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Dem Himmel ein Stück näher. Ist der Dachstuhl hoch genug, kann er auch noch Jahre später ausgebaut werden.

© imago/McPHOTOD

Dachboden: Hoch hinaus mit Hirn

Wer den Dachboden als Wohnraum nutzen will, sollte schon beim Hausneubau auf einige Punkte achten.

Trödel, Hausrat, Chaos: Viele Menschen nutzen ihren Dachboden als reine Abstellkammer. Doch das muss nicht sein. Laut Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks können Dachgeschosse bereits ab einer Dachneigung von 20 Grad in attraktiven Wohnraum ausgebaut werden. Den besten Komfort bieten Dächer mit einer Neigung von 35 Grad, weil es dann genügend Wohnraum mit einer Höhe von 2,30 Metern gibt. Bei einer Neigung ab 50 Grad ist sogar eine zweite Wohnebene möglich.

Viele Bauherren halten sich einen Dachausbau erst mal offen. Kein Geld, kein akuter Bedarf, es gibt viele Gründe. Doch irgendwann könnte da ja mal zum Beispiel eine Wohnung für die Kinder entstehen. Diese Option sollten sie bereits beim Hausbau bedenken, raten Experten wie Dietrich Kabisch, Berater beim Bauherren-Schutzbund (BSB) in Berlin. „Von der späteren Nutzung hängt viel ab, zum Beispiel die Statik und die Dämmung des Daches.“ Wer bereits den Zugang zum Dach, Brandschutz oder eine Trittschalldämmung vorbereitet hat, könne viel Geld sparen, so Kabisch.

Er empfiehlt, schon vor Baubeginn mit einem Planer durchzugehen, welche spätere Nutzung gewünscht und möglich ist. „Diese Planungskosten rechnen sich allemal. Sie sind nur ein ganz geringer Prozentsatz der Kosten für den Hausbau, aber entscheidend für die Effektivität der gesamten Investition.“

Gleich auch eine Treppe einplanen

Tatsächlich gibt es einiges zu bedenken. Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren (VPB) empfiehlt, gleich beim Neubau alles komplett energetisch zu planen, die äußere Hülle in einem Guss zu dämmen und alle Installationen unters Dach ziehen zu lassen. „Sonst fangen sie in drei Jahren wieder an, die Decke aufzustemmen und Wände zu durchbrechen.“

Kabisch wiederum rät, die Holzsparren so auszulegen, dass sie später die Dämmung aufnehmen können. „Statt 18 Zentimeter Sparrenhöhe ohne Dämmung sind 22 Zentimeter für die Dämmung notwendig.“ Auch der Dachdecker kann das Dach schon beim Neubau auf einen künftigen Ausbau vorbereiten und etwa die Unterdeckbahn darauf abstimmen, rät Christian Anders vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVHD).

Gut beraten sind Bauherren auch, gleich eine Treppe einzuplanen. Sonst könnte es später beim sicheren Zugang nach oben Probleme geben. So ist die normale Einstiegsluke von 0,60 mal 1,20 Meter, die für Kaltdachräume ausreichend ist, für eine Wohnnutzung ungeeignet. „Aus statischen Gründen kann die Treppe nicht an jeder Stelle eingebaut werden“, sagt Kabisch. Sehr teuer wäre es, im Nachgang ein Rettungsfenster mit einer lichten Öffnung von 0,90 mal 1,20 Meter ins Dachgeschoss einzubauen. Dieses schreiben die Brandschutzbestimmungen vor, wenn der Raum zum Wohnen genutzt wird. „Das sollte also auch schon während des Neubaus geschehen“, sagt Bauexperte Kabisch. Unnütz sei dies keineswegs. Selbst wenn das Dach nicht zu Wohnzwecken ausgebaut wird – das Fenster bringt immerhin Licht und macht den Dachraum attraktiver.

Ob ein Dachausbau überhaupt möglich ist, hängt aber nicht nur von den baulichen Voraussetzungen ab. „In den Landesbauordnungen sind die Mindesthöhen von Aufenthaltsräumen in Dachgeschossen geregelt, die für einen Ausbau zu Wohnzwecken gegeben sein müssen“, erklärt Anders vom Dachdeckerverband. „Sie liegen zwischen 2,20 und 2,40 Meter.“ Wenn der Dachraum niedriger ist, muss man vom Ausbau absehen. Mitunter wird auch eine Baugenehmigung benötigt, zum Beispiel, wenn eine komplette Wohnung entstehen oder es eine Gaube geben soll.

Einen Fachmann konsultieren

Da das Dach ein sensibler Teil der Gebäudehülle ist, empfiehlt es sich, auch dann einen Fachmann zu konsultieren, wenn es in Eigenregie ausgebaut werden soll. „Ganz wichtig ist, beim nachträglichen Einbau von Wärmedämmung, Dampfsperre und innenseitiger Bekleidung den Feuchteeintrag in die Dachkonstruktion zu begrenzen“, so Christian Anders von ZVHD. Sonst drohen Schäden, die die Dachkonstruktion gefährden.

„Bei nicht ausgebauten Dachräumen, bei denen man von innen die Dachziegel- oder Dachsteindeckung sehen kann, gelangen durch Schnee und Regen geringe Niederschlagsmengen in den Dachraum“, erklärt Christian Anders. In Wohndächern müsse das verhindert werden. Helfen können hier regensichere Zusatzbauten wie eine Unterdeckung. Sie verhindern, dass die Dämmung nass wird. Zusätzlich ist laut Anders eine sogenannte Dampfsperre wichtig, die vor Schäden durch Kondenswasser schützt und auch die Luftdichtheit gewährleistet.

„Um das für den Einzelfall zu berechnen, sind schon besondere bauphysikalische Kenntnisse notwendig, die der normale Heimwerker nicht besitzt“, sagt Anders. Oft scheitert dieser schon bei der Auswahl der geeigneten Materialien. „Es ist handwerklich auch nicht ganz einfach, das gesamte Dach mit einer luftdichten Hülle zu versehen, einschließlich aller Nähte, Stöße, Anschlüsse und Durchdringungen.“ Anders empfiehlt Heimwerkern, mit einem Dachdecker-Innungsbetrieb zu besprechen, was er selbst machen kann – und wo er lieber einen Fachmann ranlässt. (dpa)

Katja Fischer

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