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Immobilien: Eine Wohnung in Spanien – und das Auto dazu

Ferienimmobilien im Ausland werden günstiger. Deutsche investieren zunehmend in der Heimat

Bayern und die deutschen Küsten sind in, Barcelona und Bari dagegen out: In Finanzkrise und Konjunkturtal besinnen sich die Deutschen auf die Schönheiten im eigenen Land. Wer eine Ferienimmobilie sucht, schaut sich mehrheitlich zuerst in Deutschland um, ergab eine Studie des Internetportals FeWo-direkt und der Kristensen Group. 54 Prozent aller Käufer haben sich danach 2008 ein Haus oder eine Wohnung zwischen der See und den Alpen zugelegt. Das frühere Traumziel Nummer 1, Spanien, folgt mit nur noch 10,4 Prozent auf Platz 2. Rund acht Prozent kauften jeweils in Italien und in Frankreich.

Gleichzeitig ist das Geschäft mit Ferienimmobilien seit Herbst 2008 insgesamt um rund ein Drittel geschrumpft, bedauern Makler. Bei italienischen Objekten sei das Geschäft um 50, bei spanischen gar um 90 Prozent eingebrochen, heißt es etwa bei G.I.S., einem Spezialmakler für Ferienimmobilien. Der gesunkenen Nachfrage auf der iberischen Halbinsel steht ein großes Angebot gegenüber: Aktuell stehen mehr als eine Million Häuser und Wohnungen zum Verkauf, berichten spanische Maklerorganisationen. Die Folge: Die Preise sinken. Nicht selten versuchten Eigentümer, ihre Immobilie mit einem Bonus loszuschlagen – nach dem Motto: „Kaufen Sie meine Wohnung – und Sie erhalten einen BMW gratis dazu.“ Einzig im absoluten Luxussegment und auf den Balearen seien die Preise relativ stabil. GIS-Fachmann Christian Seyrer erwartet jedoch für ganz Spanien weitere Preisrückgänge, zumal das Preisniveau vor der Krise extrem hoch gewesen und derzeit immer noch überteuert sei: „Wer sich in Spanien ein Feriendomizil zulegen will, sollte noch warten.“

Fast zwei Drittel aller Interessenten, so hat die Studie ergeben, prüfen vor dem Kauf das Vermietungspotenzial einer Zweitimmobilie, vier von zehn Käufern nutzen das Objekt später nicht nur für den eigenen Urlaub, sondern vermieten es auch. In Deutschland sind auch deshalb vor allem das Allgäu und Oberbayern gefragt, denn Immobilien in den Bergen können doppelt genutzt und vermarktet werden: im Sommer zum Wandern und im Winter zum Skifahren. In diesem Frühjahr sei die Nachfrage in deutschen Urlaubszielen besonders hoch, heißt es bei der Kristensen Group, die selbst Ferienwohnungen plant und baut. In der Region um Berchtesgaden registrierte FeWo-direkt 2009 bisher etwa 50 Prozent mehr Nachfragen als im Vorjahr. Im Norden stehen vor allem die nordfriesischen Inseln mit Sylt und Föhr, aber auch Rügen und Usedom auf den Wunschlisten.

Im Schnitt gibt ein Käufer der Studie zufolge 196 500 Euro für sein Feriendomizil aus, wobei aber mehr als die Hälfte bislang unter 150 000 Euro dafür investiert hat. Wer sich beispielsweise an der mecklenburgischen Ostsee ein zweites Zuhause zulegen möchte, muss mit Quadratmeterpreisen von 2000 bis 2500 Euro rechnen. Toplagen auf Sylt seien nicht unter 5000 Euro zu haben, heißt es bei Kristensen. Ähnliche Preise werden auch rund um den Tegernsee oder den Starnberger See verlangt.

Trotz sehr hoher Preise steigt die Nachfrage nach Zweitdomizilen im nahen Österreich. Etwa 80 000 Deutsche haben in Österreich derzeit einen zweiten Wohnsitz. Doch weil das Angebot knapp ist, muss – vor allem in den Skiorten – etwa mit einem doppelt so hohen Kaufpreis wie in Deutschland gerechnet werden.

Auf der Suche nach neuen Wunschzielen lautet der Trend derzeit: „Go east!“ An der polnischen Ostsee ist das Preisniveau binnen eines Jahres um ein Viertel gefallen. Die Wohnung am Meer kann man jetzt wieder ab 50 000 Euro kaufen. Auch um Ostsee-Fans Appetit auf Polen zu machen, hat Warschau bisherige Hürden beseitigt: Seit dem 12. Mai können EU-Ausländer uneingeschränkt Ferienimmobilien kaufen.

Auch Griechenland locke noch mit akzeptablen Preisen, sagt Makler Seyrer. Große Grundstücke (laut Gesetz mindestens 4000 Quadratmeter außerhalb von Orten) seien am Meer für rund 80 000, in geringer Entfernung von der Küste auch schon ab 25 000 Euro zu haben. Wer hier 100 000 Euro in die Hand nehme, „bekommt in Griechenland dafür schon ein ordentliches Haus mittlerer Größe“.

In der Türkei dagegen halten sich Kunden bisher eher zurück. Immobilienmakler aus Bodrum berichten, dass noch 2006 jede Woche zig Verträge mit ausländischen Käufern zustande gekommen seien. Mittlerweile sei die Nachfrage nahezu zum Erliegen gekommen. Grund dafür seien vor allem wirtschaftliche Probleme, aber auch häufige gesetzliche Änderungen: 2006 war der Verkauf von Immobilien an Ausländer erlaubt, 2008 aber wieder verboten worden. Nach einer Gesetzesänderung können nun zehn Prozent der Flächen an Deutsche oder andere Ausländer gehen. Auch die fremde religiöse Kultur schrecke viele potenzielle Käufer ab. Dafür erhalten sie viel für ihr Geld: Freistehende Häuser sind ab 80 000 Euro zu haben, Tendenz fallend.

Veronika Csizi

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