zum Hauptinhalt
Brauchen die Bauherren einen Keller? Wer darauf verzichtet, kann den Gegenwert eines Mittelklassewagens einsparen.

© M. Scholz/dpa

Günstig bauen: Die Kunst des Weglassens

Beim Hausbau lässt sich mit kleinen Kniffen viel Geld sparen.

Wer ein Haus bauen will, schmökert oft in Wohnzeitschriften und Architekturbüchern. Luxushäuser und Traumvillen werden dann schnell zum Vorbild. „Und so haben viele schon lange vor Baubeginn klare Vorstellungen, welche noble Wanne ihr Bad zieren soll“, sagt Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren (VPB) in Berlin. Doch das Budget gibt das meist nicht her.

Die Ernüchterung kommt auf der Bank: Die Kosten für das Wunschhaus und der mögliche Finanzrahmen passen nicht zueinander. Wer seinen Traum von den eigenen vier Wänden nicht beerdigen will, muss billiger bauen. „Dies ist durch kluge Planung ohne Qualitätsverlust leicht möglich“, verspricht der Architekt und Fachbuchautor Thomas Drexel aus Augsburg.

Das Sparen beginnt beim Grundstück. Entscheidet sich der Bauherr für ein Grundstück mit 600 statt 800 Quadratmetern, kann er laut Bausparkasse Schwäbisch Hall abhängig vom Quadratmeterpreis bis zu 30 000 Euro sparen. Auch auf ein kleines Grundstück mit 400 Quadratmetern kann ein Wohnhaus gut passen. „Bauherren sollten sich jedoch vorher den Bebauungsplan genau anschauen“, rät Drexel.

Darin könne die Stadt einen Mindestabstand des Gebäudes zur Grundstücksgrenze vorschreiben und auch, wie viele Stockwerke zugelassen sind. Im schlimmsten Fall lasse sich das Haus mit den Wunschmaßen nur mit großem finanziellen Mehraufwand auf einem kleinen Grundstück realisieren, sagt der Architekt.

Stimmen muss die Umgebung. „Ein noch so preisgünstiges Grundstück ist an einer befahrenen Straße nicht unbedingt erste Wahl“, findet Drexel. Auch sollten Bauherren die Entscheidung, wegen eines großen, aber preiswerten Grundstücks aufs Land zu ziehen, gut abwägen. Die Infrastruktur dort könne unzureichend und die Fahrt zur Arbeit zu lang sein. Und die höheren Fahrtkosten gehen ins Geld. Solche Faktoren sollten die Bauherren langfristig berechnen.

Die Kosten lassen sich auch am Haus selbst kappen. Die vielleicht wichtigste Regel beim Bauen mit kleinem Budget lautet: Nur so groß bauen, wie der Bedarf ist. „Das hört sich einfach und zwingend an, wird aber in sicherlich mehr als neunzig Prozent der errichteten Wohnhäuser missachtet“, sagt Drexel. Die Kosten sinken, wenn schon auf kleine Vor- und Rücksprünge wie Erker und Nischen verzichtet werde. Die kleinere Wohnfläche senke außerdem die Betriebskosten.

„Wer auf den Keller verzichtet, spart den Gegenwert eines Mittelklassewagens“, sagt Reinhold-Postina. Für die Haustechnik wie Wärmepumpe oder Gasheizung brauche man diesen nicht. Dafür reiche ein kleiner Raum, eventuell unter dem Dach, so die Bauexpertin. Aber die Entscheidung gegen einen Keller lässt sich nicht mehr revidieren.

Auch ebenerdige Räume, die als Kellerersatz Waschmaschine, Trockner, Heizung und Gartenmöbel beherbergen sollen, brauchen zusätzliche Grundfläche, sagt Reiner Pohl von der Initiative Pro Keller in Schwerin. Und diese koste ebenfalls Geld. „Die Mehrkosten für einen Keller liegen bei circa 300 Euro pro Quadratmeter.“

Gutes Geld lässt sich auf dem Dach sparen: Statt einer Gaube können Dachflächenfenster verbaut werden. Das so Eingesparte kann laut Reinhold-Postina dem Gegenwert der Sanitärinstallationen entsprechen. Auch die Dacheindeckung birgt Sparpotenzial. Wer sich für traditionelle Falzziegel statt für edlen Schiefer entscheidet, verringere die Kosten um die Hälfte, sagt sie. Betondachsteine kosten im Vergleich zu Schiefer sogar nur ein Drittel.

Selbst wer ein schlüsselfertiges Haus mit Grundstück vom Bauträger mit garantiertem Festpreis kauft, ist nicht vor Mehrkosten sicher, sagt Reinhold-Postina. Viele Leistungsbeschreibungen enthalten notwendige Arbeiten wie die Erschließung des Grundstückes nicht. Das könne zusätzlich 25 000 Euro ausmachen. Der VPB rät, vor Abschluss den Vertrag wegen der möglichen hohen finanziellen Risiken von einem unabhängigen Sachverständigen prüfen zu lassen.

Vor Baubeginn müssen laut Drexel Bauherren exakt wissen, was das Eigenheim kosten darf. „An diese Vorgabe sollten sich Bauherren diszipliniert halten – auch wenn das ausgesuchte Designerbad noch so schön ist und man sich einen Kamin oder eine Sauna schon immer gewünscht hat“, rät der Architekt. Denn wird das Budget überschritten, kann das im schlimmsten Fall für den Bauherrn den finanziellen Ruin zur Folge haben.

Die Kunst des Weglassens – und zwar des Weglassens unnötiger Elemente - ist der Schlüssel zum günstigen Bauen. Auf keinen Fall sollte der Rotstift beim Energiekonzept angesetzt werden, rät Thomas Drexel weiter. Denn in einem energieeffizienten Haus fallen über Jahrzehnte geringere Kosten für Heizung und Warmwasser an. (dpa)

Zur Startseite