zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Immer mehr Käufer entscheiden sich für diese relativ sichere Anlage

Die Luft an den Börsen wird wieder dünner. Nachdem der Dax sich wochenlang oberhalb der 7000er-Markte etabliert hatte, sind jetzt Rückgänge von 150 Punkten am Tag keine Seltenheit mehr.

Die Luft an den Börsen wird wieder dünner. Nachdem der Dax sich wochenlang oberhalb der 7000er-Markte etabliert hatte, sind jetzt Rückgänge von 150 Punkten am Tag keine Seltenheit mehr. Mancher Anleger sieht sich nun bestätigt: "Aktien sind doch keine sichere Anlage." Die Sehnsucht nach dem sicheren Hafen, den sogenannten Rentenpapieren wächst. Wer nicht für alle Zeit auf festverzinsliche Papiere umsteigen will, wer in einem längeren Zeitraum auf steigende Kurse setzt, dem bieten sich die Anlage in Wandelschuldverschreibungen (Wandelanleihen) an.

Wandelschuldverschreibungen sind salopp ausgedrückt Zwitter. Der Anleger zeichnet zunächst eine festverzinsliche Anleihe, die er nach einer festgelegten Sperrfrist in eine vorher festgelegte Anzahl Aktien umgetauschen kann. Der Anleihegläubiger wandelt sich dann zum Aktionär. Anzuraten ist ein Blick auf die Konditionen, die sehr vielfältig sein können. In aller Regel besteht keine Wandlungspflicht. Die Rückzahlung der Anleihe erfolgt dann zum Nennwert. Die Vorteile für den Anleger liegen auf der Hand. Er kann vom eventuellen Kursanstieg der Aktie profitieren, muss deren Weg nach unten aber nicht mitgehen. Ein Sonderfall der Wandelschuldverschreibung ist die Optionsanleihe, bei der Bezugsrecht für die Aktien und Anleihe separate Wertpapiere sind.

Beim Kauf einer Wandelschuldverschreibung sollten Anleger ferner beachten, dass die Papiere liquide sind. Denn das Papier lohnt sich erst, wenn der Anleger die Wandelschuldverschreibung jederzeit wieder an der Börse verkaufen kann. Und auch nur dann ist die Geldanlage auch kurzfristig wieder verfügbar. Allerdings droht dann auch die Gefahr von Kursverlusten. Der aktuelle Kurs einer Wandelschuldverschreibung hängt dabei vor allem vom Optionskurs und dem realen Kurs der Aktie ab. Liegt der Kurs der Aktie deutlich unter dem Optionspreis, benutzen die Börsianer den Begriff "aus dem Geld". Der Kurs der Wandelschuldverschreibung wird dann wesentlich vom Rentenmarkt bestimmt: Wenn ihre Verzinsung über dem Durchschnittsniveau liegt, ist auch ihre Notierung höhert. Liegt der Kurs der realen Aktie über dem Optionspreis, ist die Schuldverschreibung "im Geld". Nun bestimmt der Aktienmarkt die Höhe der Notierung des Papiers.

Gehörten Wandelschuldverschreibungen in der Bundesrepublik noch in den fünfziger Jahren zu den durchaus gängigen Börsen-Wertpapieren, nahm ihre Zahl in den siebziger Jahren stark ab. Gegen die Konkurrenz des Staates, der die Zinsen nach oben trieb und Bundesanleihen Ende der siebziger Jahre mit rund zwölf Prozent verzinste, kam die private Wirtschaft nicht mehr an. Sie konnte sich kein Geld zu festen Zinssätzen auf den Kapitalmärkten leihen. Noch 1987 wurden gerade einmal fünf inländische Wandelschuldverschreibungen mit einem Gesamtvolumen von 852 Millionen Mark notiert. Erst in den vergangenen Jahren hat es wieder eine Renaissance der Wandelschuldverschreibungen und Optionsanleihen gegeben. Populär wurden sie vor allem durch den Trend, einen Teil der Managergehälter in Form von Aktienoptionen zu zahlen.

Aktuelle Zahlen über das Gesamtvolumen der an den deutschen Börsen derzeit gehandelten Wandelschuldverschreibungen sind schwer zu erhalten - die Deutsche Börse AG führt keine Statistiken. Ronald Weichert, Pressesprecher der Deutschen Bank in Frankfurt (Main), nennt ein Volumen (berechnet nach der Marktkapitalisierung) von mindestens 93,2 Milliarden Euro. Das Institut gehört zu den führenden deutschen Emissionshäusern für Wandelschuldverschreibungen. Es hat beispielsweise eine Anleihe aufgelegt, die in Aktien der Allianz umgewandelt werden kann, und - gerade aktuell - eine, die in Mannesmann-Aktien getauscht werden kann.

Daniel Rhee-Piening

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false