere Stimmungswerte anzeigt.

Laut Ifo-Chef Sinn ist der Index im Westen vor allem deshalb gestiegen, weil die Wirtschaft für die kommenden sechs Monate optimistisch ist – hier stieg der Teilindex von 94,9 auf 97,2 Punkte. Besonders der Einzelhandel, die Industrie und der Großhandel hätten von einem besseren Klima berichtet. Dagegen habe sich die Einschätzung der Lage im Westen weiter verschlechtert. In den östlichen Bundesländern war es umgekehrt: Die Lage wurde besser beurteilt als die Aussichten. Pessimistisch waren insbesondere die Industrie, der Großhandel und das Baugewerbe.

Die Zahlen zeigen, dass der steigende Wechselkurs des Euro bislang noch keinen größeren Schaden in der deutschen Wirtschaft angerichtet hat. Am Montag stieg der Euro auf ein neues Vier-Jahres-Hoch zum Dollar und notierte mit Kursen um 1,1870 Dollar nur noch knapp unter seinem Rekordhoch. Dies schmälert die Erlöse der exportorientierten deutschen Wirtschaft. Entspannend wirke sich indes die weltpolitische Lage aus, befand das Ifo-Institut. „Es ist sehr positiv, dass sich die Erwartungen der Unternehmen nach dem Ende des Irak-Krieges verbessert haben“, sagte Ifo-Experte Gernot Nerb. Per saldo sei im Mai eine „hoffnungsvolle Erwartung“ der Unternehmen registriert worden. Es sehe außerdem so aus, als ob die Binnennachfrage in Schwung komme.

Andere Volkswirte äußerten sich indes skeptisch, ob dieser Wert bereits als Aufschwungsignal zu verstehen sei. Jörg Krämer, der Chefvolkswirt der Investmentgesellschaft Invesco, bezeichnete die Verbesserung des Klimas als „technische Reaktion“ nach den starken Rückgängen insbesondere des Erwartungsfaktors. Die Aussichten für eine Zunahme der Wirtschaftsleistung seien weiterhin düster. Im gesamten Jahr werde die Summe der hier produzierten Güter und Dienstleistungen nur um 0,1 Prozent zunehmen, glaubt der Wirtschaftsforscher.

Regierung gegen Deflationsdebatte

Unterdessen warnte das Bundesfinanzministerium vor einer Debatte über Deflationsgefahren. „Wir appellieren an alle Diskussionsteilnehmer, diese Debatte einzustellen, weil sie mit Sicherheit nicht zuträglich ist, sondern eher negative Auswirkungen haben kann“, sagte ein Ministeriumssprecher. Das Finanzministerium sehe weiterhin keine Deflationsgefahr in Deutschland. Auch die acht führenden Industrieländer sehen nach Auskunft des Wirtschaftsstaatssekretärs Alfred Tacke verstärkte positive Tendenzen für die Wirtschaftsentwicklung und keine Deflationsgefahr. „Deflationstendenzen sind überhaupt nicht zu erwarten“, sagte Tacke, der im Auftrag von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) den nächsten Weltwirtschaftsgipfel vorbereitet. Der Internationale Währungsfonds hatte jüngst vor den Gefahren einer Deflation, also eines Preisrückgangs auf breiter Front, in Deutschland gewarnt und dies mit der Wachstumsschwäche begründet. Die anhaltende Eurostärke sowie die für Mai ermittelte niedrigste Teuerungsrate seit drei Jahren hatten die Debatte weiter angeheizt.

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