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Immobilien: "10 Millionen für 11 Schlösser"

Sanierung und Ökonomie bei märkischen SchlössernVON HEIKO SCHWARZBURGER B auherren beklagen sich oft über zu hohe Auflagen des Denkmalschutzes.Doch in anderen europäischen Ländern wird selbstverständlicher mit den alten Gemäuern umgegangen.

Sanierung und Ökonomie bei märkischen SchlössernVON HEIKO SCHWARZBURGER B auherren beklagen sich oft über zu hohe Auflagen des Denkmalschutzes.Doch in anderen europäischen Ländern wird selbstverständlicher mit den alten Gemäuern umgegangen.Dazu befragte unser Mitarbeiter Heiko Schwarzburger den Geschäftsstellenleiter der Brandenburgischen Schlösser GmbH, Wolfgang Illert. Tagesspiegel: In wessen Auftrag übernimmt die Brandenburgischen Schlösser GmbH ihre Aufgaben im Denkmalschutz? Illert: Die Brandenburgische Schlösser GmbH wird zur Hälfte vom Land Brandenburg getragen.Der andere Gesellschafter ist die Deutsche Stiftung Denkmalschutz.Unser Betriebsziel ist es, die Schlösser und Herrenhäuser, die wir im Bestand haben, zu sichern und zu sanieren.Dafür stellen uns die zwei Gesellschafter jährlich je fünf Mill.DM bereit. Tagesspiegel: Wie viele historiche Gemäuer verwalten Sie? Illert: Uns gehören bislang vier Schlösser und Herrenhäuser.Bei weiteren sieben Objekten haben wir mit den Sanierungen begonnen.Unsere Bausubstanz datiert vom späten Mittelalter bis zum 19.Jahrhundert. Tagesspiegel: Warum Herrenhäuser? Reicht der Schutz der vielen Schlösser nicht aus? Illert: Die Herrenhäuser prägen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern das Gesicht des ländlichen Raumes, so wie die reichen Gutshöfe in Bayern.Deshalb müssen wir jedes einzelne Objekt bewahren. Tagesspiegel: Wodurch ist die Substanz am Stärksten bedroht? Illert: Durch Leerstand.Die meisten Gebäude wurden bis in die späten 80er genutzt, aber stehen nun leer.Die Dächer sind offen, Wasser dringt ein und Hausschwamm entsteht.Außerdem kommt nicht selten Vandalismus hinzu, also aufgebrochene Fenster und Türen.Wenn wir schon nicht sanieren können, müssen wir die Gebäude wenigstens retten, indem wir sie für eine spätere Sanierung notdürftig sichern.Das ist oft schon für 200.000 DM machbar. Tagesspiegel: Wie lange dauert die Sanierung dieser Häuser? Illert: Unsere ersten Sanierungsvorhaben sollen 1997 abgeschlossen werden.Dazu zählt Schloß Reichenow im Kreis Märkisch-Oderland und das Sondermann-Haus in Blankensee bei Potsdam.Ein Herrenhaus hat 20 bis 400 Zimmer.Da dauert eine Sanierung zwischen zwei und sieben Jahren.Der Aufwand für ein Schloß beträgt zwischen sechs und 30 Mill.DM. Tagesspiegel: Bis wann wird der ganze Bestand Brandenburgs saniert sein? Illert:Wir werden nicht alles in wenigen Jahren schaffen, das müssen wir auch nicht.Diese Aufgabe können wir für die kommende Generation bewahren.Doch dazu müssen wir jetzt alles sichern, damit die Möglichkeit einer langfristigen Sanierung erhalten bleibt. Tagesspiegel: Was passiert mit den sanierten Herrenhäusern und Schlössern? Illert: Die sanierten Gebäude sollen sich selbst tragen, dafür legen wir aber die Sanierungskosten nicht auf die Miete um.Die errechnet sich nur aus dem laufenden Unterhalt des Gemäuers.So können wir die Objekte einer verträglichen Nutzung zuführen. Tagesspiegel: Planen Sie eine Vermarktung mit Gewinn? Illert: Nein, Schlösser sind keine Renditeobjekte.Wenn jemand Rendite braucht, sollte er Industrieanlagen kaufen.Ein Geschäft kann man mit Schlössern nicht machen. Tagesspiegel: Verhindern hohe Auflagen im Denkmalschutz nicht die Rettung der Substanz? Illert: Denkmalschutz und die Erhaltung von Bausubstanz gehen ohne weiteres zusammen.Die meisten Bauherren machen allerdings den Fehler, daß sie ihre Bauplanungen zu spät mit den Landesämtern für Denkmalpflege abstimmen.Die sollte man von Beginn an einschalten, das vermeidet spätere Blockaden. Tagesspiegel: Aber viele Bauherren beklagen, daß der Denkmalschutz in Deutschland zu detaillierte Vorschriften macht und zu viele Forderungen stellt... Illert: Von mir aus könnte es noch mehr Denkmalschutz geben.Es geht um das Bewußtsein, daß der Schutz von Denkmalen keine Last ist.In England zum Beispiel wird das kulturelle Erbe viel selbstverständlicher in die moderne Architektur einbezogen.In Deutschland hingegen ist es üblich, alle zwei Generationen eine Stadt abzureißen und neu aufzubauen. Tagesspiegel: Liegt im Denkmalschutz eine Chance? Illert: Natürlich, vor allem für das Handwerk.Das Aufarbeiten von historischen Baumaterialien ist im Kommen.Durch unsere Aufträge konnten wir Mitarbeiter verschiedener Firmen im Umland qualifizieren.Die Aufarbeitung eines alten Eichenfenster ist inzwischen sogar billiger als ein neues vergleichbarer Qualität.

HEIKO SCHWARZBURGER

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