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Immobilien: Da weiß man, was man hat: Energiepass kommt 2008

Zwei Jahre später als geplant: Bauminister gibt erste Einzelheiten über den Ausweis bekannt, der zur Pflicht für alle Gebäude wird

Lange wurde über das Wie und Wann eines Energieausweises für Gebäude diskutiert. Jetzt liegt erstmals ein konkreter Entwurf auf dem Tisch. Am Mittwoch stellte Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee den Vorschlag für die zwei geplanten Varianten des Pflichtdokuments vor, den Verbrauchs- und den Bedarfsausweis.

Was beim Kauf eines Kühlschranks oder eines Autos schon lange selbstverständlich ist, gilt ab 1. Januar 2008 auch für Gebäude. Zwar sind noch nicht alle Details bekannt. Fest steht aber: Der Verbraucher, in diesem Fall der Käufer oder der Mieter, erhält Informationen über den Energiestatus des Hauses – klassifiziert nach Buchstaben, wie man es bei Haushaltsgeräten kennt (dort etwa steht ein AAA für extrem stromsparend). Mit dieser Hilfe soll sich niemand mehr über hohe Heizkosten wundern, wenn die Abrechnung der Betriebskosten im Briefkasten liegt. „Der Pass schafft mehr Transparenz und hilft Energie sparen“, sagt Tiefensee. Zudem bekommen Vermieter und Verkäufer mit guten Energiedaten zusätzliche Werbeargumente für ihre Immobilie an die Hand.

Der Gebäudeenergiepass gilt zehn Jahre lang und soll auch Vorschläge enthalten, wie der Verbrauch verringert werden kann. Er wird ab Anfang 2008 spätestens dann Pflicht, wenn Mieter oder Eigentümer wechseln. Für Vermieter größerer Wohnanlagen wird der Energieausweis also schnell Realität, für Selbstnutzer eines Eigenheims erst beim Verkauf. Auch öffentliche Gebäude müssen einen Energiepass bekommen, dort muss er sogar ausgehängt werden. Schon jetzt gibt es freiwillige Energieausweise, ausgestellt unter anderem durch die Deutsche Energieagentur (dena).

Die beiden Energiepassvarianten orientieren sich an Baujahr und Gebäudegröße. Für Häuser mit weniger als fünf Wohnungen, die bis 1978 gebaut wurden, wird der sogenannte Bedarfsausweis Pflicht. Er gibt umfassend Auskunft über den energetischen Gebäudezustand wie Wärmedämmung, Beschaffenheit der Fenster, des Daches und ob das Haus freisteht. 80 bis 120 Euro müssen Eigentümer für den Pass ausgeben.

Wurden diese Gebäude zwischenzeitlich modernisiert und auf den Stand der Wärmeschutzverordnung von 1978 gebracht, können die Eigentümer auch den Verbrauchsausweis wählen. Eigentümer größerer und seit 1978 gebauter Häuser können ohnehin zwischen Bedarfs- und Verbrauchsausweis wählen. Der verbrauchsabhängige Energieausweis orientiert sich an den Ergebnissen der jährlichen Messungen etwa an Heizkörpern und Warmwasserzählern. Er soll zwischen 40 und 60 Euro kosten.

Das Ministerium rechnet damit, dass zu Beginn etwa 900 000 Ausweise jährlich ausgestellt werden, ein Drittel davon Bedarfsausweise. „Langfristig wird der Markt entscheiden, welcher Pass sich durchsetzt“, sagt Tiefensee. Mehr als 100 000 Fachleute werden den Energiepass ausfertigen, darunter Energiefachberater, Architekten und Handwerksmeister mit Zusatzqualifikation.

Da die große Koalition lange um einen Kompromiss gerungen hat, hängt doch Deutschland zwei Jahre hinter EU-Vorgaben zurück, wonach es den Pass seit 1.Januar 2006 hätte geben müssen. Nun soll Tiefensees Entwurf schnell Ländern und Verbänden vorgelegt werden.

In der Debatte über den Pass gibt es zwei Fronten: Die Verfechter der Verbrauchskennwerte, darunter die Wohnungswirtschaft, halten die Daten des Bedarfspasses für zu ungenau. Sie orientieren sich lieber am tatsächlich gemessenen Verbrauch der Vergangenheit. Zudem hatte sich Wirtschaftsminister Michael Glos im Streit der Koalition über die Kosten des Passes für die Wohnungsunternehmen gesorgt. Die Befürworter der Bedarfskennwerte argumentieren entgegengesetzt. So wie Umweltminister Sigmar Gabriel, der den Verbrauchspass kritisiert, weil er lediglich das Nutzerverhalten der Bewohner messe, nicht jedoch den Zustand des Baus und der Heizanlagen berücksichtige. Das meinen auch Energieberater und Bauwirtschaft, die auf die Genauigkeit technischer Parameter setzen. Auch der Verein „Wohnen im Eigentum“, in dem sich Eigennutzer zusammengeschlossen haben, stimmt dem zu: „Der Bedarfsausweis ist genauer. Aber gut, dass der Energiepass jetzt überhaupt kommt. Er hilft bei der Kaufentscheidung“, sagt Sprecherin Gabriele Heinrich.

Der Bund der (privaten) Energieverbraucher sieht den Energiepasses grundsätzlich skeptisch. Der Vorsitzende Aribert Peters: „Er kann nur grobe Hinweise geben. Eine Energieberatung ersetzt er nicht. Aber es ist ein Anfang.“

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