zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Im Winter mehr als vier Millionen Arbeitslose

Im kommenden Winter wird die Arbeitslosenzahl voraussichtlich über vier Millionen liegen. Darauf deutet der beschleunigte Anstieg der Arbeitslosigkeit im Oktober hin.

Im kommenden Winter wird die Arbeitslosenzahl voraussichtlich über vier Millionen liegen. Darauf deutet der beschleunigte Anstieg der Arbeitslosigkeit im Oktober hin. Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit stieg die saisonbereinigte Erwerbslosenzahl im Oktober um 27 000; im September hatte die Zunahme 23 000 betragen. Arbeitsminister Walter Riester nannte die Lage "unbefriedigend und schwierig". In Berlin stieg die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl um 1000 auf 279 000. Grafik: Arbeitslosenquote im Oktober Arbeitslose Oktober 2001 bis Oktober 2001 Nach den jüngsten Zahlen ist nun mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahl über vier Millionen in den kommenden Monaten zu rechnen. Zu Spekulationen, wonach die Zahl der Arbeitslosen bereits im Dezember wieder über die Vier-Millionen-Marke steigen werde, wollte sich der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, nicht äußern. Gemessen an der Entwicklung der Vorjahre dürfte die Vier-Millionen-Marke spätestens im Januar überschritten werden. Denn im Durchschnitt der vergangenen vier Jahre stieg die Arbeitslosigkeit vom November bis Februar um rund 500 000.

Im Oktober gab es auf dem deutschen Arbeitsmarkt mit 3,726 Millionen Arbeitslosen die schwächsten Oktober-Daten seit vier Jahren. Saisonbereinigt ( siehe Lexikon ) stieg die Zahl der Arbeitslosen in diesem Oktober um 27 000 auf 3,915 Millionen. Jagoda machte für den saisonbereinigten Anstieg der Erwerbslosenzahlen hauptsächlich die abkühlende Weltkonjunktur verantwortlich. Die Folgen der Terrorangriffe hätten den Arbeitsmarkt nur leicht belastet.

Von dem Einbruch auf dem Arbeitsmarkt war auch im Oktober der exportorientierte Westen stärker betroffen als der Osten Deutschlands, wo die Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau stagnierte. In den alten Bundesländern wurden im Oktober 2,413 Millionen Arbeitslose registriert. Das waren 9100 weniger als im Vormonat, aber 70 200 mehr als vor einem Jahr. In den neuen Bundesländern ging die Zahl der Menschen ohne Beschäftigigung um 8400 auf 1,313 Millionen zurück. Das waren 44 300 mehr als vor zwölf Monaten. Die Arbeitslosenquote lag im Westen bei 7,2 Prozent, im Osten bei 16,8 Prozent. Wegen der hohen Arbeitslosenzahl will die Bundesanstalt für Arbeit nach Jagodas Angaben im nächsten Jahr bei der Bundesregierung einen Zuschuss von zwei Milliarden Euro beantragen.

Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) räumte am Dienstag ein, die Lage auf dem Arbeitsmarkt sei "unbefriedigend und schwierig". Ursache sei die weltweite Konjunkturschwäche, die Deutschland besonders hart treffe. Dagegen warfen Oppositions-Politiker der Bundesregierung Untätigkeit vor. Nach Ansicht von CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer hat Bundeskanzler Gerhard Schröder "die Arbeitslosen abgehakt". Im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit forderte Meyer, "dem Mittelstand mehr Luft zum Atmen zu geben", indem der Arbeitsmarkt stärker dereguliert werde.

"Mit einem Fuß in der Rezession"

Unterdessen konstatierten die privaten Banken, dass Deutschland bereits "mit einem Fuß in der Rezession" stehe. Nach einer Stagnation im zweiten Quartal sei im dritten und vierten Quartal ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts zu befürchten, stellte der Bundesverband deutscher Banken fest. Auch die Perspektive der Weltwirtschaft sei so schlecht wie lange nicht mehr. Für das kommende Jahr prognostizieren die Chefvolkswirte der Banken für Deutschland nur ein Wirtschaftswachstum von einem Prozent. In Europa sei mit einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent zu rechnen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet in der Eurozone in diesem Jahr ein Wachstum von 1,6 Prozent und 2002 von 1,5 Prozent. Im Ausblick von Ende September ging der IWF noch von 1,8 Prozent in diesem Jahr und 2,2 Prozent im kommenden Jahr aus.

Nach Aussagen von Finanzminister Hans Eichel könne die schwache Konjunktur im nächsten Jahr auch zu einem höheren öffentlichen Haushaltsdefizit führen. Für das laufende Jahr hatte Eichel ursprünglich ein Defizit von 1,5 Prozenht des Bruttoinlandsprodukts angestrebt. Nach einer Prognose der EU-Kommision wird Eichel dieses Ziel klar verfehlen und bei einem Defizit von 2,5 Prozent landen.

dr

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false