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Immobilien: Ein teures Erbe

Von Ralf Schönball Die Immobilientöchter der Bankgesellschaft stecken immer noch tief in der Krise. Wie aus den Bilanzen der drei Firmen zu entnehmen ist, summieren sich deren Verluste im Jahr 2001 auf knapp 500 Millionen Euro.

Von Ralf Schönball

Die Immobilientöchter der Bankgesellschaft stecken immer noch tief in der Krise. Wie aus den Bilanzen der drei Firmen zu entnehmen ist, summieren sich deren Verluste im Jahr 2001 auf knapp 500 Millionen Euro. Doch diese Summe wäre höher gewesen, wenn das Land nicht ein Bürgschaft für eine Vielzahl von Risiken übernommen hätte. Zum Beispiel für die umstrittenen „Sorglos-Fonds“ des Bankenkonzerns.

Die erste der drei Immobilientöchter ist die „Finanzbeteiligungs- und Verwaltungs GmbH“ (LPFV). Sie verwaltete bisher die umstrittenen Immobilienfonds der Bankgesellschaft im vergangenen Jahr. Für das Jahr 2001 wird sie Finanzsenator Thilo Sarrazin in Kürze eine erste Rechnung schreiben: in Höhe von mehr als 88 Millionen Euro. So hoch waren die Verluste, weil die Immobilien der Fondsgesellschaften zu wenig Miete abwerfen. Indem das Land der LPFV Steuergelder überweist, stellt es sicher, dass die rund 70000 Zeichner der Immobilienfonds der Bank die ihnen garantierten Ausschüttungen für das Jahr 2001 erhalten.

Insgesamt bestehen Garantien im Wert von 11,9 Milliarden Euro für Fonds der Bankgesellschaft. Wie berichtet hatte das Land für den größten Teil davon (11,6 Mrd. Euro) eine Bürgschaft übernommen.

Berlin haftet außerdem für drohende Verluste von weiteren Immobilien im Wert von drei Milliarden Euro. Dabei handelt es sich um Bürohäuser, Einkaufzentren, Wohnblöcken in Deutschland, den Niederlanden sowie den USA. Die Immobilien hatten die früheren Manager erworben, weil sie diese anschließend in Fonds platzieren und dafür privates Kapital von Anlegern einsammeln wollten. Nachdem der Bankenkonzern im vergangenen Jahr vor der Pleite stand und nur durch eine erste Kapitalspritze des Landes in Höhe von 1,7 Milliarden Euro überlebte, legten die Banker diese Pläne auf Eis. Die bereits erworbenen Immobilien und Grundstücke versuchten sie zu verkaufen.

Der Fondsvertrieb bricht zusammen

Dabei hatten sie wenig Erfolg. Dies zeigt ein Blick in die Bilanz der zweiten Bankentochter Immobilien und Beteiligungen Aktiengesellschaft Berlin (IBAG). Sie schrieb im vergangenen Jahr Verluste in Höhe von fast einer viertel Milliarde Euro. Das Land Berlin musste auch hier aushelfen. Die Höhe der fälligen Steuergelder ist in der Gewinn- und Verlustrechnung der IBAG unter Punkt 17 verzeichnet. Dort heißt es: „Erträge aus Verlustübernahme: 217376790,17 Euro“. Im Klartext: hier musste die Not leidende Bank einspringen. Auf Anfrage bestätigte dies ein Sprecher des Kreditinstitut und präzisierte: „Der Verlust entfällt zu je einem Drittel auf: a) Ergebnis des operativen Geschäftes der IBAG-Gruppe, b) Kosten für erforderliche Restrukturierungsmaßnahmen in der IBAG-Gruppe, c) Bewertungs- und Risikovorsorgemaßnahmen, soweit sie nicht unter die Abschirmung des Landes fallen.“

Wie dramatisch die Lage bei der IBAG ist, zeigt der Zusammenbruch des wichtigsten Geschäftsfeldes des Unternehmens: dem Fondsvertrieb. Nachdem die Gesellschaft nicht länger Anleger ködern, konnte mit völlig unüblichen Garantien, mochten nur noch wenige ihr Geld in die Fonds der Bankentochter investieren: Verkaufte die IBAG im Jahr 2000 noch Fonds im Wert von insgesamt 1,32 Milliarden Euro, schmolz diese Summe im vergangenen Jahr auf ein Viertel zusammen (351 Millionen Euro). Doch je weniger Fonds die Firma verkauft, desto weniger verdient sie, weil Provisionen und Gebühren wegfallen. Was bleibt sind, hohe Kosten für Personal. So entstehen Verluste.

