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Katrin Lompscher ist Berlins Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen.

© pa/Britta Pedersen/dpa

Hochhausleitbild: „Berlin ist eine Hochhausstadt“

Bausenatorin Katrin Lompscher schreibt Erarbeitung eines Leitbildes aus. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sieht vier Phasen vor sich, um zum Ziel zu kommen.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen schreibt die Erarbeitung eines Hochhausleitbildes Berlin öffentlich aus. Zunächst soll es um die „Grundlagenermittlung“ gehen, heißt es im Ausschreibungstext, der dem Tagesspiegel vorliegt (Vergabe-Nr. 2017- 12-IIA16). Angebote können bis zum 26. Januar 2018 abgegeben werden. Zunächst sei eine Grundlagenermittlung mit einer anschließenden Anwendungsprüfung und Testphase in ausgewählten Testgebieten vorgesehen. Es sollen die historischen, rechtlichen und planungsrelevanten Grundlagen ermittelt werden, eine geeignete Typisierung von Hochhäusern und hohen Häusern vorgenommen sowie die Entwicklungspotenziale dieser Gebäudetypen für die künftige Stadtentwicklung aufgezeigt werden.

Geklärt werden soll zum Beispiel, von welcher Höhe oder welchem Stockwerk an in Berlin von einem Hochhaus gesprochen werden darf.

Die Arbeit soll ab Februar 2018 beginnen, der Bestand im 2. Quartal 2018 erfasst werden. Für die anschließende Anwendungsprüfung und Testphase hat man sich auf das Ende 2018 einzustellen.

Lüscher: "Es gibt die Hochhausphobie"

Zur Vorbereitung des Hochhausleitbildes Berlin hatte Senatsbaudirektorin Regula Lüscher am 6. November 2017 eine verwaltungsinterne Veranstaltung aufgerufen: Mit Vertretern der Städte Frankfurt am Main, München, Basel, Jena und Wien fand ein interkommunales Symposion statt. „Berlin ist um ein Vielfaches größer als diese Beispiele, wächst und wird dichter“, sagte Lüscher zu dieser Veranstaltung auf einem Kongress in Berlin. Eigentlich sei die Hauptstadt mit Blick auf die Nachkriegsmoderne eine Hochhausstadt. „Ich glaube, das ist wichtig, wenn man die Frage der Stimmung für oder gegen Hochhäuser stellt“, sagte Lüscher auf dem diesjährigen Bauwelt-Kongress im ehemaligen Kino Kosmos Berlin.

Hochhäuser könnten positiv konnotiert sein – als Wahrzeichen, Selbstdarsteller und Orientierungsgeber. „Andererseits gibt es die Hochhausphobie“, so Lüscher. Hochhäuser seien auch ein Synonym für soziale Missstände, stünden für extreme Bodenspekulation, störten das Stadtbild und könnten Sinnbilder des Kapitalismus sein.

Das weitere Vorgehen in Berlin stellt sich Lüscher so vor:

Phase 1: In einer  immobilienwirtschaftlichen Auswertungsanalyse geht es um die Themata Bodenspekulation, Hochhaustypologie und Höhenentwicklung. „Wir fragen, welche der Proportionen eines Baukörpers überhaupt immobilienwirtschaftlich umsetzbar sind“, sagt Lüscher. „Und wir werden eine Analyse der Stadtstruktur, die Landschaftsräume, und der Standorte machen.“

Phase 2: In drei Testgebieten, drei Bezirken soll in zentraler, aber auch in einer Randlage ausgetestet werden, wie mögliche Leitbildinhalte umsetzbar sind. Hier geht es um die Regelungsinhalte. Zum Beispiel: welche Detailfragen werden auf Senats-, welche auf Bezirksebene geklärt?

Phase 3: „Wir werden eine erste Gebietsausweisung machen“, sagt Lüscher. „Es kann sein, dass wir dann ähnlich wie in Zürich unterschiedliche Gebietsausweisungen machen, ausgehend von der bestehenden Stadtstruktur, vielleicht auch nach Festlegungen von Höhenstufungen.“

Phase 4: Es werden allgemeine Anforderungen an Hochhäuser formuliert, es geht um den gesellschaftlichen Mehrwert: Was gibt das Hochhaus der Stadt zurück, welche Qualitäten haben Hochhäuser in Bezug auf ihre architektonische Gestaltung? Wie soll die Qualitätssicherung prozesshaft gesichert werden? Soll es zum Beispiel Wettbewerbsverfahren geben? Welche Fern-, welche Nahwirkungen sind zu erwarten, was passiert in den Erdgeschosszonen, was in den obersten Geschossen? Und wie steht es um die Ökologie?

„Natürlich müssen Hochhäuser auch einen Beitrag leisten zur Quartiersentwicklung“, sagt Lüscher, „und einen Beitrag zur Wohnungsfrage in Zeiten der wachsenden Städte.“

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