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Lohnt es sich, jetzt zu verkaufen? Diese Frage stellen sich heute viele Immobilienbesitzer mit Blick auf die steigenden Preise.

©  Franziska Koark

Baugeld: Wer verkaufen will, hat alle Zeit der Welt

Abwarten kann sich lohnen: Bei hoher Nachfrage steigen die Immobilienpreise.

Unter jungen Familien, denen ihre Wohnung zu klein wird, ist das Thema derzeit allgegenwärtig: In attraktiven Lagen werden kaum Häuser verkauft, und die wenigen, die es gibt, werden immer teurer. Wer verkaufen will, trifft also auf eine hohe Nachfrage und gute Preise – doch auch Abwarten kann sich lohnen. Noch ist kein Ende des Preisanstiegs in Sicht.

Die Immobilienpreise steigen und steigen, vor allem in den großen Städten. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin erwartet zum Beispiel für 19 der 25 deutschen Großstädte weiter steigende Preise, zum Teil deutlich oberhalb der Inflationsrate. Auch der Zentrale Immobilien-Ausschuss (ZIA) der deutschen Immobilienwirtschaft errechnet in seinem Frühjahrsgutachten für 2013 ein Plus von rund fünf Prozent. Gute Zeiten für Immobilieneigentümer also, die ihr Haus verkaufen wollen?

Die einen meinen: ja. „Jetzt ist ein günstiger Zeitpunkt zu verkaufen“, sagt Jürgen Michael Schick, Vizepräsident des Maklerverbands IVD in Berlin. „Unserer Einschätzung nach sind das zweite und dritte Quartal 2013 der ideale Zeitpunkt.“ Bei Immobilien beeinflusst die Lage maßgeblich den Preis. „Und in vielen Teilmärkten sind wir kurz vor dem höchsten Punkt. Wir glauben, dass sich die Preisentwicklung noch in diesem Jahr abflacht.“ Die Makler raten daher: „Jetzt verkaufen, wenn alle kaufen wollen.“ So könnten Verkäufer gute Preise erzielen.

Als Beispiel nennt er die Preisentwicklung für Eigentumswohnungen.

Sie seien in allen deutschen Städten derzeit besonders nachgefragt, und die Möglichkeit für Eigentümer, mit Gewinn zu verkaufen, habe es lange nicht gegeben. „Von Mitte der 1990er Jahre an sind die Preise lange zurückgegangen – erst seit 2007/2008 steigen sie wieder“, erläutert Schick. „Und jetzt ist wieder die Phase erreicht, in der Eigentümer eine Eigentumswohnung mit Gewinn verkaufen können.“ Außerdem könne es bald einen leichten Anstieg der Zinsen für Immobilienkredite geben, sagt Schick. Sie seien derzeit weiter historisch niedrig – Käufer können also günstig finanzieren. Das treibt die Nachfrage – ein leichter Anstieg würde sie drücken.

Hartmut Schwarz von der Verbraucherzentrale Bremen rät hingegen zur Zurückhaltung. „Die Makler wollen natürlich ein Geschäft machen und sind daher an Verkaufsangeboten interessiert. Man muss aber genau unterscheiden.“ Zwar seien die Preise in Toplagen erheblich angezogen. Die erhöhte Nachfrage betreffe aber nicht unbedingt „das durchschnittliche Reihenhaus in einer mittelgroßen Stadt“.

„Es gibt nur sehr wenige überhitzte Teilmärkte in Deutschland, vor allem Toplagen in Großstädten wie Berlin oder Hamburg“, sagt Prof.

Wer Zeit hat, wartet ab

Tobias Just, Leiter des Lehrstuhls für Immobilienwirtschaft an der Universität Regensburg. „In den meisten einfachen Lagen erklären sich die steigenden Preise sehr gut durch steigende Mieten.“ Wer also verkauft, um im Anschluss zu mieten, macht also nicht unbedingt ein gutes Geschäft – irgendwo muss man schließlich wohnen.

Schwarz zufolge sollten nur jene handeln, die einen guten Grund für einen Verkauf haben – unabhängig von der aktuellen Preissituation. Wer sich zum Beispiel im Ruhestand verkleinern will, weil die Kinder aus dem Haus sind und viele Zimmer leerstehen, kann mit einem Verkauf flüssige Mittel für Reisen oder andere Annehmlichkeiten freimachen.

Immobilienwissenschaftler Tobias Just von der Uni Regensburg rät allenfalls Kapitalanlegern, einen Verkauf jetzt zu prüfen. Denn wer ein Haus in einer „Toplage einer Großstadt“ hat, könnte die hohe Nachfrage nutzen, um mit dem erlösten Geld in etwas einfacherer Lage zu investieren.

Eile bestehe angesichts der Preisentwicklung aber nicht: „Wer ohnehin verkaufen will, der kann das machen, denn er findet angesichts der erhöhten Nachfrage aktuell eher einen Käufer“, sagt Schwarz. „Wer Zeit hat, macht mit dem Abwarten aber auch keinen Fehler. Er wird auch in drei oder vier Jahren kein Problem mit dem Verkauf haben.“ Denn eine Blase, die platzen und die Immobilienpreise in den Keller stürzen lassen könnte, sieht Schwarz nicht.

„Die Preise steigen weiter, es ist aber keine Blase“, meint auch Konstantin Kholodilin von der Abteilung Makroökonomie im DIW. Wissenschaftler setzen dafür das verfügbare Einkommen ins Verhältnis zur Gesamtsumme der Kredite, die Banken für Immobilien vergeben haben. So lässt sich ablesen, ob hohe Preise auf Pump finanziert sind. Das sei in Deutschland derzeit nicht der Fall.

„In den nächsten Jahren werden die Preise in attraktiven Lagen von großen und mittelgroßen Städten noch weiter steigen“, fasst Kholodilin zusammen. „Hier ist der Wohnungsbestand begrenzt, die Bevölkerung wächst und die Zahl der Haushalte steigt.“ Wer also jetzt verkaufe, verzichte sogar auf Gewinne.

Der Quadratmeterpreis für Immobilien ist je nach Stadt sehr unterschiedlich. Und auch innerhalb einer Stadt variieren die Zahlen stark – je nachdem, wie begehrt eine Gegend ist. Eine Anlaufstelle für alle, die sich bei den Preisen orientieren wollen, sind neben den lokalen Verkaufsangeboten in Zeitungen oder Preisspiegel in Online-Datenbanken die Gutachterausschüsse für Grundstückswerte der Bundesländer.

Sie werten die Statistiken für Käufe und Verkäufe in der Vergangenheit aus, können aber nur Auskunft über die Preise für Grundstücke geben. Denn Häuser sind je nach Alter und Ausstattung im Wert unterschiedlich. Den Kontakt finden Interessierte häufig über die Homepage ihres Bundeslandes.

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(dpa)

Thorsten Wiese

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