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Abfahrt. Verbindungen von und nach Berlin sind besonders beliebt.

© picture alliance / dpa

Immer mehr Verbindungen: Studie: Deutscher Fernbus-Markt boomt

Die Zahl der Fernbus-Strecken hat sich binnen eines Jahres verdreifacht. Besonders beliebt sind Verbindungen von und nach Berlin.

Touristen und kein Ende. Die Zahl der Berlin-Besucher kennt offenbar keine Grenzen. Im Internet ist es die meistgesuchte Stadt der Deutschen, meldet die Verkehrsplattform Goeuro.de – jeder Fünfte, der eine Reise plant, nennt als Ziel die Hauptstadt. München (7,2 Prozent der Anfragen), Hamburg (6,5 Prozent) und Köln (4,4 Prozent) folgen erst mit weitem Abstand. An Silvester steht der nächste Ansturm an – mit rund einer Million Besuchern sei dann zu rechnen, erklärte das Unternehmen.

Preiswerte Verkehrsmittel befeuern den Boom. Erst waren es Billigflieger, nun sind die Fernbusse hinzugekommen. Seit einem Jahr ist der Markt liberalisiert, bis dato durften Fernbusse der Eisenbahn keine Konkurrenz machen. Das hat die schwarz-gelbe Bundesregierung geändert, seither ist das Angebot beträchtlich gewachsen. Das zeigt nach Tagesspiegel-Informationen eine neue Studie des Berliner Iges-Instituts, die der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen in Auftrag gegeben hat. Fahrgäste können demnach aktuell aus 5100 innerdeutschen Fahrten pro Woche wählen – das ist eine Zunahme um 230 Prozent im Vergleich zum Januar. Damals waren es noch 1540 Fahrten pro Woche. Die Studie soll an diesem Montag vorgestellt werden.

MeinFernbus hat das größte Angebot

Die Zahl der Fernbuslinien, die Städte verbinden, hat der Studie zufolge entsprechend deutlich zugenommen. Es gab einen Anstieg von 62 auf 138 (plus 123 Prozent). Die Unternehmen böten gezielt Strecken an, auf denen es zuvor keine Reisemöglichkeit gegeben habe, heißt es in der Studie. Vor allem mittelgroße Städte etwa in Baden-Württemberg und Bayern profitieren von den neuen Verbindungen, aber auch strukturschwache Regionen auf dem Land. Die Preise der Fernbusse liegen oft unter denen der Bahn, dafür ist die Fahrzeit gerade bei weiten Entfernungen oft erheblich länger.

Nach der Iges-Untersuchung agieren derzeit knapp 40 Betreiber auf dem deutschen Markt. Der jüngste prominente Einsteiger waren die Deutsche Post und der ADAC, die gemeinsam ein flächendeckendes Netz von Busstrecken aufbauen. Derzeit führt, gemessen an den angebotenen Fahrplankilometern, aber noch MeinFernbus aus Berlin mit einem Marktanteil von 39,7 Prozent. Es folgen die Busse der Deutschen Bahn (21,7 Prozent), Flixbus (14,8 Prozent), ADAC Postbus (7,5 Prozent) und city2city (4,8 Prozent).

Die Anbieter decken ein großes Komfort-Spektrum ab, wie eine Übersicht des Vergleichsportals Fahrtenfuchs.de zeigt. Mal sind zwischen den Sitzreihen 72 Zentimeter Platz, mal bis zu 87. Mal dürfen Passagiere vier Koffer ohne Aufpreis mitnehmen, mal nur einen. Mal gibt es Internet, mal nur theoretisch, mal gar nicht.

„Die rapide Zunahme der Fahrten zeigt, welche Dynamik in dem noch jungen Markt steckt“, sagte Christiane Leonard, Hauptgeschäftsführerin des Omnibus-Verbands BDO, dem Tagesspiegel. Nun sei wichtig, dass die Fernbusse in den Städten angemessen ausgestattete Terminals bekämen. Dazu gehörten eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, Wetterschutz, Toiletten, Ticket- und Lebensmittelverkauf sowie eine Versorgungsinfrastruktur für Busse.

Allerdings rechnen Fachleute nicht damit, dass das Wachstum der Fernbusbranche unbegrenzt anhält. Die Anbieter liefern sich einen erbitterten Kampf um Marktanteile. Mittelständler wie MeinFernbus fürchten daher die Wirtschaftskraft der Großen, etwa der Deutschen Post, die bei Kampfpreisen einen sehr langen Atem haben dürfte. Hat sich der Markt erst einmal konsolidiert, könnte es mit den billigen Tickets in die Hauptstadt vorbei sein.

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