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Immobilien: Die hohe Kunst des Veredelns

Je nach Pflanzenart gibt es unterschiedliche Verfahren

Bäume und Sträucher haben erstaunliche Regenerationskräfte. Aus Trieben, sogar aus Blattteilen können neue Pflanzen entstehen. Selbst mit einem fremden Pflanzenteil kann eine Pflanze zusammenwachsen. Veredeln nennt man diesen Vorgang, der bis heute als hohe Kunst des Gärtnerns gilt. Beim Veredeln lassen sich Eigenschaften verschiedener Pflanzen auf elegante Weise verbinden. Dabei bestimmt die Unterlage, also die zu veredelnde Pflanze, das Wachstum, die Gesundheit und Vitalität sowie die Klima und Bodentoleranz. Die zweite Pflanze, das Edelreis oder Edelauge, ist für Aussehen, Farbe und Geschmack von Blüte, Blatt und Frucht verantwortlich.

Je nach Pflanzenart werden unterschiedliche Veredlungsverfahren gewählt. Mal wird nur eine Knospe – ein Auge – der fremden Pflanze eingesetzt, mal ein größeres Rindenstück mit Knospe oder ein Zweigstück. Man spricht von Okulation und Kopulation, vom Pfropfen, Anplatten, seitliches Einspitzen, Lamellenveredlung, Ablaktieren und vielem anderen mehr.

Aber so verwirrend die Namen auch sein mögen, alle Verfahren beruhen auf dem gleichen Prinzip: Edelreis und Unterlage werden so geschnitten und aneinander gefügt, dass beide Wachstumsschichten möglichst nahtlos aufeinander liegen. Diese Schicht, von Fachleuten als Kambium bezeichnet, ist bei Gehölzen die feine grüne Zone zwischen Rinde und Holz. Hier verlaufen die Gefäße, die Wasser und Nährstoffe aus der Wurzel bis in die Zweigspitzen transportieren.

Am bekanntesten ist das Veredeln wohl bei Edel- und Beetrosen, die sich ohne dieses Vorgehen meist gar nicht in der ausreichenden Menge vermehren ließen. Nur eine einzige Knospe ist nötig, damit ein neues Exemplar entsteht. Das heißt, aus einer einzigen Mutterpflanze lässt sich eine ganze Rosenkultur aufbauen.

Bei der Okulation von Rosen, dem Einsetzen eines Auges, wird die Knospe samt schmalem Rindenspan von der Mutterpflanze geschnitten. Die Unterlage bekommt an der Veredlungsstelle einen so genannten T-Schnitt. Die Rinde rechts und links der T-Winkel wird vorsichtig abgelöst und die Knospe mit dem kleinen Rindenspan hineingeschoben. Unter einem festen Verband verwachsen die Kambien miteinander. Wenn der Vorgang korrekt ausgeführt wird, übernimmt die Unterlage die Ernährung des fremden Pflanzenteils.

Damit künftig alle Kraft in das Edelreis geht, sollten alle noch vorhandenen grünen Zweige der Unterlage entfernt werden. Das gilt auch für die sich eventuell bildenden Wildtriebe. Werden diese nicht abgeschnitten, kann es passieren, dass das Reis abgestoßen wird. dpa / Tsp

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