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Immobilien: Berlin ist Spitze – bei Grundsteuer und Wasserkosten

Verband BBU vergleicht Tarife: Im bundesweiten Vergleich zahlen die Mieter hier deutlich mehr

Bei den Wasserpreisen ist Berlin Spitze: Jährlich fast 200 Euro mehr als in München oder Köln zahlt ein durchschnittlicher Berliner Haushalt. Besser sieht es zwar bei Fernwärme und Gas aus. Doch auch beim Grundsteuerhebesatz belegt Berlin bei einem Preisranking der zehn größten deutschen Städte den ersten Platz. Allerdings: Vergleicht man Berlin und das Umland, steht die Hauptstadt gar nicht so schlecht da. In vielen Gemeinden Brandenburgs ist Wasser noch teurer, während Gas und Fernwärme billiger sind. Die genauen Preise hat der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) jetzt erstmals in einer Datenbank erfasst, und zwar für Berlin sowie für alle kreisfreien und Kreisstädte Brandenburgs. Neben Gas, Fernwärme, Wasser und dem Grundsteuerhebesatz sollen künftig auch Strom, Müllbeseitigung und Straßenreinigung aufgenommen werden.

Ziel der Datenbank, die halbjährlich aktualisiert wird, sei die Transparenz „in einem unnötig diffusen Markt“, sagte BBU-Vorstandsmitglied Ludwig Burkardt. Nur wenn die drastischen regionalen Preisunterschiede von über 100 Prozent öffentlich bekannt gemacht würden, könnten die Versorgungsunternehmen unter Rechtfertigungsdruck geraten. Dabei seien die Interessen von Mieter und Vermieter durchaus identisch, weil Preiserhöhungen als Betriebskosten an die Mieter weitergegeben würden.

Beispiel Grundsteuer . Auch die Erhöhung des Grundsteuerhebesatzes von 660 auf 810 Prozent zum 1. Januar 2007 wirkt sich in höheren Nebenkosten für die Mieter aus. Für eine 100 Quadratmeter große Wohnung werden jährlich 283,50 statt 231 Euro fällig. Betroffen sind natürlich auch Eigentümer. Wer ein 500 Quadratmeter großes Grundstück besitzt, muss mit einer Erhöhung von 260 auf 320 Euro jährlich rechnen. Gestiegen ist zudem die Grunderwerbssteuer – von 3,5 auf 4,5 Prozent des Kaufpreises. Ein Eigenheim im Wert von 250 000 Euro wird somit um etwa 2500 Euro teurer. Mit den Steuererhöhungen wolle Berlin Einnahmepotenziale erschließen, sagte Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei).

Hierdurch kämen jährlich 220 Millionen Euro mehr in die Kasse. In der Koalitionsvereinbarung von SPD und Linkspartei wird zudem darauf hingewiesen, dass zwar der Hebesatz in Berlin am höchsten, der ebenfalls zur Steuerberechnung notwendige Einheitswert der Grundstücke aber niedriger sei als in anderen deutschen Städten. Kritisiert wird die Erhöhung sowohl von der Berliner Mietergemeinschaft als auch vom Immobilienverband Deutschland (IVD). Zum Vergleich: In München liegt der Hebesatz bei 490, in Frankfurt/M. bei 460, in Potsdam bei 493 und in Kleinmachnow bei 300 Prozent.

Gas. Weniger gravierend sind die Unterschiede beim Gas: Im Land Brandenburg steht Cottbus mit 68,44 Euro für die Megawattstunde an der Spitze, gefolgt von Potsdam (67,66 Euro). Der Brandenburger Durchschnittspreis liegt bei 61,71 Euro. Mit jeweils 56,53 Euro am günstigsten kommen die Verbraucher in Seelow, Strausberg und Lübbenau davon. Teilweise noch darunter liegt die Berliner GASAG: Im Aktiv-Tarif sind 55,31 Euro zu zahlen, im Komfort-Tarif 56,93 Euro. Unter den zehn größten deutschen Städten belegt Berlin damit Platz neun. Zum 1. April haben die GASAG, aber auch der Gasversorger Nuon eine Preissenkung um 0,3 Cent pro Kilowattstunde angekündigt. Für eine Durchschnittsfamilie mit vier Personen und einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden bedeutet dies eine jährliche Ersparnis von 60 Euro. Um die Preise weiter zu senken, hat Rüdiger Dorn, Präsident des Eigentümerverbandes Haus und Grund, die Bildung von Einkaufsgemeinschaften und „alternativen Einkauf bei neuen Anbietern aus Europa“ angekündigt.

Fernwärme . Auch hier liegt Berlin mit einem Preis von 65,96 Euro je Megawattstunde des Versorgers Vattenfall bundesweit auf dem neunten Platz. In Brandenburg reicht die Spanne von 70,89 Euro (Eisenhüttenstadt, Stadtwerke) bis zu 123,49 Euro (Hennigsdorf, Stadtwerke) – ein Unterschied von 75 Prozent. Der Brandenburger Durchschnittspreis beträgt 93,59 Euro.

Wasser . Noch größer ist die Preisspanne beim Wasser: von 3,46 Euro in Lübbenau (Mischpreis für Trink- und Abwasser je Kubikmeter) bis zu 6,87 Euro in Oranienburg. Im Schnitt sind in Brandenburg 5,09 Euro zu zahlen – der gleiche Preis wie in der Hauptstadt, die damit freilich bundesweit an der Spitze liegt. Vielen Eigentümern ist dies unverständlich, denn in ländlichen Gebieten sei der Aufwand für die Wasserversorgung größer, der Preis müsste also in der Großstadt niedriger sein. In Brandenburg wurde zudem vielerorts in neue Kläranlagen und Wasserwerke investiert, was sich auf die Preise niederschlägt. Burkardt vermutet einen Zusammenhang zwischen der Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe und den Preiserhöhungen.

Die Datenbank ist nur BBU-Mitgliedsunternehmen zugänglich. (www.bbu.de)

Jutta Burmeister

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