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Müllrose am Großen Müllroser See liegt eine Autostunde südöstlich von Berlin entfernt. Es gilt als „Tor zum Schlaubetal“, das schönste Bachtal Brandenburgs.

© Patrick Pleul / dpa

Erholungsgrundstück: Noch ruht der Große Müllroser See

Die Stiftung Stift Neuzelle verkauft ein rund 45 000 Quadratmeter großes Wassergrundstück am Ostufer. Investoren können Konzepte bis zum 15. Oktober abgeben.

Das Schlaubetal bei Frankfurt/Oder gilt vielen noch als ein touristischer Geheimtipp. Wanderer und Radler schätzen die Abgeschiedenheit und die Vielfalt der Natur. Der dort gelegene Große Müllroser See mit 2,9 Kilometern Länge und 640 Metern Breite ist zudem ein beliebtes Revier für Angler und Bootsfahrer. Dieses Vergnügen weckt offenbar Gelüste. Denn die Stiftung Stift Neuzelle will ein zurzeit ungenutztes Wassergrundstück, Gesamtfläche 44 694 Quadratmeter, mit der Zweckbindung einer touristischen Nutzung veräußern.

Dafür hat die Eigentümerin jetzt ein Interessenbekundungsverfahren ausgelobt. Bis zum 15. Oktober können Investoren oder Projektentwickler für das am Großen Müllroser See gelegene Grundstück bei der Stiftung Stift Neuzelle Konzepte und Angebote zum Kauf abgeben. Nach dem Flächennutzungsplan der Gemeinde Müllrose aus dem Jahr 2013, ist das betreffende Gelände am Ostufer als Sondergebiet Erholung ausgewiesen.

Neben der vorhandenen Grünanlage am See und einem Waldstück besteht auf dem Areal die Möglichkeit, eine Sonderbaufläche samt Parkplatz für touristische Zwecke in Anspruch zu nehmen. Für eine bauliche Nutzung kommt ein Teil im landseitigen Teil des Grundstücks in Frage. Dort befinden sich noch Altanlagen, die bis Ende 2011 als „Pension am See“ privat betrieben wurden. Sie dienten zuvor als Versorgungsbaracken eines Ferienheims des Eko-Kombinates in Eisenhüttenstadt und waren durch fünf Holzbungalows ergänzt worden.

Im Verkaufs-Exposé wird darauf hingewiesen, dass im Falle eines Abrisses damit zu rechnen ist, „dass verwendete Baumaterialien besonderen Entsorgungsbestimmungen unterliegen“.

Die Zufahrt ist geteert, aber reparaturbedürftig

Der Uferstreifen ist als Badestrand mit einem Bootssteg ausgestattet. Dieser gehört, wie auch Teile des Uferbereiches, der Stadt Müllrose. Nach den Wünschen der Gemeinde soll der Bootsanleger in das geplante touristische Projekt eingebunden werden. Das zum Verkauf stehende Gelände ist bisher kaum erschlossen. Es besteht weder Anschluss an ein Gas- noch an ein Trinkwassernetz. Strom wird über eine Freileitung geliefert, es gibt einen Telefonanschluss.

Die Zufahrt führt von der Landesstraße L 37 (Müllrose–Schernsdorf) über eine 800 Meter lange Privatstraße der Stiftung Stift Neuzelle. Sie ist zwar geteert, aber stark reparaturbedürftig und müsste durch einen künftigen Eigentümer wohl grundlegend erneuert sowie später auch unterhalten werden. Für diese Wegeverbindung soll der Investor jedoch ein grundbuchrechtlich abgesichertes Wegerecht erhalten.

In der Nähe lockt die Märkische Schweiz

Für den Neustart am See müsste erst noch konkretes Planungsrecht geschaffen werden. Dazu hätte der Investor auf eigene Kosten einen „genehmigungsfähigen, vorhabenbezogenen Bebauungsplan“ zu erarbeiten, der mit dem Amt Schlaubetal abzustimmen wäre. Geldgeber, die sich für das Objekt interessieren, werden überlegen, wie sich die Natur- und Kulturlandschaft Schlaubetal in der Region zwischen Bad Freienwalde und Spreewald künftig entwickeln könnte.

