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Wirtschaft: Immer mehr Mut

Die Zahl der Existenzgründungen stieg im vergangenen Jahr deutlich

Schlummert in den Angestellten und all denen, die es wieder sein wollen, ein bislang unerkanntes UnternehmerGen? Arbeitsmarktpolitiker jedenfalls behaupten, dass hier zu Lande deutlich mehr Bürger das Zeug zum Unternehmer haben, als es die Erwerbstatistiken bislang aufzeigen. Noch liegt die Selbstständigenquote von 11,2 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland weit unter dem europäischen Niveau. Berlins Wirtschaftsstaatssekretär Volkmar Strauch beispielsweise ist überzeugt, dass das „Klima für Gründungen besser wird“ und dass man „gründen lernen kann“. Sein Potsdamer Amtskollege Wolfgang Krüger spricht sogar von einem „tollen Potenzial an Unternehmern in der Region“. Unter der Überschrift „Wir suchen Sie: Die Unternehmerinnen und Unternehmer“ laden die Wirtschaftsministerien der beiden Nachbarländer in Zusammenarbeit mit der Messe- und Ausstellungsgesellschaft Lübeck zum Besuch der Degut 2005 ein.

Das Interesse an Gewerbeanmeldungen steigt rasant. Mit 47158 neuen Einträgen im vergangenen Jahr wurden allein in Berlin 26 Prozent mehr Unternehmen als noch 2003 neu verzeichnet. Trotz 30404 Abmeldungen blieb ein positiver Saldo von 16754 Unternehmen. Für Andreas Bißendorf von der Investitionsbank Berlin (IBB) unterstreicht das nicht nur die Gründungsbereitschaft der Berliner, sondern auch deren unverzichtbare Rolle für den Wirtschaftstandort: „Zwei von drei Berliner Industrieunternehmen sind erst Anfang der 90er Jahre gegründet worden. Ohne sie wäre der Unternehmensbestand in den zehn Jahren nach der Wiedervereinigung von 3000 auf 1000 gefallen, so ist er sogar leicht gestiegen.“ Bernd-Arnim Schmidt von der ILB sekundiert mit dem Hinweis darauf, dass mit dem Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg mehr als 500 Unternehmensgründungen in den vergangenen zehn Jahren initiiert wurden. Nicht zuletzt aufgrund solcher Initiativen betrage der Selbstständigenanteil in Berlin derzeit 13 Prozent, fast zwei Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt. Auch Brandenburg überschreite den Durchschnitt aller 16 Länder – um immerhin 0,2 Prozent.

Doch der überdurchschnittliche Gründermut in Berlin und Brandenburg ist nicht immer die logische Folge einer genialen Geschäftsidee. Da wird die Gründung einer eigenen beruflichen Existenz oft als einzige Möglichkeit gesehen, der Dauerarbeitslosigkeit zu entgehen. Nach Berechnungen des Bonner Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) erhalten mittlerweile etwa 52 Prozent aller Gründungen und 78 Prozent aller Kleinstgründungen staatliche Fördermittel, etwa Überbrückungsgeld oder Mittel für den Aufbau einer Ich-AG.

Die Mehrheit dieser so genannten Solo-Selbstständigen schafft außer ihrem eigenen keine weiteren Arbeitsplätze. Nur noch 23 Prozent aller Gründungen, die ins Handelsregister oder in die Handwerksrolle eingetragen werden, sind eine Betriebsgründung im engeren Sinn, stellen also direkt zur Gründung sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter ein. Rückläufig ist auch der Anteil der Unternehmensgründungen, die ins Handelsregister beziehungsweise die Handwerksrolle eingetragen werden und direkt bei der Gründung Arbeitsplätze für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte schaffen. 2004 sind nur etwa 23 Prozent aller Gründungen eine solche Betriebsgründung im engeren Sinne, 2003 waren es noch fast 24 Prozent. rch

Mehr Infos im Internet:

www.ifm-bonn.de, www.kfw-mittelstandsbank.de, www.b-p-w.de

www.nexxt.org, www.asu.de

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