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Immobilien: Bloß keine Hektik

Es gibt schon Angebote für den Gebäude-Energieausweis – doch Eigentümer sollten sich zunächst gründlich informieren

„Den Ausweis bitte“ – das gilt künftig auch für Häuser. Die Bundesregierung will einen „Energieausweis“ einführen, der vorgelegt werden muss, wenn ein Haus vermietet oder verkauft wird. In Kraft tritt die Verordnung vermutlich Anfang nächsten Jahres, angeboten wird der Ausweis aber bereits jetzt. Aber nicht immer ist das Angebot seriös. Experten raten deshalb: keine Hektik. Die meisten Immobilienbesitzer könnten ganz in Ruhe abwarten.

„Im Moment braucht noch niemand den Energieausweis“, stellt Felicitas Kraus von der bundeseigenen Deutschen Energie-Agentur (Dena) klar. Die Dena hat in einem zweijährigen Feldversuch freiwillige Energiepässe entwickelt, und die Erfahrungen aus dem Projekt fließen nun in das Verfahren für den Pflichtpass ein. Kraus betont: „Hauseigentümer können in Ruhe abwarten, bis die neue Verordnung beschlossen ist.“ Und auch dann werden längst nicht alle sofort handeln müssen: „Wer seine Immobilie weder verkaufen, noch vermieten will, der braucht auch keinen Energieausweis“, sagt die für Energieeffizienz im Gebäudebereich zuständige Bereichsleiterin. Freiwillig könne man sich den Pass aber schon ausstellen lassen.

Die Ausweise bleiben nämlich gültig. „Wenn man beispielsweise sein Haus gerade sanieren lässt, um künftig Energie zu sparen, dann sollte man auch gleich den Energieausweis anfordern, weil dann alle Daten bereits vorliegen“, sagt Kraus. Die Expertin empfiehlt vor einer grundlegenden Sanierung grundsätzlich eine neutrale Energieberatung, um Schwachstellen ausfindig zu machen, an denen Energie und damit Geld verloren geht. Die Adressen von Sachverständigen, die auch den Energieausweis ausstellen, bekommt man bei der Dena in Berlin, aber auch bei Architekten, Ingenieur- oder Handwerkskammern. Der freiwillige Ausweis koste nach den Erfahrungen der Dena für ein Einfamilienhaus in der Regel „unter 200 Euro“, sagt Kraus.

Eine ausführliche Energieberatung sei teurer, aber oft empfehlenswert. Mit der Ausweis-Pflicht für Gebäude will die Bundesregierung erreichen, dass Immobilien für Käufer oder Mieter vergleichbar werden. „Wer Gebäude oder Wohnungen kaufen oder mieten will, kann sich künftig anhand der Informationen in den Energieausweisen besser über die energetischen Eigenschaften verschiedener Objekte informieren“, betonte Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) Ende letzten Jahres bei der Vorstellung des Referentenentwurfs. Bis zum Sommer soll feststehen, wie das Prüfverfahren genau abläuft. Geplant sind zwei verschiedene Typen von Energieausweisen.

Der verbrauchsorientierte Ausweis hat als Datenbasis den tatsächlichen Energieverbrauch – und der ist nicht nur von der Bauweise, sondern auch vom Verhalten der Bewohner abhängig. Der eine liebt es warm, der andere dreht die Heizung erst auf, wenn draußen schon die Eiszapfen hängen. Deshalb können die Daten unterschiedlicher Gebäude nur schwer miteinander verglichen werden.

Der bedarfsorientierte Ausweis basiert auf einer ausführlichen bautechnischen Untersuchung. Er informiert auch darüber, was an einem Haus noch verbessert werden kann – ist allerdings teurer. Auch der Ausweis, den die Deutsche Energie-Agentur entwickelt hat, orientiert sich am Bedarf.

Laut Referentenentwurf können Besitzer von Häusern mit mehr als vier Wohnungen zwischen beiden Ausweistypen wählen. Das gilt ebenso für kleinere Häuser aus der Zeit nach 1977. Für ältere Einfamilienhäuser sowie Mehrfamilienhäuser mit bis zu vier Wohnungen soll dagegen der bedarfsorientierte Ausweis Pflicht werden.

Der Eigentümerverband „Haus & Grund“ empfiehlt Besitzern solcher Häuser deshalb, noch in diesem Jahr tätig zu werden und sich einen billigeren verbrauchsorientierten Ausweis ausstellen zu lassen. Damit könne man das teurere bedarfsorientierte Prüfverfahren umgehen. „Aber zunächst sollte man auf jeden Fall abwarten, bis die Verordnung verabschiedet ist“, betont auch „Haus & Grund“-Sprecher Stefan Diepenbrock. Der Mieterbund bevorzugt den bedarfsorientierten Ausweis. Denn nur dann seien die Daten wirklich vergleichbar.

Von der Diskussion um den Energieausweis versuchen auch unseriöse Geschäftemacher zu profitieren. Verbraucherschützer warnen vor Haustür-Angeboten zum Energieausweis. Die Unternehmen vermittelten den Eindruck, in offiziellem Auftrag unterwegs zu sein, wollten aber in Wahrheit nur Aufträge für teure Sanierungen ergattern. ddp

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