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Immobilien: Trotz steigender Nachfrage: Günstige Häuser im Osten

Ein Haus für 80.000 Euro - in den alten Bundesländern gibt es dafür oft nicht einmal eine familientaugliche Wohnung, in den neuen Ländern geht es hingegen noch günstiger. Doch Berliner, die auf ein billiges Haus spekulieren, müssen sich jenseits von Teltow und Falkensee umsehen.

Dörfer, in denen nur noch die Alten leben, Plattenbauten, die verfallen – das sind Bilder, die man aus Ostdeutschland kennt. Wolfgang Lis spricht von einem ganz anderen Phänomen. Er redet von Boom, steigender Nachfrage und einem Bedarf, den die Makler nicht befriedigen können. Das Objekt der Begierde: gebrauchte Ein- oder Zweifamilienhäuser in ostdeutschen Klein- oder Mittelstädten. „Es gibt nicht genügend Häuser, um die Nachfrage zu decken“, klagt er.

Lis ist Sprecher der Geschäftsführung der LBS Immobilien GmbH, einer Tochter der Ostdeutschen Landesbausparkasse. Sein Job ist es, Häuser zu verkaufen. Seine Firma bietet gebrauchte Privatimmobilien im Osten an – außer in Thüringen und West-Berlin. Dort sind andere Landesbausparkassen zuständig.

Im ganzen Osten gesucht

Geht nicht gibt’s nicht, sagt Lis. In ganz Ostdeutschland würden gebrauchte Einfamilienhäuser gesucht – egal, ob in Frankfurt an der Oder, in der Lausitz oder in Mecklenburg-Vorpommern. Dorthin ziehen besonders gern Polen, die in Deutschland leben, aber weiter in ihrem Heimatland arbeiten. „Die Häuser sind hierzulande billiger als in Polen“, sagt Lis. Zwar können seit dem 1. Mai auch Deutsche Immobilien in Polen kaufen, doch die Kaufpreise würden so sehr schwanken, dass das Geschäft nicht in Schwung komme, meint der LBS-Mann.

Ganz anders westlich der Grenze. Hier geht mancher Interessent leer aus, der gern zuschlagen würde, weiß Lis. Im vergangenen Jahr hat die LBS Immobilien mit einem Volumen von 167 Millionen Euro vermittelt, rund sechs Millionen mehr als im Vorjahr. Um 20 bis 30 Prozent hätte man das Volumen steigern können, wären nur genügend Objekte auf dem Markt, klagt der Makler.

Klein- und Mittelstädte sind attraktiv

Der Grund: Der Bedarf ist groß, sagt Lis, und die Preise sind niedrig. Weil ostdeutsche Frauen früher mit Anfang 20 Kinder bekommen haben, brauchen ostdeutsche Familien spätestens mit 50 eine Wohnung für sich, eine Wohnung oder zwei für die Kinder, die mit Mitte 20 aus dem Haus gehen, und dann auch noch eine Wohnung für die Eltern. Auch die vergleichsweise hohen Renten machen sich bemerkbar. Weil im Osten oft beide Partner berufstätig waren und das über lange Zeit, können sich viele im Alter eine Immobilie leisten, berichtet Lis.

Gefragt seien besonders Klein- und Mittelstädte. Denn in den Großstädten wie Dresden, Leipzig, Rostock oder Schwerin seien die Preise genauso hoch wie im Westen. Daher würden immer mehr Normalverdiener auf kleinere Orte im Umland ausweichen. Das Problem: In vielen Gemeinden sind zu DDR-Zeiten zwar jede Menge Plattenbauten gebaut worden, die jetzt vielfach leer stehen, aber so gut wie keine Privathäuser. „In Frankfurt an der Oder haben die Makler nicht genügend Objekte“, berichtet Lis.

Ein "ordentliches" Haus für 60.000

Gut 88.000 Euro – das ist der durchschnittliche Kaufpreis für ein Einfamilienhaus, das die LBS im vergangenen Jahr vermittelt hat. Die Preise seien in den letzten Jahren weitgehend stabil gewesen, berichtet Lis. Allerdings komme es auf die Lage an. Immobilien in Randlagen, an Bundesstraßen oder Bahnlinien können dramatisch an Wert verlieren, Häuser im Ortskern dagegen nicht, verspricht der Makler. Weitere Kriterien für den Standort: Wie gut sind die Datenleitungen fürs Internet und hält der Regionalexpress im Ort?

„Für 60.000 bis 80.000 Euro kann man in Ostdeutschland ein ordentliches Einfamilienhaus bekommen“, schwärmt Lis, „im Westen gibt es dafür noch nicht einmal eine Drei-Zimmer-Eigentumswohnung“. Berliner, die für 90.000 Euro ein Haus kaufen wollen, müssen sich allerdings jenseits von Teltow und Falkensee umsehen. Makler Lis empfiehlt Velten oder Werder.

Der Mann von der Bausparkasse hält Einfamilienhäuser im Osten für ein gutes Investment. Kummer macht ihm aber die Finanzkrise. Immer häufiger würden Hausbesitzer ihre Verkaufsaufträge zurückziehen. „Die wissen nicht, wo sie das Geld aus dem Verkauf anlegen sollen“, sagt Lis.

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