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Immobilien: Die Wohnung den körperlichen Gebrechen anpassen

Behindertengerechte Umbauen müssen mit dem Vermieter besprochen und von ihm genehmigt werdenVON ANDREAS LOHSE Anna K.hat sich durchgesetzt.

Behindertengerechte Umbauen müssen mit dem Vermieter besprochen und von ihm genehmigt werdenVON ANDREAS LOHSE Anna K.hat sich durchgesetzt."Ich fühle mich wohl hier im Kiez, bin hier aufgewachsen und wohne seit 25 Jahren in dieser Wohnung." Dabei sollte es auch bleiben, beschloß die 72jährige entgegen mancher Versuche von Bekannten und Verwandten, sie eines anderen zu belehren. Ein komplizierter Beinbruch nämlich zwang Anna K.vor acht Jahren, darüber nachzudenken, ob sie weiterhin in ihrer Schöneberger Wohnung bleiben oder sich ein neues Zuhause in einem Pflegeheim suchen sollte."Schon bei dem Gedanken wurde ich panisch", gesteht sie heute.Nicht, daß sie der professionellen Pflege mißtraue."Aber man will sich ja beweisen, daß es noch geht." Außerdem kenne sie hier alle Nachbarn, wisse, wo in ihrer Nähe sie einkaufen könne und auf welchen Bänken im Park sie ihre Bekannten treffe.Das Bein ist verheilt, gehen kann sie wieder, wenn auch mit Krücken und sehr beschwerlich."Ich mußte so manche Gewohnheit ändern", aber es gelang.Die kleine Wohnung der alten Dame ist gemütlich und sieht auch heute noch aus wie jede andere - beinahe jedenfalls. "95 Prozent der Älteren wohnen nicht in Heimen und Einrichtungen, sondern in den eigenen vier Wänden", erzählt Peter Wißmann, Leiter von Albatros e.V., einer "Koordinierungsstelle für ambulante Rehabilitation älterer Menschen", so der vollständige Name dieser gemeinnützigen Einrichtung.Die Mitarbeiter unterstützen Alte und Kranke, die trotz einer körperlichen Behinderung zu Hause leben möchten, und helfen, die Wohnung hinsichtlich der neuen Erfordernisse zu verändern."Wohnraumanpassung ist eines der zentralen Zukunftsthemen der sozialen Arbeit", weiß Peter Wißmann, "weil es Kosten spart." Denn in 80 Prozent aller Fälle, so seine Erfahrungen, lasse sich eine Wohnung ohne großen Aufwand so umgestalten, daß Menschen mit kleineren Gebrechen dort weitestgehend selbständig leben können. Der erste Schritt dahin ist wenig aufwendig, allerdings mit Trennung verbunden: von alten, aber unpraktischen Möbel-Schätzchen zum Beispiel.Anna K.trennte sich sogar von ihrem gemütlichen Fernsehsessel."Als ich merkte, daß ich daraus noch allein hochkam, fiel mir das aber nicht so schwer." Auch liebgewonnene Brücken und Läufer wurden aus dem Weg geräumt.Im Flur findet man jetzt pflegeleichte und sicher begehbare Auslegware.Zwei Erinnerungsstücke ließ sie sich allerdings an die Wand hängen. Hat man Stolperfallen beseitigt, hier einen wackeligen Stuhl entsorgt und dort das viel zu niedrige Telefontischchen erneuert, sollte man im nächsten Schritt daran denken, die Zimmer neu aufzuteilen: das größte beispielsweise zur guten Stube zu machen, weil man sich dort am häufigsten aufhält.Für Anna K.war dies die einzige Möglichkeit, sich mit einer Gehhilfe verhältnismäßig frei zu bewegen. Schließlich ist zu erwägen, die Wohnung mit kleinen Hilfsmitteln auszustatten: dazu können beispielsweise Haltegriffe an den Wänden von Flur und Bad gehören, Einstiegshilfen für die Wanne, ein verstellbarer Lattenrost fürs Bett oder auch die Unterschränke in der Küche, in deren Tiefen so manches verschwindet, mit ausziehbaren Schüben zu versehen.Peter Wißmann: "Das alles ist nicht spektakulär, aber alltagsbezogen und praktisch." Erst dann, wenn einfache Maßnahmen nicht ausreichen, sollte man über bauliche Veränderungen nachdenken, die jedoch, sei es nun ein einfacher Badumbau oder das Verbreitern von Türen, allesamt mit dem Vermieter abgesprochen und von ihm genehmigt werden müssen. Der Wunsch, in der eigenen Wohnung zurechtzukommen erfordert Planungsgeschick und Organisationstalent.Die Mitarbeiter der elf Koordinierungsstellen für ambulante Rehabiliation in Berlin, getragen von unterschiedlichen Vereinen, analysieren bei Hausbesuchen die Probleme in der Wohnung und schlagen geeignete Maßnahmen vor, um etwaige Hindernisse zu beseitigen.Sofern der Ratsuchende damit einverstanden ist, organisieren sie sogar den kompletten Umbau, kümmern sich um Fachleute und Handwerksfirmen, koordinieren und überwachen bis zum Bauabschluß. Anna K.ist heute allerdings froh, daß sie die Umgestaltung ihrer Wohnung hinter sich hat.Eche Fachleute standen ihr damals nicht zur Seite.Schritt für Schritt habe sie gemeinsam mit handwerklich geschickten Verwandten ihre neuen Grenzen und Möglichkeiten erst ausloten müssen."Das war für mich ein echtes Abenteuer." Die Anschriften der jeweils zuständigen Koordinierungstelle in den einzelnen Bezirken sind in der Geschäftstelle der Arbeitsgemeinschaft Berliner Koordinierungsstellen erhältlich, Damerowstr.66, 13187 Berlin-Pankow, Tel.4753-1719.

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