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Immobilien: Gemeinsam plant und wohnt man weniger allein Das „Wohnportal Berlin“ informiert

über Bauprojekte, die offen für Mitstreiter sind.

Bauen in Gemeinschaft hat Konjunktur. Man plant, man baut, man wohnt, man lebt miteinander. Doch der Weg zum Ziel ist naturgemäß mit Hürden gepflastert. Da braucht es Rat und Hilfe. „Networking“, wie es heute heißt, tut not. Informationen über Wohnprojekte mit gemeinschaftlichem Hintergrund liefert das „Wohnportal Berlin“. Unter www.wohnportal-berlin.de bietet es im Internet Beiträge, Adressen und Links zu einzelnen Vorhaben – verteilt über das gesamte Stadtgebiet und in einigen Fällen auch etwas außerhalb. Ratsuchende, potenzielle Baugruppenmitglieder und Projektanbieter sind gleichermaßen einbezogen.

Seit dem Frühjahr 2007 ist das Wohnportal online. Rund 200 Projekte sind inzwischen registriert. Alle vier Wochen wird ein Vorhaben besonders herausgestellt: das „Projekt im Rampenlicht“. Zuletzt war dies das Haus Burge in der Burgemeisterstraße in Tempelhof. Das Forum ist offen für Beiträge über Baugemeinschaften, den Genossenschaftsgedanken, den Liegenschaftsfonds und vieles mehr – eine breite Palette also.

Gründer des Wohnportals ist der gebürtige Hamburger Winfried Härtel. Er lebt seit 1996 in Berlin, ist Architekt und Diplomingenieur und hat sich seit 2003 speziell mit dem Projektmanagement bei Bauvorhaben beschäftigt. In den Jahren bis 2006 reifte die Idee für ein Internetportal: „Es gab damals keinen Überblick über gemeinschaftliche Bauprojekte. Ich wollte gelungene Beispiele zeigen und andere damit ermutigen. Die Szene sollte sichtbar werden.“ Ende 2007 beschloss der Senat, innerstädtische Baugruppen zu fördern. Härtel betreute fortan als Projektsteuerer Baugruppen in der Borsigstraße am Nordbahnhof und in der Ritterstraße in Kreuzberg. Es ging um günstiges Bauen zum Selbstkostenpreis und um die Schließung von Baulücken.

Gemeinschaftliche Wohnprojekte erlebten eine Renaissance. Schließlich fanden sich Winfried Härtel mit seinem Büro für Projektentwicklung und der Verein „id22 – Institut für kreative Nachhaltigkeit“ ab 2010 zu der gemeinsamen Plattform „Wohnportal Berlin“ zusammen. Während der Verein seinen Sitz in der Experimentcity in der Marienburger Straße in Prenzlauer Berg in einem bereits abgeschlossenen Baugruppenprojekt hat, arbeitet das Team Härtel in einem mit Efeu bewachsenen, verklinkerten Gartenhaus am Oranienplatz tief in Kreuzberg SO 36. Einst standen in den jetzigen Büros die Wannen für das Volksbad im Kiez. Im Karree gibt es kaum Häuser, die älter sind.

Zum Wohnportal-Team gehören vier Redakteure, die das Forum für Suchende und Bietende gestalten. Es gibt offene Redaktionssitzungen, gemeinsame Diskussionen und Erfahrungsaustausch. Man ist auch mit bundesweiten Wohnprojekt-Initiativen vernetzt. Das Berliner Wohnportal lädt zu Workshops und Infoveranstaltungen ein. Fachliche Beratung und Moderation stehen im Vordergrund. Das Wohnportal ist jedoch nicht als Geschäftsmodell gedacht. Winfried Härtel: „Wir wollen in erster Linie einen Service für gemeinschaftliches Bauen bieten. Das Portal schafft dafür eine gewisse Aufmerksamkeit.“ Gründungsinitiativen können diesen Service kostenlos nutzen. Bereits aktive Baugemeinschaften zahlen einen einmaligen Beitrag.

Winfried Härtel, Jahrgang 1974, macht es Freude, „mit den Menschen zu bauen, die das Gebäude dann auch nutzen und die großes Interesse am Miteinander haben“. Ein wichtiger Ansatz für solche Wohnprojekte sind Gemeinschaftsräume, die für Werkstatt, Seminare oder Geburtstagsfeiern zur Verfügung stehen. In der Praxis muss sich dann zeigen, ob die gemeinsame Nutzung funktioniert. Das Wohnportal möchte mit seinem „partizipativen“ Ansatz gern neue Entwicklungen anstoßen.

Die Architektin Rahel Germershausen betreut mit Bernfried Adam derzeit das Baugemeinschaftsprojekt am Gasometer in Schöneberg. Für sie ist das Portal eine sehr nützliche Einrichtung: „Menschen, die sich ganz speziell für Baugruppen interessieren, finden dort viele Informationen. Zu uns kommen regelmäßig Interessierte, die im Wohnportal auf unser Projekt aufmerksam geworden sind.“

Über diese Internetplattform hat auch Nina Morschhäuser mit ihrer Familie den Weg in eine Baugruppe gefunden. „Nach der Geburt unserer Zwillinge haben wir schnell festgestellt, dass das Konzept Kleinfamilie in der Großstadt anstrengend ist. Eine Baugruppe erschien uns als perfekte Lösung.“ Auf ihrer Suche nach Anschluss stieß die fachpolitische Referentin der grünen Bundestagsfraktion über das Wohnportal auf das Projekt „StadtGartenPark“ in Pankow, das neue Zuhause der Familie.

Bei der Plattform freut man sich natürlich über solche Erfolgserlebnisse. Wohnportal-Mitredakteur Kristian Wulkau weist zudem darauf hin, dass Anbieter selbst Projekte einstellen können. „Es ist möglich, Gesuche zu schalten oder sich als Berater vorzustellen.“ Das Interesse am Portal mit den vielen Nutzungsmöglichkeiten ist groß. Im Durchschnitt rund 3000 Besuche zählt der Stadt- und Regionalplaner im Monat. Und 2014 will man mit einem Relaunch noch besser werden.

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