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Lichtblick im Neubaugebiet. Häuser mit viel Holz müssen nicht altbacken wirken. Wer mag, schafft bewusst Kontraste mit Materialien wie Stahl oder Beton.

©  Promo/djd/flock-haus

Bauen mit Holz: Mein Freund, der Baum

Uriges Baumaterial mit moderner Anmutung: Beim Wohnen mit Holz kommt es auf die Kombination an.

Holzhütten sind etwas Tolles – im Ski- oder Wanderurlaub. Doch kaum jemand möchte die urige Wirkung von Räumen, deren Decken und Böden aus Holz bestehen, zu Hause haben. Oder vielleicht doch? Der große Meister des Holzbaus, der Architekt Peter Zumthor, hat der guten alten Holzhütte in Gestalt zweier Fe- rienhäuser im schweizerischen Kanton Graubünden ein modernes Gesicht gegeben: riesige Fenster und helles Holz in verschiedenen Maserungen an Decke, Boden und Wänden wirken heimelig, ohne zu erdrücken. Nur Häuser aus Massivholz hätten „diese besondere Ausstrahlung“ findet Peter Zumthor.

Tatsächlich ist Holz ein Material, das sein schönes Aussehen und seine schmeichelnde Oberfläche mit positiven Eigenschaften für die Behaglichkeit verbindet: Es dämmt gut und kann Feuchtigkeit aufnehmen oder abgeben und so als Puffer für das Raumklima dienen. Daher sollte man Holz nur mit diffusionsoffenen Anstrichen, Ölen oder Wachsen behandeln, empfiehlt der Ratgeber „Bauen und leben mit Holz“ (siehe Lesetipp).

Doch das Bauen mit massivem Holz ist kulturell eher in den Bergen verankert als in der Stadt. Wenn man das Material richtig kombiniert, passt es aber auch ins moderne Loft. Die Berliner Architektin Sabine Kassner, selbst ein Fan vom Bauen mit Holz, schlägt dafür zwei Strategien vor. „Die eine ist, bewusst Gegensätze zum Holz zu schaffen.“ Zum Beispiel mit Glas oder Metallen, etwa Edelstahl oder einem Regal aus Aluminium. „Aluminium ist negativ behaftet, weil es sehr energieaufwendig in der Herstellung ist. Es lässt sich aber gut recyceln“, spricht Kassner den ökologischen Aspekt an.

Feinputz aus Lehm, Bodenbeläge aus Padoukholz

Beton – grau oder eingefärbt – sei ebenfalls ein spannender Kontrast zu Holz. „Man kann dazu auch einen Industriefußboden setzen“, schlägt Sabine Kassner vor. Solche Böden werden oft mit Kunstharzen beschichtet und setzen so einen Kontrapunkt zum Naturprodukt Holz.

Der andere Weg ist, Holz mit anderen Materialien aus der Natur zu kombinieren. Diese Möglichkeit hat Peter Zumthor im Kölner „Kolumba“, dem Kunstmuseum des Erzbistums Köln, durchgespielt. Auch in diesem Gebäude wird Zumthor seinem Ruf gerecht, besonderen Wert auf die Auswahl der verwendeten Materialien zu legen: Ein lichtgrauer Ziegelstein kontrastiert dort mit einem Postkartenregal aus der edel gemaserten Roseneiche. Großflächig wurde ein Feinputz aus Lehm auf die hohen Wände aufgebracht. Die Bodenbeläge sind aus dem rötlichen Padoukholz, aus Jurakalk und Terrazzo – eine Anspielung auf die fast 2000-jährige Geschichte des Ortes.

Schon in der Antike wurden solche Fußböden aus Zement und eingearbeiteten farbigen Steinen hergestellt. Interessante Details sind Vorhänge aus Leder und die mit Leder umwickelten Türgriffe. Aber auch Zumthor setzt Beton und Metall als Kontraste ein: Fensterrahmen und Türen im „Kolumba“ sind aus Stahl. In den Toiletten wurde basaltgrauer Beton angeschliffen, mit Eisenoxid pigmentiert und anschließend gewachst.

Ton-in-Ton oder kräftige Kontraste?

Solche vielfältigen Kombinationen gehen schon in Richtung Gesamtkunstwerk. Zu Hause lässt sich Holz schlicht mit dem ökologischen Linoleum kombinieren. „Das ist nicht mehr nur etwas für Oma“, sagt Sabine Kassner. „Linoleum gibt es in wunderschönen Farben, und es macht eine gute, warme Atmosphäre.“

Farbliche Schwerpunkte im Raum kann man setzen, indem man das Holz streicht. Sabine Kassner empfiehlt eine transparente Lasur: „Dann ist das Holz trotzdem noch erkennbar.“ Wie bei den Materialien kann man entweder auf eine Kombination Ton-in-Ton setzen oder auf kräftige Kontraste. So haben die Innenarchitekten von Mim Design das Eichenparkett im Büro einer Projektierungsgesellschaft in Melbourne mit starken blau-grünen Farbakzenten ergänzt. Allein mit der Farbe Weiß gestalteten die Designer von „i29“ ein Turmzimmer auf dem Kaufhaus de Bijenkorf in Amsterdam. Im „Room on the roof“ sind nun regelmäßig Künstler untergebracht, die im komplett weißen Teil arbeiten und in der mit Holz ausgebauten Hälfte wohnen und schlafen.

Den Ratgeber „Bauen und leben mit Holz“, herausgegeben vom Deutschen Holzwirtschaftsrat, kann man im Netz herunterladen unter http://bit.ly/1MsCl0C

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