Die Manager mussten die Reißleine ziehen. Das im vergangenen Jahr vorgelegte Restrukturierungsprogramm kostete 289 Mitarbeiter den Arbeitsplatz. Bis Anfang des Jahres schloss die IBAG sechs Standorte. Im März beschäftigte sie noch 1584 Mitarbeiter, ein Viertel weniger als vor einem Jahr. Doch der Zusammenbruch des Geschäftes ließ sich dadurch nicht verhindern.

Auch die dritte Immobilientochter des Bankenkonzerns, die Immobilien- und Baumanagement (IBG), hat es dem Land Berlin und den Steuergeldern zu verdanken, dass sie nicht in die Insolvenz ging. Berlin übernahm eine Fülle von Garantien für Kredite, die die IBG an Tochtergesellschaften gab. Die Vorstände der IBG fassten in ihrer Bilanz zusammen: „Mit der Detailvereinbarung mit dem Land Berlin werden bestimmte Risiken von der IBG auf das Land Berlin verlagert.“

Die Asylantenheime der Bank

Die Risiken der IBG kommen aus einer Fülle unterschiedlicher Unternehmen in ihrem Besitz. Dazu zählen der Hotelbetreiber BCA, die Somag, die Wohnheime für Aussiedler und Asylbewerber errichtet und Bauträgergesellschaften etwa auf Rügen und in Mahlow. Von den schwierigen Beteiligungen darunter wollen sich die Bankmanger lieber heute als morgen trennen.

Einen Vorgeschmack davon, wie die Strategie aussehen könnte, gab die Insolvenz des Eurospeedways Lausitzring. Die Bank hatte der Betreibergesellschaft vor kurzem den Geldhahn zugedreht. Da das Land hier keine Haftung übernommen hatte, schickte die IBG das Unternehmen in die Insolvenz.

Das steht auch der IBG-Tochter, Grundstücksgesellschaft Wasserstadt Berlin-Oberhavel, bevor. Diese hatte sechs Grundstücke in einem Entwicklungsgebiet erworben. Nach Auffassung der Banker im Auftrag des Landes. Doch Berlin winkt ab: Die IBG sei selbst ins Risiko gegangen und müsse nun auch die Zeche zahlen. Das Bauland wurde zu teuer erworben und ist wegen der Immobilienkrise heute unverkäuflich. Der Streit wird vor Gericht ausgetragen. Verliert die IBG den Prozess, „droht die Insolvenz der Gesellschaft“, heißt es in den Bankunterlagen.

Aus vergangenen Jahren schliebt die IBG einen Schuldenberg von mehr als einer halben Milliarde Euro vor sich her. Das verhagelte ihr die Bilanz 2001. Verlust: fast 281 Millionen Euro. In diesem Fall schließt, anders als bei den beiden anderen Bankentöchtern, das Land das Loch in der Kasse nicht direkt. Die Bankgesellschaft musste zahlen.

Die anderen Löcher in der Bilanz des Bankenkonzerns schlossen die Vorstände um Hans-Jörg Vetter nur dadurch, dass sie große Teile der vom Land im Mai 2001 überwiesenen 1,7 Milliarden Euro bereits verbrauchten. Die Steuergelder waren eigentlich dazu vorgesehen, die Verluste aus Immobiliengeschäften abzudecken. Deshalb war das Kapital bei der Bankentochter LPFV, die die Fonds verwaltet, geparkt. Durch die neue Bürgschaft des Landes für Fonds-Verluste, ließ sich die Bank dieses Geld nun von der LPFV auszahlen. Dadurch konnte sie in der Bilanz 2001 ihre Verluste in anderen Bereichen, laut Adhoc-Meldung der Bank im Finanzgeschäft -106 Millionen Euro, ausgleichen.

Die Strategie hat einen Haken. Sollte die Europäische Kommission die vielen Subventionen des Landes für die Bank nicht genehmigen, dann wäre „für die Risiken ein Betrag bis zu einer Größenordnung von rund 1,6 Milliarden Euro“ fällig, schreiben die Prüfer. Sofort.

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