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Kennen Sie einen guten Makler? Seit rund einem halben Jahr finden sich mehrere Portale im Internet, auf denen Kunden die Leistung von Immobilienvermittlern bewerten können.

©  Kessel/txn

Ausgezeichnet von Kunden: Fünf Sterne für den Makler

Die Qualität der Leistung von Maklern ist gelegentlich umstritten. Jetzt kann man sie im Internet bewerten.

Zwei Monatsmieten plus Mehrwertsteuer für die Maklerprovision! Darüber ärgern sich viele Wohnungssuchende – vor allem in angespannten Märkten wie Berlin, wo es mittlerweile schwierig geworden ist, ohne Einschaltung eines Maklers eine Wohnung anzumieten. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht alle Makler kompetent sind: Wohl jeder, der auf Wohnungssuche gewesen ist, hat Erfahrungen mit Maklern gemacht, die keine Ahnung von der Wohnung haben, die sie vermitteln wollen – und in besonders dreisten Fällen noch nicht einmal einen Auftrag des Eigentümers haben. Sogar Maklerverbände kritisieren deshalb den Umstand, dass in Deutschland jeder, der einen Gewerbeschein hat, Wohnungen vermitteln darf – auch ohne den Nachweis entsprechender Sachkompetenz.

Umso wichtiger ist es für Miet- und Kaufinteressenten, Informationen über die Qualität des Maklers zu bekommen. Das Gleiche gilt für Eigentümer, die ihre Wohnung verkaufen oder vermieten wollen. Was bei vielen anderen Dienstleistungen bereits üblich ist, soll sich jetzt deshalb auch bei Immobilienmaklern durchsetzen: die Bewertung ihrer Leistungen im Internet.

„In wenigen Jahren wird niemand mehr eine Dienstleistung beanspruchen, ohne vorher im Internet die Bewertung angeschaut zu haben“, ist Jürgen Böhm, Mitbegründer des Online-Portals Immobilienscout24, überzeugt. Nachdem Böhm 2008 dort ausgestiegen war, beteiligte er sich an mehreren Internetunternehmen – darunter am Portal makler-empfehlung.de. Dieses erlaubt es Nutzern, Makler zu bewerten, und fragt zu diesem Zweck Bereiche wie Persönlichkeit, Fachwissen, Engagement bei der Vermarktung sowie Beratungs- und Serviceleistungen ab. Am Schluss steht eine Bewertung nach dem Sternesystem, wobei fünf Sterne das Maximum sind.

Makler reagieren zurückhaltend

Eine ähnliche Möglichkeit bietet seinen Nutzern seit September dieses Jahres der Branchenprimus Immobilienscout24. Auch hier sind fünf Sterne die Top-Bewertung. Ihre Erfahrungen mitteilen können vorerst Mieter und Käufer; voraussichtlich ab Februar 2013 sollen Vermieter und Verkäufer hinzukommen. Bewertet werden der Informationsgehalt des Exposés, die Erreichbarkeit des Maklers, dessen Beratungsqualität und die Frage, ob die Immobilie der Beschreibung entspricht. Ein Freitextfeld gibt es nicht. Damit kommt Immobilienscout Bedenken der Makler entgegen, die befürchten, unfairen Anwürfen ausgesetzt zu werden. Zudem können Makler, die ihre Bewertung nicht freigeschaltet sehen wollen, einer Veröffentlichung widersprechen.

Trotzdem reagiert Jürgen Michael Schick, Pressesprecher des Maklerverbandes IVD, reserviert auf das neue Angebot. Zwar sei jede Art von Transparenz für den Immobilienmarkt gut. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse die Bewertung von Maklern jedoch „in sinnvoller Form“ erfolgen. „Das bedeutet, dass nur wirkliche Kunden – also Käufer und Mieter sowie Verkäufer und Vermieter – den Makler bewerten dürfen und nicht allein die Interessenten“, betont Schick. „Denn sonst besteht die Gefahr, dass die Enttäuschung von Interessenten, die in den angespannten Wohnungsmärkten der Großstädte nicht zum Zug gekommen sind, zu einer negativen Bewertung des Maklers führt.“

Bewertung ist nicht gleich Bewertung

Diese Forderung von Schick erfüllt makler-empfehlung.de. Bei Immobilienscout hingegen kann jeder, der Kontakt mit dem Makler aufgenommen hat, eine Bewertung zumindest zu einem Teil der vier Kategorien abgeben. Aus diesem Grund lassen sich die Bewertungen in den unterschiedlichen Systemen nicht miteinander vergleichen, wie Internetexperte Böhm betont. Das ist nachvollziehbar: Ein Mieter, der über einen Makler seine Traumwohnung gefunden hat, bewertet den Vermittler zweifellos besser als ein Interessent, der – verärgert über die vermeintliche Unfähigkeit des Maklers – den Kontakt frühzeitig abgebrochen hat.

Wie aber lässt es sich vermeiden, dass Makler ihre Freunde zu positiven Bewertungen auffordern oder sich gleich selbst ein glänzendes Zeugnis ausstellen? Martin Mayer, Direktor von makler-empfehlung.de, versichert, dass jede einzelne Bewertung auf ihre Plausibilität geprüft werde. Auch Immobilienscout filtert nach eigenen Angaben Manipulationsversuche heraus. „Unser System stellt Auffälligkeiten bei Bewertungen automatisch fest“, erläutert Produktmanagerin Jessica Dewald.

Internetbewertungen sind Transparenz-Treiber

Aussagekräftig sind die bisherigen Informationsangebote, zu denen auch makler-bewertungsportal.de zu zählen ist, trotz allem nur bedingt. Der Grund: Noch ist die Zahl der Bewertungen gering. Wer beispielsweise im Branchenbuch von Immobilienscout einen vertrauenswürdigen Berliner Makler sucht, findet nur einige wenige, zu denen sich eine zweistellige Zahl von Meinungen findet. Dabei wird das Bild nach Ansicht von Jürgen Böhm erst ab zehn Bewertungen wirklich aussagekräftig. Trotzdem hält Böhm die Praxis, schon eine einzige Einschätzung zu veröffentlichen, für richtig: „Eine Bewertung ist immer noch besser als keine.“

Grundsätzlich hält Böhm den Siegeszug der Internetbewertungen für unaufhaltbar. Gerade der App-Store zeigt nach seinen Worten, „dass die Kaufentscheidung zum großen Teil auf Bewertungen und Ranglisten basiert. Diese sind in einer transparenten Welt die wichtigsten Treiber“ – und dem könnten sich auch Makler nicht entziehen. Zumindest seriöse Vertreter der Zunft seien dafür durchaus offen, beobachtet Jessica Dewald von Immobilienscout: „Nach unseren Erfahrungen begrüßen die meisten Makler die Bewertung, da sie ihnen die Möglichkeit bietet, sich von den Wettbewerbern abzugrenzen.“ Noch aber sind davon nicht alle überzeugt. Bei Immowelt jedenfalls, einem der großen Online-Immobilienportale, steht laut Pressesprecherin Barbara Schmid „die Einführung einer Maklerbewertung kurzfristig nicht im Produkt- und Innovationsplan“.

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