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Immobilien: Eher hoch als breit

Individuell gestaltete Stadthäuser liegen im Trend.

Der Traum von der häuslichen Idylle mit kleinem Garten in zentraler Lage erfüllt sich für einen Stadtbewohner mit einem Townhouse. Vor allem exklusive Luxus-Stadthäuser werden derzeit errichtet – und sind begehrt bei Käufern. Manche Interessenten sind mittlerweile sogar bereit, für besonders begehrte Lagen in Berlin, der Mutterstadt des neuen deutschen Townhouse-Booms, Preise von mehr als 10 000 Euro pro Quadratmeter zu bezahlen. „Die Preisentwicklung in Berlin geht stetig voran, die Preise nähern sich den anderen deutschen Großstädten an“, sagt Ludwig Maximilian Stoffel, Immobilienexperte und Vorstand beim Projektentwickler Stofanel in Berlin. „Heute wird von einem Durchschnittspreis im mittleren bis gehobenen Segment von circa 4200 Euro pro Quadratmeter gesprochen, der vor einigen Jahren noch bei circa 3200 Euro lag“, erläutert Michael Ries, Vorstand des Immobilienunternehmens Pantera. Auch in Frankfurt am Main findet man moderne Stadthäuser, zumeist jedoch als Einzel- oder Prestigeobjekte. Als Gegenstück zu den Neu-Berliner Stadthäusern werden hier eher moderne Reihenhauszeilen in den Außenbezirken und Vororten realisiert und teilweise als Townhouse bezeichnet. Üblicherweise besitzen diese Häuser nur zwei bis drei Etagen und nicht vier oder fünf wie das typische Townhouse.

„Mittlerweile wird der Begriff Townhouse nicht mehr ganz trennscharf verwendet“, sagt Mirjam Thomann vom Bund Deutscher Architekten (BDA) in Berlin. Damit werden mehrgeschossige Einzelhäuser verschiedenen Typs bezeichnet, die zumeist in Reihe gebaut werden und auf schmaler Grundfläche stehen. „Ein Townhouse im klassischen Sinn steht auf einer eigenen Grundstücksparzelle, besitzt Brandwände zu den Nachbarparzellen und einen individuellen Eingang auf der Straßenseite“, erklärt Thomann. Die historischen Vorläufer des modernen Stadthauses aus dem frühen 20. Jahrhundert waren schmal, hoch und eher unscheinbar. Die aktuellen Bauprojekte wollen weg vom grauen Reihenhaus-Image. Eindeutige architektonische Trends auszumachen, sei bei der Vielzahl der Projekte jedoch schwierig, sagt Hermann Scheidt, Architekt aus Berlin und BDA-Präsidiumsmitglied. Allgemein herrsche ein Loft- und Ateliercharakter vor: große Fensterflächen, die teilweise bis zum Boden reichen, hohe Decken, oft nur ein Raum pro Etage.

Gründe für diese Alternativkonzepte liegen laut Projektentwicklern im Wunsch der Bauherren und Käufer nach größerer Grundfläche, mehr Privatsphäre und Individualität. Diese Vorstellungen versucht beispielsweise der Architekt Eicke Becker mit seinem Projekt „The Garden“ im quirligen Bezirk Mitte umzusetzen. „Die Townhouse-Maisonetten auf zwei Ebenen mit Terrasse und Anschluss an einen großen Garten ermöglichen ein innerstädtisches Leben im Grünen“, erläutert Auftraggeber Michael Ries. „Die Käufer, die in Berlin in eine Immobilie investieren, sind sehr designaffin und modernem Stil verbunden“, fügt Ries hinzu.

Eine Entwicklung ist der Wunsch nach der individuellen Gestaltung der Häuser. Im Inneren ist dies ohne Weiteres möglich, nicht aber bei der Außengestaltung. „Die Grenzen der Individualität eines Townhouses werden vom jeweiligen Bebauungsplan vorgegeben“, erläutert BDA-Sprecherin Thomann. „Bei den meisten Stadthäuserzeilen ähneln sich die einzelnen Einheiten daher sehr stark.“ Nicht nur in Bau-Gemeinschaften, häufig auch bei Projektentwicklern oder Investoren-Projekten können Käufer individuelle Vorstellungen äußern, die sich in der architektonischen Ausgestaltung widerspiegeln sollen – und sich so von den Nachbarn im städtischen Einheitsgrau absetzen. dpa

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