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Immobilien: Es bleibt duster am Bau

Der Branche in Berlin geht es nicht gut, sagt Burkhard Wenkel vom wichtigsten Fachverband. Warum wirkt der Aufschwung nicht?

Vor der Bautec 2008 glauben Optimisten Zeichen der Besserung für die Baubranche in Berlin und Brandenburg zu erkennen. Nach zehn Jahren Dauerkrise wiesen die Trends für Beschäftigung und Umsätze im letzten Jahr zumindest zeitweise wieder nach oben. Zum Jahreswechsel hatte sich der Himmel allerdings schon wieder verdüstert – und auch Wolf Burkhard Wenkel, Hauptgeschäftsführer der Fachgemeinschaft Bau Berlin Brandenburg, sieht wenig Anzeichen für eine grundlegende Trendwende. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel erklärt Mittelstands-Vertreter Wenkel, wo seiner Ansicht nach die Probleme liegen, was sich ändern sollte und in welchen Bereichen es trotzdem Hoffnung gibt.

Herr Wenkel, nach Jahren der Krise am Bau konnte man im letzten Jahr zum ersten Mal wieder hoffnungsvollere Kommentare hören. Was ist davon übrig geblieben?

Bei der Beschäftigung hatten wir im vergangenen Jahr eine leichte Zunahme. Aber da geht es um 250 Menschen – das ist fast nichts. Außerdem flachte die Kurve in den letzten Monaten schon wieder gegen null ab und ist schon wieder im Minus, trotz des milden Winters. Für 2008 befürchten wir einen Rückgang.

Und immer noch sind in Berlin in den Bauberufen mehr Arbeitslose gemeldet als Menschen in Beschäftigung sind…

Ja. Man könnte den Eindruck haben, dass jetzt ein Boden erreicht ist. Wir befinden uns aber nicht im Aufstieg.

Woran liegt es denn, dass die bessere Konjunktur nicht am Bau ankommt?

Ein Grund ist, dass der Wohnungsbau in Berlin ganz schlecht läuft. Es gibt hier in der Stadt einfach genug bezahlbaren Wohnraum. Beim Wirtschaftsbau ist es ähnlich: Immer noch stehen rund eine Million Quadratmeter Büroflächen leer. Es waren zwar auch schon einmal vier Millionen, aber das Angebot ist immer noch reichlich. Der zweite Punkt ist das riesige Potential an Schwarzarbeit. Wir gehen davon aus, dass fast jede zweite Bauleistung schwarz erbracht wird – da sind alle Schichten beteiligt: vom Häuslebauer bis hin zur Großbaustelle, wo Subunternehmer arbeiten, die niemand kennt.

Aber ist das nicht auch ein strukturelles Problem? Wenn man sich ansieht, wie groß die Spanne zwischen regulärer und Schwarzarbeit ist.

Für den Endverbraucher ist der Unterschied gigantisch. Ein Bauunternehmer muss für seinen Arbeiter pro Stunde einfach 30 Euro haben. Schwarz zahlen Sie je nach Qualität und Nationalität zwischen fünf und 15 Euro. Aber man kann das ja auch nicht angleichen, indem der Staat auf Steuern und Sozialabgaben verzichtet. Zwar sagen alle, die Lohnnebenkosten müssten gesenkt werden. Aber ein zwei Prozent helfen uns ja nicht weiter – und so dramatisch, dass man konkurrieren könnte, geht das ja gar nicht.

Und was kann man dann tun?

Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle. Auch wir haben ja zum Beispiel Baustellenläufer – zwei in Berlin und vier in Brandenburg, die ihre Entdeckungen dem Zoll melden.

Und was ist mit anderen Hoffnungsträgern wie dem Großflughafen?

In Schönefeld wird ja noch nicht so viel gebaut. Nur der Bahnhof, außerdem laufen Erdarbeiten. Aber für das Terminal läuft ja noch die Ausschreibung. Aber in der Tat ist BBI eigentlich die einzige Hoffnung für den Mittelstand, vor allem dadurch, dass die Lose so verkleinert wurden, dass auch regionale Firmen mitbieten können. Der Bahnhof wird ja schon von so einer Arbeitsgemeinschaft gebaut und auch die Ausschreibung für das Terminal wurde ja in kleinere Teile aufgeteilt. Der Vorteil ist, dass Mittelständler in der Regel noch mit eigenen Leuten arbeiten, während die großen Aktiengesellschaften in der Regel sehr auf Subunternehmer setzen – mit dem bekannten Problem der illegalen Beschäftigung.

Vor den Altbauten zum Beispiel in Prenzlauer Berg sieht man viele Baugerüste.

In der Tat ist die Altbausanierung eins der wenigen Felder, die gut laufen. In Friedrichshain passiert sehr viel, aber auch in Prenzlauer Berg zum Beispiel. Auch die Debatte um den CO2-Ausstoß und der Gebäudepass sorgen dafür, dass viele Fassaden und Dächer dämmen lassen oder Fenster und Türen austauschen. Allerdings muss man bedenken: Eine Fassade darf auch ein Maler dämmen - und da gibt es andere Tarifverträge, so dass die Unternehmen geringere Lohnkosten haben.

Was könnte man denn noch tun?

Man sollte Anreize schaffen: Dass man Handwerkerrechnungen bis zu 600 Euro im Jahr absetzen kann, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber in anderen europäischen Ländern liegen die Grenzen zum Teil deutlich höher. Eigentlich sollte man alle Arbeiten, die im Lauf eines Jahres an einem Einfamilienhaus anfallen, absetzen können. Und noch einmal: Die Bekämpfung der Schwarzarbeit ist sehr wichtig.

Besonders hoffnungsvoll klingt Ihr Ausblick allerdings nicht…

Vor zehn Jahren gab es in Berlin immerhin noch 50 000 Beschäftigte im Baugewerbe. Jetzt sind es noch 11 000. Es gibt keine großen Baustellen mehr am Potsdamer Platz, auch nicht an den Bundesbauten.

Die Fragen stellte Kai Kolwitz

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