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Wirtschaft: Im Schatten der Großen

Airbus und Boeing dominieren den Flugzeugbau – auch die Hersteller kleinerer Jets sind sehr erfolgreich

Paris - Airbus und Boeing liefern sich auf der Pariser Luftfahrtschau Le Bourget mit immer neuen Verkaufsmeldungen eine Medienschlacht. Im Schatten der beiden großen Flugzeugbauer stehen die Hersteller kleinerer Regionaljets, obwohl sie sich einer ständig wachsenden Nachfrage erfreuen. Dabei bekommen die Marktführer Bombardier (Kanada) und Embraer (Brasilien) neue Konkurrenz aus China, Japan und Russland.

Bombardier sieht nach einer in Paris vorgestellten Marktanalyse innerhalb der nächsten 20 Jahre einen weltweiten Bedarf von 11 200 Regionaljets mit 20 bis 149 Sitzen. Denn in diesem Zeitraum müssen rund 5500 ältere Flugzeuge ersetzt werden. Zudem wächst die gesamte Luftfahrtbranche derzeit außerordentlich stark.

Mit den kleineren Maschinen ließen sich zusätzliche Märkte erschließen und die Frequenzen auf weniger stark nachgefragten Kurzstrecken kundenfreundlich erhöhen, sagte Mauro Kern, der als Vizepräsident für die Luftfahrt beim Wettbewerber Embraer zuständig ist.

Gleich zwei neue Partnerschaften wurden vor diesem Hintergrund auf der weltgrößten Luftfahrtmesse geschlossen. Die russische Sukhoi Civil Aircraft Company, die bereits mit Boeing kooperiert, schloss eine strategische Partnerschaft mit der amerikanischen United Aircraft Corporation und der italienischen Finmeccanica- Gruppe. Danach beteiligt sich die Finmeccanica-Tochter Alenia mit 25 Prozent an der russischen Firma sowie an der Finanzierung von deren Superjet- 100-Regionalflugzeugfamilie. Gleichzeitig bestellte die Fluggesellschaft Itali Airlines als erster westlicher Kunde zehn dieser Maschinen. Damit liegen insgesamt 71 Bestellungen für den Superjet vor, der zum Jahresende erstmals abheben soll.

Zudem besiegelte Bombardier Aerospace eine strategische Kooperation mit der China Aviation Industry Cooperation (AVIC I), die den zweistrahligen Regionaljet ARJ21 für bis zu 90 Fluggäste entwickelt. Für ihn liegen bereits 71 Bestellungen chinesischer Fluglinien und Leasinggesellschaften vor, die erste Maschine soll im März nächsten Jahres fertiggestellt sein. Die Kanadier wollen 100 Millionen US-Dollar (75 Millionen Euro) in die Entwicklung einer größeren Variante für bis zu 149 Passagiere investieren. Dieses Modell würde die von Bombardier selbst geplante, neue Regionaljetfamilie gut ergänzen.

Ein möglicher weiterer Partner der Chinesen könnte Airbus werden. Hier wird noch nach einer Allianz mit einem Hersteller von Regionalflugzeugen gesucht. Ein anderer potenzieller Kandidat ist der japanische Industriekonzern Mitsubishi. Der stellte in Paris bereits ein Kabinenmodell seines für bis zu 96 Passagiere konzipierten Regionaljets MRJ vor. Neue Technologien sollen Treibstoffverbrauch und Lärmwerte erheblich senken. Ob aber, wie geplant, noch im Frühjahr 2008 mit dem Bau begonnen wird, hängt auch vom Ergebnis der Partnersuche ab.

In die Luft ging in Paris mit der ukrainischen Antonow An-148 schon ein weiterer zweistrahliger Regionaljet für bis zu 95 Passagiere, dessen parallele Serienproduktion in Kiew und dem russischen Voronesh bereits begonnen hat. Anfang nächsten Jahres soll das erste Flugzeug in den Liniendienst gehen. Bisher liegen schon 41 Bestellungen von Fluggesellschaften aus dem Bereich der ehemaligen Sowjetunion vor. Rainer W. During

Rainer W. During

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