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Wohnquartier in der Nähe des Alexanderplatzes. Schon lange geplant, sollen in der Keibelstraße 6 jetzt endlich 280 Mietwohnungen errichtet werden.

© Strauss & Partner

Bauboom in Mitte: Und wieder drehen sich die Kräne

Während es in Kreuzberg nur wenige Neubauprojekte gibt, erlebt Mitte einen Boom beim Wohnungsbau.

In Kreuzberg wohnen wollen viele. Im Postleitzahlengebiet 10999 zum Beispiel – das ist die Gegend um das Kottbusser Tor – wurden Mietwohnungen nach Angaben des Immobilienunternehmens Jones Lang LaSalle in der ersten Hälfte dieses Jahres 39 Prozent teurer angeboten als zwei Jahre zuvor. Im Postleitzahlengebiet 10965, zu dem der Chamissoplatz gehört, betrug die Steigerung sogar 42,4 Prozent.

Trotzdem entstehen in Kreuzberg nur wenige neue Wohnungen. Der Grund: Baugrundstücke sind rar. Deshalb greifen Projektentwickler zu Tricks: Sie gehen an den Rand – oder bauen vormals gewerblich genutzte Gebäude um. Letzteres passiert in den Blücherhöfen, einem ehemaligen Gewerbehof in der Nähe des Südsterns. Hier sollen bis Ende 2015 rund 75 Wohnungen entstehen, deren Quadratmeterpreis nach Angaben der Vermarkter bei 3200 Euro beginnt.

Variante zwei – die Inbesitznahme von lange unbebauten Flächen – lässt sich in der Flottwellstraße beobachten. Hier, direkt am neuen Gleisdreieckpark, nimmt das Projekt Flottwellpromenade Gestalt an. Drei Bauabschnitte realisiert die G+P Immobilien Consult aus Münster: ein Hotel an der Ecke zum Schöneberger Ufer, ein Gebäude mit 43 Mietwohnungen im mittleren Bereich und ein weiteres mit 91 Eigentumswohnungen im Süden. Diese kosten nach Angaben einer Unternehmenssprecherin zwischen 3000 und 5000 Euro pro Quadratmeter und sind zwischen 51 und 153 Quadratmeter groß.

Obwohl das Vorhaben erst im Sommer 2015 abgeschlossen sein wird, sind bereits 70 Prozent der Eigentumswohnungen verkauft, je zur Hälfte an Eigennutzer und an Kapitalanleger. Dabei ist die Konkurrenz nah: Im südlichen Anschluss errichten die Berliner Groth-Gruppe und die niederländische Reggeborgh-Gruppe unter dem Projektnamen Flottwell Living elf Mehrfamilienhäuser mit zusammen 270 Miet- und Eigentumswohnungen. Die 122 Mietwohnungen hat bereits ein großer Investor, die Wohnbau GmbH aus Bonn, erworben. Einziehen können die Bewohner im Sommer 2015.

Anders als Kreuzberg erlebt Mitte wieder einmal einen Bauboom. Dabei handelt es sich nicht nur, aber auch um sehr teure Projekte – zum Beispiel um das yoo berlin neben dem Berliner Ensemble. Die Insolvenz des Generalunternehmers führte hier zu Verzögerungen, doch im Frühjahr 2014 will der Bauherr, die Schweizer Peach Property Group, die Wohnungen an die Käufer übergeben. Rund 80 Prozent der edlen Bleiben sind bisher verkauft oder reserviert. Das Maklerhaus Engel & Völkers zählt den Neubau Am Zirkus zu „den exklusivsten Lagen der Hauptstadt“ und beziffert die Quadratmeterpreise auf bis zu 15 000 Euro.

Im „Lux“ am Neustädtischen Kirchplatz, einem weiteren Luxusprojekt, haben nach Angaben des mit der Vermarktung beauftragten Maklers Nikolaus Ziegert bisher 46 von 64 Wohnungen einen Abnehmer gefunden. „Rund 50 Prozent der Käufer im Lux haben bereits einen Berliner Wohnsitz, sind aber in der Regel beruflich und privat stark international geprägt“, berichtet Ziegert. „Wer jetzt noch kaufen will, muss im Schnitt mit 8500 Euro pro Quadratmeter kalkulieren.“

Besonders viel gebaut wird jedoch in der Chausseestraße. „Dafür brauchte es einen Motor, und dieser Motor ist die Ansiedlung des Bundesnachrichtendienstes“, sagt Michael Ries, Vorstand der Kölner Pantera AG, die zusammen mit dem Fondsmanager Peakside Capital das Projekt The Garden realisiert. 274 Wohnungen – 160 Miet- und 114 Eigentumswohnungen – entstehen bis Mitte 2015 direkt am ehemaligen Mauerstreifen. Die Mietwohnungen haben die Projektentwickler bereits komplett an einen Großinvestor verkauft. Der kann laut Ries mit Mieteinnahmen von 12,50 bis 13,50 Euro pro Quadratmeter rechnen.

Ebenfalls in der Chausseestraße feierte die Hochtief- Tochter Formart im August das Richtfest für ihren Neubau Chaussee 121. Bis zum Sommer 2014 werden dort 91 – bereits verkaufte – Eigentumswohnungen fertiggestellt. Erst im Sommer begonnen haben die Bauarbeiten hingegen beim Living 108. Hier ist es wieder die Peach Property Group, die 128 Eigentumswohnungen anbietet. Neben normalen Wohnungen gibt es auch sogenannte Living Suites, die möbliert und für die kurzfristige Vermietung gedacht sind. Die Preisspanne für die 30 bis 121 Quadratmeter großen Apartments reicht von 110 000 bis 690 000 Euro. Und auch dafür scheint es eine Nachfrage zu geben: „Mittlerweile sind 43 Prozent der Wohnungen verkauft und zehn Prozent reserviert“, sagt ein Unternehmenssprecher.

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