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Immobilien: Die Briten treiben die Preise in die Höhe

Wer dem schlechten Wetter entfliehen will, bekommt es mit den Engländern zu tun: Sie zählen zu den eifrigsten Käufern von Ferienimmobilien. Deshalb gibt es nur wenige Angebote zu geringen Preisen, auch in Osteuropa

Berlin im Frühjahr 2005, das sind Regen und Temperaturen um 15 Grad. Die Erinnerung an die wenigen Tage mit strahlender Sonne lassen wehmütig nach Alternativen in südlichen Gefilden suchen – wenn schon nicht als Wohnsitz, dann wenigstens als Ferienziel.

Und wer in Ferienorten vor fünf bis zehn Jahren eine Immobilie erwarb, hat heute in vielen Lagen ein gutes Geschäft gemacht: Die Preise verdoppelten sich teilweise. Begehrt sind die spanischen Mittelmeerinseln und Südfrankreich. Auch die Beitrittsländer der Europäischen Union im Südosten gewinnen an Beliebtheit. Ungarn zum Beispiel oder, wer es abenteuerlicher mag, Kroatien. Aufmerken lassen auch Angebote aus der Türkei. Nur Schnäppchen sind wegen des Reisefiebers der Nordeuropäer und der Kauflust der Briten selten zu finden.

Deshalb ist auch der „Geheimtipp“ der Bausparkasse BHW nicht wirklich billig: Im Languedoc, rund um Narbonne, steigen die Preise von Ferienimmobilien um 20 bis 30 Prozent – jährlich. Das berichtet BHW-Experte Georg von Oepen. Dessen Firma verkaufte an dem südfranzösischen Küstenstreifen 40 Immobilien im Jahr 2004. Die Preise für Wohnungen ab 50 Quadratmetern liegen bei 140000 Euro aufwärts. „Die billigen englischen Fluglinien steuern Montpellier und Perpignan an“, sagt von Oepen, „und die Briten sind als Preistreiber bekannt.“

Nicht nur Engländer kaufen Ferienhäuser in Frankreich, sondern auch die Franzosen selbst, weil der Staat sie dabei steuerlich fördert. Auch deshalb steigen die Preise. Dennoch haben sie nicht das italienische Niveau erreicht: 200000 Euro bis 300000 Euro müsse man für ein Appartment in der Nähe der oberitalienischen Seen „Lago Magiore“, „Lago di Como“ oder am „Gardasee“ bezahlen. Spanien sei da günstiger, obwohl die Iberer selbst auch oft als Käufer auftreten – 80 Prozent verfügten über eine eigene Immobilie, viele besäßen außerem ein Ferienhaus, so der BHW-Experte. Daher müssten Käufer mit Preisen zwischen 150000 Euro bis 250000 Euro „für eine vernünftige Immobilie“ auf der deutschen Lieblingsinsel Mallorca rechnen.

Auf die Türkei setzt der Bauträger „Norddeutsche Immobilien-Union“: An der Mittelmeerküste, im Ort Alanya, baute die Firma eine Ferienanlage mit Hotel, privatem Strand, Sportanlagen sowie rund 157 Eigentumswohnungen und 54 Penthäuser. Die 65 bis 150 Quadratmeter großen Immobilien wurden für bis zu 120000 Euro verkauft. Neben der Finanzierung bezahlen Käufer rund 2000 Euro im Jahr „Wohngeld“. Darin enthalten sind neben den üblichen laufenden Kosten wie Strom und Gartenpflege alle Service- und Instandhaltungsaufwendungen, auch Reinigung und Wäscheservice.

Wer die Immobilie nicht immer selbst nutzen will, stellt sie in einen Vermietungspool ein und kann mit jährlichen Erträgen von 3000 Euro für kleinere und 5000 Euro für größere Wohnungen rechnen. Die Vermietung ist laut Sprecherin Dorothea Schneider kein Problem: „Wir sind immer ausgebucht, weil Neckermann und Thomas Cook zu unseren Partnern zählen.“ Nun soll eine neue Villen-Anlage mit Betreuungsangebot für Senioren entstehen. Die Häuser werden etwa 120000 Euro kosten. Wer weniger ausgeben will, kann unter 35 Objekten der fertig gestellten Anlage auswählen.

Unter den „neuen“ Ferienzielen in Osteuropa trauen die Deutschen laut einer Emnid-Umfrage im Auftrag der BHW Ungarn am ehesten zu, den traditionellen Standorten in Südwesteuropa Konkurrenz zu machen. Deshalb ist Ungarn auch kein Geheimtipp mehr. Im Gegenteil, Ferienhäuser kosten 100000 bis 250000 Euro, wenn es ein Einfamilienhaus mit Blick auf den Plattensee sein soll. Auch wer nur mieten will, muss tief in die Tasche greifen: 50 Euro am Tag werden im Internet verlangt für ein Haus mit Seeblick. Der „Balaton“, 77 Kilometer lang, ist das größte Binnengewässer Europas. In Kroatien, mit der über 1700 Kilometern langen Küste an der Adria, stiegen die Immobilienpreise nach Angaben des Maklerverbundes Engel&Völkers in drei Jahren um 70 Prozent. Derzeit kosten den Maklern zufolge Häuser am Meer rund 2000 Euro je Quadratmeter.

Steigende Preise trotz schlechten Wetters verzeichnen auch Ferienimmobilien in Deutschland. Dem geschäftsführenden Gesellschafter der Deutschen Grundstücksauktionen Hans Peter Plettner zufolge „sind Immobilien an der Ostsee oder in deren Nähe, an der Mecklenburgischen Seenplatte, im Thüringer Wald, im Harz sowie im Erzgebirge“ gefragt. Bemerkenswert: Auch Ausländer interessierten sich für deutsche Ferienhäuser, darunter Polen und Tschechen. Zu den Angeboten bei den kommenden „Norddeutschen Grundstücksauktionen“ am 17. und 18. Juni in Rostock zählt ein ehemaliges „Kapitänshaus am Alten Strom“, der heute als Yachthafen genutzt wird. Das Mindestgebot für die 51 Quadratmeter kleine Immobilie mit 161 Quadratmeter Grundstück liegt bei 115000 Euro.

Dagegen kostet eine kleine Wohnung (50 Quadratmeter) in Deutschlands größtem Seebad Cuxhaven rund 140000 Euro, so Wolfgang Henrichs. An der Nordsee seien die Preise stabil. Anders als im Harz, wo der Unternehmer auch Ferienhäuser vertreibt: 70 Quadratmeter seien ab 60000 Euro zu haben – das sei deutlich weniger als noch vor einigen Jahren gefordert wurde.

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