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Günstig geht anders. In der Kopenhagener Straße 67 (Prenzlauer Berg) kosten 306 Quadratmeter unterm Dach 1,41 Millionen Euro.

© Promo/Ziegert Bank- und Immobilienconsulting

Bezirk mit vielen Gesichtern: Um die Ecke geguckt

Prenzlauer Berg ist teuer geworden. Wer Alternativen sucht, findet sie in Pankow oder Weißensee.

In der Thulestraße geht gerade die Post ab. Dabei dürften die meisten Berliner gar nicht wissen, wo diese unscheinbare Straße liegt. Doch hier, nicht weit vom U-Bahnhof Vinetastraße im Süden des Ortsteils Pankow, nehmen auf engstem Raum gleich drei Wohnungsbauprojekte Gestalt an: In der Thulestraße 40 sind 44 Neubauwohnungen geplant, in der Nummer 47 weitere 34, und in der Nummer 5 stehen 29 Eigentumswohnungen in einem Gründerzeithaus zum Verkauf.

Dass die Bauträger gerade hier so aktiv sind, ist kein Zufall. „Das Gebiet um Vinetastraße, Thulestraße und Spiekermannstraße hat sich sehr gut entwickelt“, sagt Florian Schwarz, Mitglied der Geschäftsleitung des Maklerunternehmens Engel & Völkers Commercial. Wie so oft waren Baugruppen die Vorreiter: Sie errichteten am Eschengraben, nur einen Steinwurf von der Thulestraße entfernt, Eigentumswohnungen und markierten damit einen Trend: Wer sich für den Großbezirk Pankow interessiert, schaut nicht mehr allein auf Prenzlauer Berg; für immer mehr Wohnungssuchende kommen auch das „alte“ Pankow und Weißensee in Frage.

Den Hauptgrund dafür bringt Florian Schwarz so auf den Punkt: „Prenzlauer Berg ist für viele sehr teuer geworden.“ Das belegen Zahlen, die Einar Skjerven, Geschäftsführer der Berliner Skjerven Group, nennt: 2008 vermietete er seine Gründerzeitwohnungen in Prenzlauer Berg nach eigenen Angaben noch für 6,50 bis sieben Euro pro Quadratmeter. Wird jetzt eine vergleichbare Wohnung frei, kann er neun bis elf Euro pro Quadratmeter durchsetzen. Diese Entwicklung bestätigt das diese Woche veröffentlichte „Residential City Profile Berlin“ des Maklerhauses Jones Lang LaSalle. Demnach erhöhte sich die Miete von Wohnungen, die in Zeitungen und im Internet angeboten werden, im Postleitzahlbezirk 10435 (beidseits der Schönhauser Allee) im Lauf der letzten zwei Jahre um 18,8 Prozent. Im Mittel verlangen Vermieter jetzt 11,05 Euro pro Quadratmeter.

Auch wenn diese Angebotsmieten nur einen kleinen Teil des Wohnungsmarktes abbilden und viele Bewohner von Prenzlauer Berg noch günstiger wohnen: Wer auf Wohnungssuche ist, hält immer öfter Ausschau nach Alternativen. Einar Skjerven etwa ist begeistert von der Florastraße in Pankow, aber auch vom Komponistenviertel in Weißensee. Dort, in der Meyerbeerstraße/Ecke Gürtelstraße, werden gerade hundert Eigentumswohnungen des Neubauprojekts Komponistengärten vermarktet. Auf der anderen Seite der Berliner Allee, in der Schönstraße, feierte im Dezember die Bayerische Hausbau Richtfest für ihr Projekt „Schön wohnen am Kreuzpfuhl“. 54 Miet- und 43 Eigentumswohnungen entstehen hier; letztere waren zum Zeitpunkt des Richtfests zur Hälfte verkauft (Kosten: 2600 und 3400 Euro pro Quadratmeter).

Günstiger als innerhalb des S-Bahnrings ist es auch in der Thulestraße. Durchschnittlich 2760 Euro pro Quadratmeter verlangt Axel Eggers von der CR Capital Real Estate für die Wohnungen in der Nummer 47. „Wir sprechen vorrangig junge Familien an“, sagt er. Offenbar mit Erfolg: 27 der 34 Einheiten hat er nach seinen Angaben vor Baubeginn verkauft. Dabei zeichnet sich der Standort nach Ansicht von Hendrik Treff, Immobilienberater Neubau bei Grossmann & Berger Berlin, durch seine „gute Mikrolage“ aus. Das Hamburger Maklerunternehmen, das seit kurzem in Berlin tätig ist, vermarktet die 44 Wohnungen in der Thulestraße 40. „Das Umfeld ist über Jahre gewachsen und bietet daher eine charmante Mischung aus Altbestand, Neubau und altem Baumbestand“ erläutert Treff.

Wenn Projektentwickler überhaupt noch in Prenzlauer Berg tätig sind, wagen sie sich auch in weniger angesagte Ecken. In der Hosemannstraße etwa, dicht an der Grenze zu Weißensee, errichtet die Dr. Wilke Projektentwicklungs GmbH & Co. KG bis Oktober 2014 ein energieeffizientes Haus mit 31 Wohnungen. Und Kondor Wessels realisiert zusammen mit Reggeborgh die Wohnanlage Ella – in der Ella-Kay-Straße, direkt neben den Plattenbauten des Ernst-Thälmann-Parks. Die Bauarbeiten für die 77 Wohnungen sollen laut Unternehmen im dritten Quartal 2013 beginnen; die Eigentumswohnungen kosten im Schnitt 3500 Euro pro Quadratmeter. „Das Projekt ist eine Chance für junge Familien, die in Prenzlauer Berg wohnen wollen, aber mehr Platz brauchen“, sagt Laurentius A. Hegeman von Kondor Wessels.

Auf der Suche nach weiteren Grundstücken dort ist Hegeman aber nicht, „Prenzlauer Berg ist viel zu teuer geworden“. Längst ist er in Pankow tätig, wo Kondor Wessels mit zwei Partnerunternehmen das Projekt Flora – mit 280 Einheiten eines der größten Wohnungsbauvorhaben im Bezirk Pankow – realisiert. Die Nachfrage ist groß. Kein Wunder, findet Hegeman: „Wer sich Prenzlauer Berg nicht mehr leisten kann, zieht nach Pankow.“

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