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Betriebskosten: In Berlin steigt die "Zweite Miete"

Jahrelang durften sich Berliner Mieter über sinkende Betriebskosten freuen. Doch mittlerweile hat sich dieser Trend umgekehrt.

Zwischen 2006 und 2008 stiegen die Nebenkosten um elf Prozent, wie aus Erhebungen des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) hervorgeht. Die Mitgliedsunternehmen des BBU bewirtschaften vierzig Prozent der Berliner Mietwohnungen.

„Wenn die Politik darüber diskutiert, die Mieten zu begrenzen, sollte sie einen Blick auf die Betriebskosten werfen“, fordert BBU-Vorstandsmitglied Ludwig Burkardt. Er wirft dem Senat vor, die Betriebskosten in die Höhe zu treiben. Tatsächlich erhöhte der Senat 2007 die Grundsteuer – mit der Folge, dass Berliner Mieter für diesen Posten 0,25 Euro pro Quadratmeter und Monat bezahlen müssen, während der deutsche Durchschnittsmieter nach Angaben des Deutschen Mieterbundes mit 0,19 Euro davonkommt.

Teuer ist in Berlin auch der Posten Wasser/Abwasser: 0,48 Euro pro Quadratmeter und Monat und damit ein Fünftel mehr als im Bundesdurchschnitt. Den Grund dafür sieht der BBU in der Teilprivatisierung der Berliner Wasserbetriebe (BWB).

Hingegen kommen Heizung und Warmwasser den Mieter eines BBU-Unternehmens im Durchschnitt auf lediglich 0,87 Euro im Monat zu stehen, während der deutsche Durchschnittsmieter im Jahr 2007 für die kuschlige Wärme 0,99 Euro berappen musste. BBU-Vorstand Burkardt führt dies zum einen auf das sparsamer gewordene Verhalten der Mieter zurück, zum anderen auf die Modernisierungsanstrengungen der Vermieter. Dadurch, so Burkardt, habe man zumindest erreicht, dass der Anstieg der warmen Betriebskosten hinter dem Preisanstieg für Öl und Gas zurückgeblieben sei.

Trotzdem: Müssen Mieter damit rechnen, dass mit den in diesen Wochen verschickten Betriebskostenabrechnungen für 2008 massive Nachzahlungen auf sie zukommen? Ja, befürchtet der Deutsche Mieterbund. Nein, meint BBU-Vorstand Burkardt – die meisten Vermieter passten die Vorauszahlungen kontinuierlich an die Entwicklung an.

Immerhin: Mieter können bundesweit angesichts niedrigerer Energiepreise auf sinkende Nebenkosten hoffen. Dieses Jahr müssen wohl allerdings viele bei der Nebenkostenabrechnung für 2008 zunächst noch nachzahlen, sagte ein Sprecher des Mieterbundes. Die mit den Öl- und Gaspreisen in den letzten Monaten gesunkenen Heizkosten würden sich dann aber 2010 positiv auswirken.

Regionen mit stabilen oder sogar zurückgehenden Mietpreisen bei Neuverträgen sind laut Mieterbund unter anderem Teile Niedersachsens, Schleswig-Holsteins, des Ruhrgebiets und der östlichen Bundesländer. Dagegen würden in den Regionen um München, Stuttgart, Frankfurt am Main, Köln, Bonn, Düsseldorf, Hamburg und Berlin sowie in anderen Universitätsstädten „die Preise kurzfristig nicht ins Rutschen kommen“. Christian Hunziker (mit AFP)

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