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Wirtschaft: Immer tiefer abgerutscht

Bernd Fahrholz agiert glücklos an der Spitze der Dresdner Bank

Schon im April klang es nicht überzeugend. „2002 wird ein schwieriges Jahr. Wir werden es aber erfolgreich meistern“, sagte Bernd Fahrholz als er die Zahlen der Dresdner Bank von 2001 erläuterte. Der 55jährige Honorar-Professor der Frankfurter Universität ist unumschränkter Chef der Dresdner Bank. Aber die ist seit Frühjahr 2001 nur noch ein Ableger der Allianz. In München ist Fahrholz nur zweiter Mann. Und er könnte bald noch weiter abrutschen. Die Dresdner Bank kommt nicht nur nicht aus dem Schlamassel heraus, sie rutscht immer tiefer hinein und zieht dabei auch die Allianz mit hinunter. Spätestens seit Ende September als Vorstandsmitglied Leonhard Fischer, einst gefeierter Jungbanker der Investmentsparte, gehen musste steht der gebürtige Oldenburger Fahrholz extrem unter Druck. Wenn es nicht bald spürbare Verbesserungen gibt, wird es auch für ihn eng. Schon kursieren Gerüchte Fahrholz werde seinen Hut nehmen, bevor der neue Allianz-Chef Michael Diekmann Ende April das Ruder übernimmt.

Fahrholz wiegelt gerne Probleme ab, sucht sie mit Anglizismen zu überspielen oder verbreitet Visionen - etwa von der Dresdner Bank als „fokussierter europäischer Beraterbank“ - die mehr vernebeln als klarstellen. Klar allerdings ist, dass es bei keiner anderen Großbank so schlecht läuft wie in seinem Haus.

Als hart aber herzlich wurde Fahrholz eingestuft als er im Mai 2000 nach der gescheiterten Fusion mit der Deutschen Bank an die Spitze der Bank rückte. Seitdem kommt das Institut nicht auf die Beine. Dabei wollte Fahrholz, der seit 1977 für die Dresdner Bank arbeitet, endlich für ruhigeres Fahrwasser sorgen. Aber auch die geplante Ehe mit der Commerzbank scheiterte. Die Allianz beendet zwar mit der Übernahme die Unsicherheit. Doch viel hat die Gruppe bis heute nicht zustande gebracht. Vor allem wegen der Dresdner Bank.

Der Verlust in diesem Jahr wird bei mindestens zwei Milliarden Euro liegen, unter anderem wegen von Fahrholz selbst ausgehandelter, mittlerweile wackeliger Kredite in Südamerika, wegen der ebenfalls von ihm vor zwei Jahren abgesegneten Halteprämien von 500 Millionen Euro für Investmentbanker und wegen überteuerter Käufe im Investmentbanking. Als problematisch erweist sich, dass Fahrholz nur schlecht delegieren kann. Andererseits orientiert sich Fahrholz selbst an strengen Vorgaben: Im Job kenne er keine Freundschaften, auch nicht im Vorstand.

Dem 55-jährigen Banker wird verstärktes Interesse für die Politik nachgesagt. Er lädt gerne zu Diskussionsrunden und schätzt dabei die Anwesenheit von Finanzminister Hans Eichel. Auch Bildungspolitik ist ihm ein Anliegen. Vor allem wegen Fahrholz gehört die Dresdner Bank zu den Sponsoren einer Eliteschule im Rheingau. Als Professor könnte er dort selbst lehren, als gescheiterter Top-Manager der Dresdner Bank wäre das schwierig. ro

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