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Immobilien: Hightech fürs Fenster

Mit den reinen Sichtblenden früherer Jahrzehnte haben die modernen Rollläden fast nichts mehr gemeinsam. So gibt es beispielsweise ferngesteuerte Komplettsysteme mit integrierter Einbruch-Meldeanlage

„Nun reißen Sie doch mal kräftiger“, sagt Reinhard Kowalewski aufmunternd. Na gut, diesmal ein wirklich heftiger Griff, kräftiges Rütteln – aber nichts geschieht: Der Rollladen bleibt an seiner Stelle, rückt sich nicht. Schließlich gilt eine solche Konstruktion als „Einbruch hemmend“, da muss sie noch deutlich aggressivere Angriffe überstehen. Der Möchtegern-Eindringling soll ja das Gefühl bekommen, hier warte echte Arbeit auf ihn. Dann sucht er schon freiwillig eine andere, leichtere Möglichkeit andernorts, um Beute zu machen.

Nun ist Kowalewski nicht nur Geschäftsführer der Rollladen- und Jalousiebaufirma Karrasch an der Weddinger Residenzstraße 120, sondern auch öffentlich vereidigter Gutachter seines Metiers. Dass die Handgreiflichkeit an einem seiner Ausstellungsstücke schadlos vorübergeht, hat er also getrost erwarten können. Grund genug für uns, die modernen Konstruktionen einmal genauer anzusehen – nicht nur unter dem Aspekt des Einbruchschutzes. Sie haben mit den reinen Sichtblenden früherer Jahrzehnte, die noch per Textilband bewegt wurden, kaum mehr etwas zu tun.

Das beginnt bei den Segmenten dieses Rollladens. Sie bestehen nicht etwa aus simplen Blechen, die sich einfach in der Mitte knicken und aus ihrer seitlichen Führung zerren lassen. Nein, das Aluminium weist im Querschnitt ein zum Teil gewölbtes Kastenprofil auf – legt man es quer vor sich hin, wirkt es fast wie eine Bogenbrücke über einen Fluss. Das verleiht den Bauteilen eine sehr beachtliche Stabilität.

Wer besonderen Wert auf erhöhten Einbruchschutz legt, kann auswählen: Dann wird der Hohlraum des untersten Strangs noch mit einer Stahleinlage gefüllt, die Lamellen erhalten an den Enden kleine Krallen, die in die seitlichen Führungen der Jalousie eingreifen. Natürlich sind dann auch diese Führungsschienen entsprechend breit und massiv. Dem Gelegenheitseinbrecher, der ohne schweres Werkzeug kommt, nimmt das jede Chance auf den beabsichtigten Durchbruch.

Was aber, wenn solche Rollläden am Gebäude nie vorgesehen waren, es also gar keine Rollladenkästen gibt? Was, wenn die Fassade unter dem Putz in einen dicken, aber weichen Wärmeschutzpelz eingehüllt ist? Kein Thema für den Fachmann, ergänzt Wolfgang Cossmann, Präsident des „Bundesverbandes Rolladen und Sonnenschutz“. So gibt es eine Vielzahl von Konstruktionen, die vor das Fenster auf die Wand gesetzt werden können, spezielle Verankerungstechniken halten alles bombig fest, schonen jedoch gleichzeitig Putz und Dämmung.

Möglich wird das Aufsetzen des kompletten Systems dadurch, dass auf den früher herkömmlichen Antrieb per Textilgurt verzichtet werden kann: Ein schlanker, rohrförmiger Elektromotor dient dann als zentrale Welle. Dreht er sich, dann wickelt er den Rollladen in sein kompaktes Gehäuse oberhalb der Fensteröffnung hinein oder schiebt ihn hinaus. Spezielle Bremsen sorgen dafür, dass auch zwischendrin gestoppt werden kann – etwa dann, wenn es sommers gilt, wertvolle Möbel und Teppiche vor starker, schräg einfallender Sonnenstrahlung zu schützen.

Ist der Antrieb elektrifiziert, dann können Rollläden elektronisch gesteuert werden, je nach Wunsch einzeln per Handfunkgerät, per Zeitschaltuhr oder sogar aus der Ferne, vom Telefon aus. Inzwischen gibt es Schaltungen, die solche Jalousien zudem in eine Einbruch-Meldeanlage integrieren: Wird an nur einer Stelle Alarm ausgelöst – etwa durch einen Glasbruchsensor an einem Fenster – schließen sich automatisch alle Läden.

Wer bereit ist, noch ein paar Euro draufzulegen, erhält sogar Komplettsysteme mit einem integrierten Insektenschutz: Ein von der metallenen Jalousie unabhängig herausziehbarer Vorhang aus dünner Gaze lässt in Sommernächten zwar kühlende Luft in den Raum, nicht jedoch Mücken und andere Lästlinge.

Interessant sind elektrische Antriebe aber auch für bestehende Rollläden. Denn die Industrie liefert Umbausätze, die mit relativ geringem Zeitaufwand eingesetzt werden können. Das alte Zugband verschwindet, vonnöten ist lediglich ein Stromkabel, das aus einer benachbarten Verteilerdose herangeführt werden muss. Je nach Größe und Material (Gewicht) des vorhandenen Ladens kostet das inklusive Einbau von etwa 300 Euro an aufwärts, für Funksteuerung und Schaltuhr kommen weitere 150 Euro hinzu.

Und wenn ein kompletter Ersatz fällig wird? Die Kosten dafür hängen natürlich sehr stark von den Maßen, vom gewünschten Material, von seiner Verarbeitung sowie von der Einbausituation ab - ohne Besichtigung wird sich ein seriöser Fachmann nicht präzise äußern.

Aluminium deckt inzwischen mehr als die Hälfte der Nachfrage, weil es gegenüber Holz (Anteil rund fünf Prozent) praktisch ohne Pflege auskommt und stabiler als Kunststoff ist (Marktanteil etwa 25 bis 30 Prozent). Allerdings gibt es bei Holz gerade eine kleine Renaissance – schließlich passt es an restaurierten Altbauten optisch viel besser als jeder andere Werkstoff.

An der Stabilität des Materials sollte man allerdings nie sparen – vom Einbruchschutz einmal ganz abgesehen. So können Jalousien die Fenster ja auch vor Hagel schützen und vor jenen Mitbringseln, die ein kräftiger Sturm so mit sich trägt. Und noch ein Vorteil der Rollläden, der angesichts steigender Energiepreise nicht unterschätzt werden sollte: Sie bilden ein isolierendes Luftpolster. Und das hilft, die Wärmeverluste an den Fenstern um sechs bis acht Prozent zu senken, sagt Kowalewski.

Gideon Heimann

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