Die Fahrzeit mit dem Auto beträgt von Berlin aus eine gute Stunde. In der näheren Umgebung locken touristische Ziele wie die Märkische Schweiz mit dem idyllischen Städtchen Buckow, Neuzelle mit dem Zisterzienser-Kloster und die Grenzstadt Frankfurt an der Oder, die in einer halben Autostunde erreicht ist.

Eine moderne Ferienanlage in Müllrose könnte auch von der gleichnamigen Autobahnabfahrt an der A 12 zwischen Berlin und Frankfurt/Oder profitieren. In etwa zwanzig Minuten ist man am See. Von Müllrose aus, dem „Tor zum Schlaubetal“, fahren regelmäßig Busse nach Beeskow und Eisenhüttenstadt. Der örtliche Bahnhof ist 2,6 Kilometer vom Seegrundstück entfernt. Am Tage gibt es stündlich eine Zugverbindung nach Berlin, allerdings mit Umsteigen in Königs Wusterhausen oder Frankfurt/Oder, Fahrzeit etwa 90 Minuten.

Vom Freibad führt ein Wanderweg vorbei an denkmalgeschützten Mühlen

Müllrose am Großen Müllroser See liegt eine Autostunde südöstlich von Berlin entfernt. Es gilt als „Tor zum Schlaubetal“, das schönste Bachtal Brandenburgs.
Müllrose am Großen Müllroser See liegt eine Autostunde südöstlich von Berlin entfernt. Es gilt als „Tor zum Schlaubetal“, das schönste Bachtal Brandenburgs.

© Patrick Pleul / dpa

Müllrose wurde um 1260 gegründet. Der Ort zählt heute um die 4300 Einwohner. Vom Freibad des Erholungsortes Müllrose bis hin zur Schlaubemühle im Süden führt der von denkmalgeschützten Mühlen gesäumte 25 Kilometer lange Schaubetal-Wanderweg.

Mit der neuen Ausschreibung unternimmt die Stiftung Stift Neuzelle bereits einen zweiten Verkaufsversuch. Im vergangenen Jahr waren zwei Interessenten, darunter ein internationaler Investor, wieder „abgesprungen“, wie der Direktor Marketing und Kultur Walter Ederer berichtet. Dies sei aber nicht ungewöhnlich: „Es ist eine typisch Brandenburger Situation und nicht erstaunlich, dass so ein Verkauf länger dauert.“ Während in Ballungsräumen wie Hamburg und München das Umland schon lange touristisch erschlossen sei, habe man in Brandenburg immer noch einen erheblichen Nachholbedarf. Man müsse deshalb einen „langen Atem“ haben.

Ederer betont, dass die Stiftung sich um eine enge Abstimmung mit dem Amt Schlaubetal bemühe. „Wir sprechen alles miteinander ab und suchen gemeinsam nach einer vernünftigen Lösung für die Region.“ Wie die später aussehen könnte, hänge auch von den Vorschlägen der Entwickler ab. Die Stiftung selbst hält eine Ferienhaus-Siedlung für „sinnvoll und verträglich“. Im vergangenen Jahr stand noch eine Zahl von 70 Häusern im Raum. Heute sagt Ederer: „Es sollten weniger als siebzig sein.“

Über den möglichen Verkaufserlös will die Stiftung nicht spekulieren

Eine andere Überlegung für das Wassergrundstück in waldreicher Umgebung war, dort ein Hotel zu errichten. Dieses Thema ist aber wohl vom Tisch. „Das geht in Bad Saarow, aber nicht in Müllrose“, bemerkt der Marketingverantwortliche.

Über den möglichen Verkaufserlös will die Stiftung, die mit mehr als 9000 Hektar Forstflächen zu den größten Waldbesitzern in Deutschland zählt, nicht spekulieren. Walter Ederer setzt auf die gute Lage und darauf, dass sich bei Kaufinteressenten noch „Phantasie für den Standort“ entwickeln müsse.

Auf keinen Fall soll das Gelände eine eingezäunte, abgeschlossene Siedlung für privilegierte Nutzer – Mieter oder Eigentümer der Ferienhäuser – werden. Dazu gibt der Stiftungssprecher eine klare Auskunft: „Der vorhandene Wanderweg und die Badestelle müssen für die Öffentlichkeit in jedem Fall erhalten bleiben.“

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