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Immobilien: "Ein Haus muß wie ein Maßanzug sitzen"

Der Architekt des Hamburger ABC-Bogens ist Hadi Teherani.Zusammen mit seinen Partnern Bothe und Richter leitet er das Büro BRT und seine 80 Mitarbeiter.

Der Architekt des Hamburger ABC-Bogens ist Hadi Teherani.Zusammen mit seinen Partnern Bothe und Richter leitet er das Büro BRT und seine 80 Mitarbeiter.Zu den wichtigsten Aufträgen der Baumeister zählt derzeit der ICE-Bahnhof am Frankfurter Rhein-Main-Flughafen.In Berlin gewann das Büro 1997 den Wettbewerb für das Oraneum in der Friedrichstraße.Mit Hadi Teherani sprach Ralf Schönball.

TAGESSPIEGEL: Wie kamen Sie zu dem Auftrag für den ABC-Bogen?

TEHERANI: Wir wurden 1995 zu einem Wettbewerb eingeladen.Die Aufgabe bestand darin, eine gewisse Baumasse auf einem recht schwierigen Grundstück unterzubringen.Insgesamt konnten wir eine Fläche von 15 000 Quadratmetern einrichten, ohne daß dies auf Kosten der architektonische Qualität erfolgt wäre.

TAGESSPIEGEL: Sie entschieden sich für eine Rundform.Warum diese Gestaltung?

TEHERANI: Weil viele Abstandsflächen zu Nachbarbauten eingehalten werden mußten und an den Rändern des Rundbogens die Baumassen gering sind.Dadurch gelangt Licht in die Innenbereiche des Blockes, der Neubau verschattet also die Nachbarbauten nicht.Außerdem hätten wir mit einem Riegel keine vergleichbare Baumasse realisieren können.Auch in die Höhe durften wir nicht gehen.

TAGESSPIEGEL: Das klingt so, als seien Sie den Investoren deshalb am liebsten gewesen, weil Ihr Entwurf die größte vermietbare Fläche aufwies ...

TEHERANI: Fläche allein macht einen Entwurf nicht erfolgreich, gute Architektur muß hinzukommen.Unser Gebäude fügt sich auch in die ABC-Straße ein, indem es den Block mit einem Riegel schließt.Er steht vor dem Bogen.Damit greifen wir die Formensprache der angrenzenden Hypothekenbank auf.

TAGESSPIEGEL: Hatten Sie bei Ihrem Entwurf technische Probleme von Wärmeentwicklung und Reinigung im Auge?

TEHERANI: Sicher, weil dies zum guten Teil Ökologie ist, und diese für unser Büro eine große Rolle spielt.Deshalb entschieden wir uns auch für eine Bauteilkühlung, und öffenbare Fenster im Haus.Außerdem haben wir die Sonnenlamellen mit Photovoltaik-Zellen bestückt, so daß diese Vorrichtung nicht nur vor Sonne schützt, sondern auch Energie erzeugt.Bei einem anderen Gebäude namens Doppel-XX entschieden wir uns dagegen für eine Low-Tech-Strategie, also für passive bautechnische Lösungen.Dort richteten wir Wintergärten ein, die eine natürliche Thermik zur Belüftung des Hauses ermöglichen.Voraussetzung war, daß wir eine Fläche von 2500 Quadratmetern für diese Wintergärten vorsahen, und entsprechende Zonen auf verschiedenen Etagen einrichteten.Außerdem haben wir Wasserbecken an verschiedenen Stellen des Hauses vorgesehen.Sie dienen dazu, die Luft mit der notwendigen Feuchtigkeit anzureichern.Das alles macht einen Teil der sonst in der Haustechnik eingesetzten Maschinen überflüssig.

TAGESSPIEGEL: Schauten Sie diese Strategien dem Öko-Architekten Dietmar Schemp ab?

TEHERANI: Den kenne ich nicht, aber Norman Foster arbeitete bei der Commerzbank in Frankfurt mit solchen Wintergärten.Außerdem ist ökologische Planung heute ein fester Bestandteil des architektonischen Repertoires und der Anforderungen, die wir an ein Gebäude stellen, denn es wirkt sich auch positiv auf die Folgekosten von Gebäuden aus.Das sogenannte Facility Management wird dadurch billiger, und die Nebenkosten sinken.

TAGESSPIEGEL: Welche Rolle spielte das Gebäudedesign?

TEHERANI: Alle unsere Gebäude entstehen ausgehend vom spezifischen Grundstück und damit vom städtebaulichen Kontext, in dem es eingebettet ist.Hinzu kommt das Programm des Bauherren oder die Corporate Identity seines Unternehmens.Aus diesen Texturen schneidern wir einen Maßanzug.Deshalb gleicht keiner unserer Entwürfe dem anderen.

TAGESSPIEGEL: Das ist aber auch ein Ausdruck der Zeit.Eigene gestalterische Identität ist nicht mehr gefragt, sondern stattdessen Architektur als Dienstleistung.Wo bleibt die Kreativität?

TEHERANI: Die Kreativität besteht eben darin, aus vielen Komponenten ein Gesamtwerk zu kreieren.Unsere Handschrift hinterlassen wir in der Ausarbeitung der Details.Uns interessiert nicht der Entwurf, sondern das gebaute Ergebnis, und an seiner Qualität erkennt man unser Büro.

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