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© dpa

Immobilien: Grün vermietet sich besser: Investoren setzen auf Nachhaltigkeit

Mit Gütesiegeln können Gewerbeimmobilien ihre Energieeffizienz nachweisen

Sparsam im Verbrauch, langlebig und ökologisch unbedenklich: Wer sich heute ein Eigenheim baut, achtet längst auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Doch „grüne Gebäude“ machen nicht nur ihren Bewohnern das Leben leichter, sie beeinflussen inzwischen auch die Märkte für Wohn- und Gewerbeimmobilien. „Gerade in der Krise haben Projektentwickler und Investoren vermehrt auf das Merkmal ,Nachhaltigkeit’ gesetzt“, sagt Christine Lemaitre, stellvertretende Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Bei Neubauten sei es inzwischen unstrittig, dass sich Gebäude mit einem entsprechenden Gütesiegel besser vermieten ließen. Eine ähnliche Entwicklung könne man bei Investoren beobachten. „Nachhaltigkeit stellt zunehmend ein Prüfkriterium beim Ankauf dar“, so Lemaitre.

Um den hohen Standard ihrer Immobilie nachzuweisen, können Bauherren seit Anfang des Jahres ein Zertifikat beantragen: Das „Deutsche Gütesiegel für nachhaltiges Bauen“ erhalten Neu- und Altbauten, die sich durch einen geringen Energie- und Materialverbrauch auszeichnen. Entwickelt haben es die DGNB und das Bundesbauministerium, zunächst für Büro- und Verwaltungsgebäude. Anfang Oktober wurden die ersten Einkaufszentren und Industriebauten ausgezeichnet. Nutzer und Investoren sollen so Aufschluss über Ressourcenverbrauch und Kosten erhalten.

Pate für das deutsche Gütesiegel standen unter anderem das LEED (Leadership in Energy and Environmental Design), das vor allem in den USA verbreitet ist, sowie das BREEAM (BRE Environmental Assessment Method) aus England. Einen weiteren Vorstoß zur Bewertung der Nachhaltigkeit bei Gewerbeimmobilien unternahm jüngst der weltweite Berufsverband für Immobilienfachleute RICS (Royal Institution of Chartered Surveyors): Anfang Dezember stellte er die deutsche Fassung eines Kriterienkatalogs vor, der Immobilienbewertern helfen soll, die Nachhaltigkeit von Gebäuden in ihre Bewertung einfließen zu lassen.

„Projektentwickler und Käufer sehen ganz klar die Wertsteigerung einer Immobilie, die ,Green-Building-Standards’ erfüllt “, meint auch Roland Vogel, Präsident des Bundesverbands öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger (BVS). Auch gewerbliche Mieter schauten auf energieeffiziente Standards. Anders sehe das aber bei Wohnungsmietern aus. „Sie achten bei der Wahl ihres Zuhauses vor allem auf Lage und Ausstattung. Energieeffizienz spielt eine Nebenrolle“, sagt Vogel. So sei zum Beispiel das Interesse für den Energieausweis sehr gering.

Das bestätigt auch Ingrid Vogler, Referentin für Energie und Technik beim Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW). „Eine Umfrage unter unseren Mitgliedern hat gezeigt, dass Mieter – im Gegensatz zu Vermietern – sehr wenig Interesse am Energieausweis haben“, so Vogler. Der GdW hatte rund 3000 Unternehmen mit sechs Millionen Wohnungen befragt. Während 90 Prozent von ihnen Energieausweise für den gesamten Bestand und weitere neun Prozent für einen Teil ihrer Wohnungen beantragt hatten, erklärten 82 Prozent der Unternehmen, dass das Dokument bei Neuvermietung oder Verkauf praktisch nie verlangt werde.

Möglicher Grund: Die Betriebskosten lassen sich durch Energieeffizienz sehr viel schwerer senken als bei Gewerbeimmobilien. „Große Anteile kann man auch durch nachhaltige Planung nicht oder nur schwer beeinflussen“, sagt Vogler, „etwa die Grundsteuer oder den nutzerabhängigen Wasserverbrauch.“ Andere Kostenanteile könnten sogar steigen, wie die Versicherung oder die Wartungskosten bei hoher technischer Ausstattung.

Bleiben noch die Gebäude der öffentlichen Hand. Für sie hat die Europäische Union unlängst strenge Energiesparauflagen ausgerufen. Neubauten müssen ab 2019 einen „Nahe-Null-Standard“ erfüllen. Bis 2012 müssen die Mitgliedsstaaten der EU-Kommission entsprechende Strategien vorlegen.Silke Zorn

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