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Immobilien: Dieser Lavendel ist mein

Wer da kaufen will, wo andere Urlaub machen, sollte einiges beachten: Tipps für Ferienimmobilien.

Ein Häuschen mit Privatstrand? Ein Naturstein-Haus inmitten von Lavendelfeldern? Oder lieber eine Terrasse mit Gletscherblick? Zwei Millionen Deutsche haben sich ähnliche Träume bereits erfüllt: Sie besitzen eine Ferienimmobilie. Weitere 3,5 Millionen liebäugeln, heißt es bei den Landesbausparkassen. Eine eigene Wohnung, ein Haus dort, wo andere Urlaub machen – das liegt voll im Trend: Allein in den vergangenen zwei Jahren sind rund 200 000 Deutsche zu neuen Eigentümern geworden.

Die Gründe liegen auf der Hand: Wirkung gezeigt habe vor allem der Abbau rechtlicher und finanzieller Hürden, sagt Christian Seyrer von der GIS Global Immobilien Service, die sich auf Ferienimmobilien spezialisiert hat. Innerhalb der EU seien auch die Grenzen beim Immobilienkauf größtenteils gefallen, es bestehe weitgehend Rechtssicherheit. Auch die Vereinfachung und Beschleunigung von Auslandsüberweisungen spiele eine wichtige Rolle. 31 Länder in Europa sind nun an der Sepa, der „Single Euro Payment Area“ beteiligt, die beispielsweise eine Überweisung von Müllgebühren nach Griechenland oder die Bezahlung der Wasserrechnung in Spanien zum gleichen Preis gestattet wie im Inland. Katalysatoren des Trends zu einer Ferienimmobilie sind aber auch Internet und Billigflieger, die einen ganz neuen Nomadismus ermöglichen. Wer für kleines Geld von Frankfurt mit Ryanair nach Montpellier oder Bari, mit Tuifly nach Kreta oder Luxor fliegen, wer dank Internet sogar sein „Home office“ mitnehmen kann, wird sich den Traum vom Haus im Süden noch schneller erfüllen. Oft ist auch geplant, das Zweitdomizil später zum Altersruhesitz zu machen, zumal die Rente problemlos überwiesen werden kann.

Was die Preisniveaus betrifft, so gilt ganz grundsätzlich: Regionen mit hohem Renommee wie Provence und Toskana oder mit guter Erreichbarkeit wie Mallorca sind am teuersten. Da aktuell vor allem abgeschiedene Objekte in idyllischer Kulisse und weniger das Eigenheim im Touristen-Trubel gefragt sind, ziehen auch die Preise für Schmuckstücke abseits der ausgetretenen Pfade beträchtlich an. Eine Investition von womöglich mehreren hunderttausend Euro will gut überlegt sein.

Zwei bis vier Jahre vergehen im Schnitt von der ersten vagen Vorstellung bis zur Vertragsunterzeichnung. Zum reinen Kaufpreis addieren sich Kaufkosten wie Notargebühren und Steuern, hinzu kommen jedoch später auch regelmäßige Versicherungs- und Instandhaltungskosten und Grundsteuern, im Falle eines Verkaufs auch unterschiedliche Gewinnsteuern. Auch andere Fallstricke wollen bedacht sein: In vielen südlichen Ländern gilt bereits eine handschriftliche Willenserklärung als echter Kaufvertrag. Wer sich in einer beliebten Ferienregion im Süden einkauft, sollte zudem Lärmpegel und erhöhte Bautätigkeit einkalkulieren. Altbauten, die oft als Schnäppchen beworben werden, entpuppen sich am Ende wegen endloser Renovierungskosten gern als Finanzfalle. Die Deutsche Schutzvereinigung für Auslandsimmobilien (DSA) warnt auch vor dem Kauf von Immobilien, für die keine explizite Baugenehmigung vorhanden ist, empfiehlt zudem generell, zum Schutz vor einer Pleite der Baufirma bezugsfertige Wohnungen und Häuser zu bevorzugen.

Auch von Schnellschüssen raten die Experten ab. Oft entstehe der Wunsch nach einer Ferienimmobilie im Urlaub. Da aber Urlaubslaune die Urteilskraft trübe, sei allen Kaufwilligen dringend zu raten, ihr Wunschziel auch außerhalb der Saison zu prüfen. Ein Haus, in dessen Umkreis zwischen November und März die Läden geschlossen und die Wasserversorgung eingeschränkt sind, entpuppt sich dann als Spaßverderber. Infrastruktur, ärztliche Versorgung, gegebenenfalls auch soziales Umfeld und Nachbarschaft sind also vor dem Kauf ebenso zu prüfen wie die rechtlichen Grundlagen, die Bausubstanz oder die Qualität der Baufirma. Auch Aufenthaltsbedingungen im Gastland und das Erbschaftsrecht im Zielland wollen bedacht sein. Wer sich dann noch vorstellen kann, die nächsten zehn Jahre am gleichen Ort zu urlauben, der kann unbesorgt seinen Rotwein in Olivenhainen schlürfen – oder zum Sundowner auf die Strandterrasse bitten.

Veronika Csizi

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