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Wirtschaft: Imageprobleme bremsen MLP

Finanzdienstleister senkt Wachtumsprognose von 30 auf 20 Prozent/Kommunikation soll verbessert werden

Frankfurt (Main) (ro). Wachstumsraten von mehr als 30 Prozent sind für den Finanzdienstleister MLP vorerst passé. „Wir werden uns in den nächsten ein bis eineinhalb Jahren seitwärts bewegen“, sagte Vorstandschef Bernhard Termühlen am Donnerstag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen in Frankfurt. Man sei aber auf dem besten Weg, das am Kapitalmarkt verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen. Von 2003 an rechnet der Heidelberger Finanzdienstleister wieder mit Wachstumsraten von mehr als 20 Prozent. „MLP wird schon im nächsten Jahr auf den bisherigen nachhaltig profitablen Wachstumskurs zurückkehren“, sagte Termühlen. An der Börse erholte sich die Aktie von ihren schweren Vortagsverlusten und stieg am Donnerstag um 5,56 Prozent auf 15,00 Euro.

Für das laufende Jahr erwartet Termühlen im Vergleich zu 2001 einen um ein Drittel niedrigeren Vorsteuergewinn von etwa 100 Millionen Euro. Vor den Turbulenzen um mögliche Bilanztricks und dem Absturz der Aktie war der Finanzdienstleister noch von einem Zuwachs um ein Drittel ausgegangen. Im ersten Halbjahr erreichte MLP ein Ergebnis vor Steuern von 28,6 Millionen Euro, 19 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Der Umsatz erhöhte sich im ersten Halbjahr insgesamt um 15 Prozent auf 506 Millionen Euro, im zweiten Quartal allerdings lag das Plus nur noch bei elf Prozent. Besonders gut lief das Versicherungsgeschäft mit einem Zuwachs von 30 Prozent. Die Zahl der Berater erhöhte sich um 23 Prozent auf rund 2840.

„Wir waren angreifbar“

Termühlen wies am Mittwoch erneut alle Anschuldigungen gegen die Rechnungslegung des Unternehmens zurück, räumte allerdings auch eigene Fehler ein. Die Bilanzen seien rechtlich und wirtschaftlich einwandfrei. „Wir hatten Kommunikationsschwächen. Deshalb waren wir angreifbar.“ MLP hat es nach Ansicht seines Vorstandsvorsitzenden bisher versäumt, das „erfolgreiche“ Geschäftsmodell der Öffentlichkeit ausreichend zu erklären. Dies soll künftig auch mit Hilfe eines Finanzchefs besser werden. Spätestens Ende 2002 soll er berufen werden.

Daneben wollen die Heidelberger im Herbst eine Imagekampagne starten. Insgesamt will MLP in diesem Jahr einen, so Termühlen, „deutlichen zweistelligen Millionenbetrag“ aufbringen, um das Image wieder zu heben und auch juristisch gegen unberechtigte Kritik vorzugehen. Der MLP-Chef stellte klar, dass man die Ermittlungen der Heidelberger Staatsanwaltschaft wegen angeblicher Bilanzunregelmäßigkeiten aktiv unterstützt. Derzeit bereitet MLP eine detaillierte Erläuterung des eigenen Rückversicherungsgeschäftes für die Staatsanwaltschaft vor.

Kundenbindung statt Neugeschäft

Angesichts der Turbulenzen um das Unternehmen einschließlich der Angriffe eines Anlegermagazins, das unterstellt hatte, MLP bilanziere falsch, sei es nicht verwunderlich, dass auch das eigentliche Geschäft in Mitleidenschaft gezogen worden sei, sagte Termühlen. Der Image-Schaden sei schwer zu messen. Die MLP-Berater hätten sich zuletzt stärker um Kundenbindung statt Kundengewinnung kümmern müssen. Es habe aber keine außergewöhnlich hohen Abgänge gegeben. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2001 stieg die Zahl der Kunden um 18 Prozent auf 486.000. Im zweiten Quartal konnten aber nur 9000 neue Anleger und Versicherungsnehmer gewonnen werden. 2007 will MLP über eine Million Kunden zählen.

Ein Grund für die Revision der Ergebnisprognose ist laut Termühlen aber auch eine zeitlich neu gestaffelte Vereinnahmung von Abschlussvergütungen im Lebensversicherungsgeschäft, just der Bereich, der in der Kritik steht. MLP hatte Umsätze erzielt, indem künftige Provisionseinnahmen aus Policen an Rückversicherer verkauft wurden. Das erbrachte 2001 noch Umsätze von knapp 58 Millionen Euro. Dies wird 2002 nicht mehr praktiziert. Seit April agiert MLP nach einem neuen Tarifsystem, in dem Abschlusskosten dem Kunden nicht auf einen Schlag in Rechnung gestellt, sondern auf sechs Jahre verteilt werden.

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