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In der Fremde daheim. Mit möblierten Wohnungen lässt sich viel Geld verdienen. In Berlin boomt der Markt mit Boarding Houses und Serviced Apartments.

©  Visionapartments

Exklusives Wohnen: Wenn Lofts Flügel bekommen

Hochklassig ausgestattete Wohnungen auf Zeit sind nicht nur Investoren ein Wohlgefallen.

Manchmal muss es etwas Schönes sein. Wie wäre es mit einer toll gelegenen, gut geschnittenen und geschmackvoll eingerichteten Wohnung? Gerade wenn man nur für eine Weile in Berlin ist, die Zeit genießen will oder Besuch erwartet, der ein repräsentatives Ambiente zu schätzen weiß. Um solche Schätzchen zu finden, gibt es Agenturen.

Anna Hope hat sich auf die Vermittlung von exklusiven Wohnungen auf Zeit spezialisiert. Wenn die gebürtige Schottin über ihre Arbeit spricht, klingt die Liebe zum Detail durch. In ihrem ersten Berufsleben hat sie am Theater gearbeitet. Jetzt steckt sie ihre Kreativität in die Vermittlung von schön eingerichteten Wohnungen. Für gelungene Innenarchitektur hat sie ein besonderes Faible.

Oft sind es Künstler, die Anna Hope ihr Zuhause anvertrauen, wenn sie beruflich oder privat unterwegs sind. So wie der bekannte Fotograf aus der Ackerstraße. In seiner Maisonettewohnung kombinierte er selbst aufgearbeitete Möbel vom Flohmarkt mit Accessoires bekannter Designer. „Es kommt nicht darauf an, dass die Ausstattung teuer ist. Sehr geschätzt wird ein persönlicher Einrichtungsstil“, sagt Anna Hope. Sie hat aber auch Kunden, die auf eher klassische Reize reagieren – wie bodentiefe Fenster und schwarze Ledersofas: „Auf solche repräsentativen Wohnungen fahren Geschäftsleute ab“, berichtet sie.

Schöne Ausstattung und guter Service

Leer stehende Wohnungen, die man für längere Zeit mieten und selbst einrichten kann, hat Anna Hope ebenfalls im Programm. Sie gerät ins Schwärmen, wenn sie die 200 Quadratmeter-Maisonettewohnung eines Musikerpaares beschreibt, das sich kurzfristig zu einer beruflichen Station ins Ausland aufmachte. Die Dachterrasse ihrer Wohnung reicht fast hinaus in die Baumwipfel des alten jüdischen Friedhofs. „So etwas gibt es fast nicht noch einmal“, sagt Anna Hope.

Es gehört zu ihrem Service, derartige Wohnungen sprachlich zu dekorieren und in Szene zu setzen. So lassen sie sich besonders gut vermarkten. Ihr Klientel erwartet das. Anna Hope arbeitet auch für Investoren aus Singapur oder Indonesien. Oft haben sie sich eine Wohnung in Berlin als Renditeobjekt geleistet und sind nun darauf angewiesen, dass sich jemand vor Ort um die Vermarktung kümmert. Wer mit dem Gedanken spielt, es diesen Anlegern gleichzutun, sollte gleich etwas mehr Geld in eine schöne Ausstattung investieren.

„Es gibt in Berlin inzwischen viele möblierte Wohnungen, die durchschnittlich oder schlecht eingerichtet sind“, sagt Anna Hope. Geschmack braucht es für ein ansprechendes Ergebnis auch: „Eine wirklich schöne Inneneinrichtung kann man nicht mit Geld kaufen“, sagt Anna Hope.

Unterkünfte mit exklusivem Anspruch versuchen, genau dies zu bieten: Eine wirklich schöne Ausstattung kombiniert mit gutem Service. Beides verbindet das Boardinghouse-Konzept. Es ergänzt die Freiheiten einer Ferienwohnung mit kleinen Annehmlichkeiten, man spricht auch von Serviced Apartments. Viele Boardinghouses haben den Anspruch, niveauvoll zu sein und mehr als die sterile Gestaltung eines Standardhotelzimmers zu bieten.

„Wie bei Omi“ im Soho House

Das Flower's in Mitte etwa verfolgt ein Konzept des „Home away from home“, sagt Inhaberin Nicola Peter. „Wir versuchen das Gefühl zu vermitteln, dass man hier ein Zuhause finden kann. Die Zimmer sind nicht überdesignt, sondern sollen angenehm wohnlich wirken und den Gast in Ruhe lassen“, erklärt sie. Massivholzmöbel aus heller Eiche und Buddhastatuen sollen für dezente Solidität stehen. Abgenommen wird den Gästen das lästige Problem mit der Wäsche auf Reisen.

Darum kümmern sich die Mitarbeiter, sie nehmen außerdem die Post an, und morgens steht ein kleines Frühstück to go bereit. Zu einem wirklich exklusiven Wohnen auf Zeit gehört also nicht, mit Schick zu protzen, sondern die Gäste mit vielen Kleinigkeiten und einer wohnlichen Atmosphäre zu verwöhnen. „Wie bei Omi“ sollen sich beispielsweise die Gäste des Soho House fühlen, sagt Dominic Hofer, Direktor für internationale Beziehungen des Hotels an der Torstraße.

Das denkmalgeschützte Gebäude im Bauhaus-Stil ist an sich schon eine markante Adresse. Es bietet außerdem die größten Suiten der Stadt, berichtet Hofer stolz. Auf bis zu 255 Quadratmetern kann man sich dort ausbreiten, zwei der Lofts sind sogar jeweils mit einem Flügel ausgestattet. Hier ist dann auch Raum für kleine Abendgesellschaften. Der Chefkoch kommt auf Zuruf persönlich ins Apartment und bereitet das Essen zu. Exklusivität wird im Soho House wortwörtlich verstanden: Wer Mitglied im Soho Club werden und von den Mitgliedsrabatten profitieren möchte, muss sich als geeignet erweisen – Kreative sind es, die hier gesucht werden. Allerdings können auch andere Gäste im Soho House mieten, wenn noch Zimmer frei sind und sie die Regeln des Hauses akzeptieren: „Keine Fotos, kein Handy und keine Anzüge“.

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