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Immobilien: Da liegt was in der Luft

Warum schimmelt es bei uns, während die baugleiche Wohnung der Nachbarn verschont bleibt?

WAS STEHT INS HAUS?

In unserer Wohnung beginnen die Fensterscheiben zu beschlagen, obwohl der Winter noch gar nicht richtig begonnen hat. An den Wänden sind zwar noch keine feuchten Stellen zu sehen. Aber im vergangenen Winter hatten wir Schimmelflecken in einigen Ecken und sogar an einer Außenwand neben der Heizung. In der Wohnung über uns, die genauso geschnitten ist, gibt es keine feuchten Flecken. Wir lüften immer regelmäßig. Wie kann das sein, und wie können wir verhindern, dass die Wände wieder schimmeln? Sind wir daran schuld? Wie können wir erkennen, ob wir genügend lüften?

WAS STEHT IM GESETZ?

Schimmelsporen sind grundsätzlich immer in der Luft. Der Fruchtkörper, der als dunkler Pelz sichtbar wird, entsteht aber erst, wenn Klima und Untergrund eine attraktive Lebensgrundlage bieten. Eine feuchte Umgebung und Nahrung fördern das Wachstum der schlafenden Pilzsporen. Die Schimmelbildung beginnt, wenn die Luftfeuchtigkeit an der Innenwandoberfläche auf circa 80 Prozent steigt und dieses Klima vier bis fünf Tage besteht. Als Nahrung dient in der Wohnung insbesondere die Zellulose der Tapete. Die Gebäudeplanung und die einschlägigen Normen gehen davon aus, dass das Raumklima bei 50 Prozent relativer Feuchte und 20 Grad Celsius Raumtemperatur liegt. Die Oberflächentemperaturen an den Außenwänden sind dann noch hoch genug – auch in den stets etwas kälteren Ecken. Baulich werden diese Werte genau eingehalten, doch einen Sicherheitszuschlag, wie man ihn sonst kennt, gibt es in der Bauphysik nicht. Das Problem: Steigt nun die Raumluftfeuchtigkeit auf etwa 60 bis 65 Prozent, kann an den Wandoberflächen der kälteren Wohnungsecken die kritische relative Feuchte von 80 Prozent erreicht werden. Die Normen berücksichtigen nämlich nicht, dass niemand merkt, ob noch 50 oder schon 65 Prozent Luftfeuchtigkeit herrschen. Erst ab etwa 75 Prozent wird das Raumluftklima als „unbehaglich feucht“ wahrgenommen. Bei Altbauten sind durch geringe Dämmung der Außenwände gerade die Ecken noch kälter als bei gut gedämmten Neubauten.

UND WIE STEHEN SIE DAZU?

Die Luftfeuchtigkeit in Wohnungen steigt an, wenn zu wenig gelüftet wird – und das bereits bei Temperaturen ab drei bis fünf Grad Celsius. Ein Vierpersonenhaushalt produziert etwa acht bis zehn Liter Wasser am Tag. Diese Feuchtigkeit kann nicht von allein entweichen. Die niedrigsten Temperaturen treten meist an den Fenstern auf. Dort beträgt auch bei Neubauten der Dämmwert nur etwa 25 Prozent des Wertes an den Wandflächen. Sind die Fenster beschlagen, muss also gelüftet werden! Um Schimmel an den Außenwänden zu verhindern, müssen die Wandflächen von der erwärmten Luft erreicht werden. Ein Regal über oder ein Vorhang vor der Heizung kann bereits ausreichen, um das zu erschweren oder zu verhindern. Eine etwas andere Möblierung Ihrer Nachbarn kann sich also unmittelbar auf eine mögliche Schimmelbildung auswirken.

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