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Immobilien: Attraktive Blätter in kräftigen Farben

Die Purpurglöckchen (Heuchera) vereinen eine Fülle von Eigenschaften, die bei Stauden geschätzt werden

In den letzten Jahren haben sich die Purpurglöckchen (Heuchera) zu den wichtigsten Blattschmuckstauden im Garten entwickelt. Vor allem zahlreiche neue Sorten mit attraktiven Blättern lösten einen wahren Boom aus. Hinzu kam die Eignung vieler Sorten für Arrangements in Kübeln oder Balkonkästen. Kein Wunder, denn die Purpurglöckchen vereinen eine Fülle von Eigenschaften, die bei Stauden geschätzt werden. Dazu gehören gedrungene Blatthorste, oft mit schön gezeichneten, gefleckten, gelappten oder gekerbten Blättern, aber auch straffe, teils locker verzweigte Rispen mit glöckchenartigen Blüten, die sich über den attraktiven Blättern erheben.

Seinen botanischen Namen erhielt das Purpurglöckchen durch Carl von Linné, der damit den angesehenen Botaniker und Mediziner Johann Heinrich Heucher (1677-1747) aus Wien ehrte. Heucher war Anfang des 18. Jahrhunderts Professor an der Universität zu Wittenberg und veröffentlichte auch die Kataloge des dortigen Botanischen Gartens.

Die Gattung Heuchera gehört zur Familie der Steinbrechgewächse (Saxifragaceae) und umfasst 27 Arten, die von Mexiko bis Nordamerika verbreitet sind. Nur wenige davon haben in Kultur Bedeutung erlangt. Am längsten ist Heuchera americana bekannt, deren Heimat die trockenen Wälder im Osten Nordamerikas sind. Sie ist seit 1656 in Kultur und besticht vor allem durch ihre schönen dunkelgrünen Blätter, die im Jugendstadium rötlich geadert und überhaucht sind. Die Blüten erscheinen von Mai bis Juni, sind grünlichweiß, aber wenig attraktiv. Von dieser Art fand vor allem die Ausleseform Heuchera americana ,Purpurea‘ mit kräftig bräunlich marmorierten Blättern Verbreitung.

Aus dem Westen Nordamerikas kommt Heuchera cylindrica, eine Pflanze mit bis zu 90 Zentimeter hohen bräunlichen Blütenständen. Sie wird ebenfalls weniger wegen der Blüte kultiviert, sondern auf Grund der schönen herzförmigen, gelappten, in attraktiven Blattschöpfen vereinigten Blätter. Dagegen ist Heuchera cylindrica ,Greenfinch‘ auch wegen ihrer cremegrünen Blütenrispen von eleganter Wirkung.

Im Westen der USA ist Heuchera micrantha mit spitz gelappten, grau marmorierten Blättern zu Hause. Ein besonders reizvoller Anblick im Frühsommer ist der locker und duftige wirkende Blütenstand mit unzähligen kleinen rötlichweißen Blüten. Er wird bis 90 Zentimeter hoch und überdeckt die Pflanze wie ein Schleier. Besonders erlesen ist von dieser Art die Sorte ,Palace Purple‘ mit schokoladenbraunen Blättern und cremefarbenen Blüten. Aus Sämlingen dieser Sorte entstand ,Molly Blush‘, eine ausgezeichnete Pflanze mit purpurroten Blättern, über denen sich von Ende Juni bis September milchweiße, 50 bis 80 Zentimeter hohe Blütenstände erheben.

Ohne Zweifel ist Heuchera sanguinea die wertvollste Art. Erst seit 1882 in Kultur gilt sie als Prototyp des Purpurglöckchens und wird oft für Kreuzungen verwendet. Sie stammt aus den Südstaaten der USA wie Arizona und New Mexiko sowie nördlichen Teilen von Mexiko und wächst vor allem auf felsig-schottrigen Hanglagen. Die Pflanze bleibt mit 30 bis 40 Zentimetern Höhe gedrungen und hat rundlich-herzförmige, dunkelgrüne Blätter mit schwacher Zeichnung. Die Art ist sehr reich blühend und entfaltet von Mai bis Juli karminrote Blütenstände.

Aus Kreuzungen von Heuchera sanguinea mit Heuchera americana entstand bereits Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich Heuchera x brizoides. Lange Zeit waren die Sorten dieser Hybride die bekanntesten Formen der Gattung, von denen die scharlachrot blühende Sorte ,Red Spangles‘ oder die dunkelrote ,Pruhoniciana‘ wegen ihrer attraktiven Blütenstände ideale Partner für andere Stauden sind. Seit rund 15 Jahren wird das Sortiment der Purpurglöckchen durch ständige Auslese neuer Sorten unglaublich bereichert, wodurch diese Blattschmuckstaude einen wahren Eroberungszug durch die Gärten antrat.

Purpurglöckchen gedeihen allgemein auf sonnigen bis schattigen Plätzen, wobei leichter Schatten während der Mittagszeit günstiger ist. Rotlaubige Sorten zeigen an sonnigen Standorten allerdings die beste Ausfärbung der Blätter, während sie im Schatten schnell vergrünen. Sie bevorzugen einen frischen bis feuchten, humosen Boden und können es dort unter solch optimalen Bedingungen über viele Jahre aushalten. Da sie sich infolge ihrer Rhizome allmählich ausbreiten, bedecken sie bald größere Flächen.

Günstig ist es auch, den Boden gelegentlich mit Komposterde zu bedecken, da Pflanzen mit frei liegenden Rhizomen durch Kahlfröste geschädigt werden können. Ist der Standort nicht optimal, sollte man sie alle paar Jahre teilen und wieder einpflanzen. Es lohnt sich auch, gelegentlich eine Gabe Dünger zu verabreichen.

Von August/September oder gegen Ende des Winters kann man unschönes Laub abschneiden. Vor allem die durch ihre Blätter schmückenden Sorten sehen sehr viel schöner aus, wenn sie neue kräftige Blätter gebildet haben. Auch die Blütenstände sollte man entfernen, da die Pflanzen ohne vertrocknete Stängel besser wirken.

Bevorzugte Pflanzplätze sind Wege begleitende Beete, Beetkanten und Treppenwangen, aber auch Plätze in Hausnähe wie an der Terrasse. Als Begleitpflanzen eignen sich vorzüglich Astilben, Bartfaden, Elfenblumen, Funkien, Frauenmantel, Storchschnabel oder Strohblumen, aber auch attraktive Sorten der Wolfsmilch wie ,Fireglow‘ oder vom Herbstsedum sind einige der empfehlenswerten Nachbarn, wenn man bei der Gestaltung die Wirkung der Blatt- und Blütenfarben berücksichtigt.

Bezugsquellen. Lux Gartenbau, Breitscheidstraße 5, 01237 Dresden; Der Schattengarten Dirk Brahde, Rostocker Landweg 12, 18311 Ribnitz-Damgarten, Telefon: 0174 / 9143544, www.schattengarten.de; Staudengärtnerei Zur Linden, Linner Kirchweg 2, 49143 Bissendorf (Linne).

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