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Immobilien: Energiefressern auf der Spur

Veraltete Haushaltsgeräte und Stand-by-Schaltungen lassen die Stromrechnung in die Höhe schnellen

Seit Monaten kommt es zwischen den Energiekonzernen und Aufsichtsbehörden zum Schlagabtausch über die steigenden Strompreise. Wer Energiekosten sparen will, sollte am besten sofort damit beginnen, sich nach möglichen Stromfressern im eigenen Haushalt umzusehen. „Allein durch das Ersetzen alter Leuchten durch Energiesparlampen können erhebliche Stromkosten gespart werden“, meint Constantin Rehlinger, Geschäftsführer der Landesinnung der Elektriker in Berlin und Brandenburg.

Das bestätigt auch eine Untersuchung der Deutschen Energieagentur (Dena). Demnach lassen sich die Kosten für die Beleuchtung mit Hilfe moderner Energiesparlampen um bis zu achtzig Prozent senken. Wenn man zum Beispiel zehn 60-Watt Glühlampen durch 11-WattEnergiesparlampen ersetzen würde und diese rund tausend Stunden im Jahr leuchten ließe, ergäbe das bei der Jahresendabrechnung der Stromkosten ein Plus von zirka 80 Euro. Hinzu kommt, dass die Sparlampen eine deutlich längere Haltbarkeit haben als normale Glühlampen.

Constantin Rehlinger weist auch darauf hin, dass sich in vielen Haushalten die Zahl der elektronischen Geräte vervielfacht hat: Computer, Fernseher, elektronisch gesteuerte Waschmaschine, Heizung, Jalousie. Er empfiehlt einen „E-Check“, bei dem mögliche Schwachstellen in der Verkabelung und besondere Energiefresser ausfindig gemacht werden. „Gewerbetreibende müssen ihre elektrischen Geräte alle vier Jahre überprüfen lassen"“ sagt er. „Für Mietwohnungen beispielsweise gibt es solche verbindlichen Regelungen nicht.“

Vor allem Waschmaschinen und Kühlschränke könnten sich als wahre Stromschlucker erweisen, ebenso Geschirrspüler, Wäschetrockner, Raumklimageräte oder Elektrobacköfen: Deshalb hat die Europäische Union eine Kennzeichnungspflicht für den Stromverbrauch solcher Großgeräte eingeführt, klassifiziert von A (niedriger Verbrauch) bis G (Stromfresser). Auch der jährliche Energieverbrauch in Kilowattstunden ist auf dem Energielabel des Gerätes auszuweisen. Seit März 2004 wird die Kategorie A nochmals unterteilt, um besonders innovative Geräten kenntlich zu machen: in „A plus“ und „A doppelplus“. Bei den Großgeräten sind die Verbraucher energiebewusster geworden. Anders bei der Heimelektronik oder Computern: Die „Initiative Energieeffizienz“ hat berechnet, dass mehr als zehn Prozent des privaten Stromverbrauchs auf die Rechnung von Fernseher, Stereoanlage, Computer und Rechnerperipherie gehen. Oft wird der Strom durch unnötigen Stand-by-Betrieb und anderen Leerlauf verbraucht. In einem durchschnittlichen Haushalt kommen auf diese Weise schnell bis zu 90 Euro im Jahr zusammen. Vor allem die Set-Top-Boxen für digitales Fernsehen, Video- oder DVD-Rekorder, HiFi-Anlagen und PC saugen unbemerkt die Kilowattstunden aus der Dose – im Leerlauf, bis zu zwanzig Stunden am Tag.

So verpulvert ein privat genutzter Laserdrucker im Stand-by-Modus rund 107 Kilowattstunden im Jahr, das macht etwa 18 Euro Stromkosten. Der Verbrauch zum Drucken von Dokumenten liegt hingegen bei rund fünf Kilowattstunden, also ungefähr einem Euro.

Bei einem Fernseher, der eingeschaltet einen relativ hohen Verbrauch hat, schlagen die Stand-by-Kosten deutlich geringer zu Buche. Doch mit der Einführung des digitalen Fernsehens halten die Set-Top-Boxen Einzug in die Wohnzimmer. Schon vierzig Millionen Bundesbürger leben im Einzugsbereich dieser neuen Technologie. Es wird erwartet, dass mehr als 29 Millionen Haushalte auf den neuen Zug der Unterhaltungsindustrie aufspringen. Jeder Fernseher benötigt seine eigene Empfangsbox. Die Geräte bleiben in der Regel rund um die Uhr im Stand-by-Betrieb, ihr Leerlaufverbrauch variiert je nach Modell erheblich und kann – hochgerechnet auf die Leerlaufzeit – mehr als die Hälfte des gesamten Stromverbrauchs für das digitale Fernsehen ausmachen.

Sparen beginnt beim Kaufen: Eine einfach ausgestattete und stromeffiziente Set-Top-Box für Antennen gebundenes Digitalfernsehen verbraucht im Standby-Modus etwa zehn Kilowattstunden im Jahr, wenn sie rund um die Uhr im Bereitschaftsmodus bleibt. Ein vergleichbares, weniger sparsames Modell benötigt schnell das Siebenfache. Befinden sich im Haushalt zwei Fernsehgeräte, werden auch zwei Set-Top-Boxen für den digitalen Empfang benötigt. Je nach Gerätetyp fallen jährlich bis zu vierzig Euro allein für den Stand-by-Betrieb der Boxen und der Fernseher an. Oft haben solche Geräte keinen Schalter, der sie gänzlich vom Netz trennt.

Der einfachste Weg, den schleichenden Verbrauch durch Leerlauf zu verringern, sind schaltbare Steckerleisten. Mit einem Knopfdruck werden so alle angeschlossenen Geräte still gelegt. Man kann auch einfach den Stecker ziehen. In den Set-Top-Boxen oder anderen programmierbaren Geräten wie Videorekordern oder Fernsehern bleiben die Daten trotzdem erhalten. Auch DSL-Modems, Monitore und Computer ziehen im Stand-by-Modus weiter Strom. Auch sie lassen sich über Steckerleisten mit Schaltern sehr leicht vom Netz trennen.

Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Forsa zufolge liegt bei den Heimcomputern und Multimedia der wichtigste Absatzmarkt für schaltbare Steckerleisten. Doch noch immer lassen mehr als die Hälfte aller Internetsurfer das DSL-Modem ständig in Betrieb, nur 41 Prozent schalten es nach der Nutzung aus – über schaltbare Steckdosen oder direkt am Gerät. Männer, Jüngere und formal höher Gebildete lassen das DSL-Modem besonders häufig im Dauerbetrieb laufen. Beim Fernsehen hat sich Energiesparen bereits herumgesprochen: 72 Prozent der Nutzer schalten das Gerät über Nacht total aus, trennen es also vom Stromkreis. Aber auch hier gibt es bemerkenswerte Unterschiede: 84 Prozent der über 60-Jährigen schalten ihren Fernseher generell nachts ab, bei den unter 29-Jährigen sind es nur 55 Prozent. Alle übrigen nutzen lediglich die Fernbedienung, die in der Regel zum Stand-by umschaltet.

Weiteres im Internet:

www.e-check.de

www.initiative-energieeffizienz.de

Heiko Schwarzburger

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