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Immobilien: Im Grünen, aber noch in der Stadt

Im Bezirk Spandau errichtet die Gewobag das „Mühlenviertel“: 100 Reihen- und Doppelhäuser zu Preisen ab 218000 Euro

Der Immobilienmarkt in Berlin ist ein „Käufermarkt“, so ist allenthalben zu hören. In und um Berlin purzeln die Preise. „Die Lage ist schlecht“, sagt auch Wolfgang Sarkowski, Vertriebsleiter bei der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag. Doch im Spandauer „Mühlenviertel“, Sarkowskis Projekt, sei das anders – versichert er.

Der erste Spatenstich zu dem Projekt auf dem ehemaligen Grenzstreifen fand vor zwei Jahren statt. Am Nennhauser Damm in Staaken hatte die Gewobag 91 Reihen- und Doppelhäuser und neun Zwei-Familien-Häuser geplant. Heute sind 62 Immobilien fertiggestellt. Ende nächsten Jahres soll das letzte der 100 Häuser bezugsfertig sein. Ein Reihenmittelhaus mit einer Wohnfläche von 101 Quadratmetern und einem 134 Quadratmeter großem Grundstück kostet 218322 Euro.

Warum die Gewobag der Immobilienbaisse offenbar trotzt? „Wir helfen unseren Kunden“, sagt Sarkowsky etwas pathetisch. Man verzichte im Mühlenviertel darauf, dass der Häuslekäufer nach Baufortschritt zahlt und verlangt das Geld erst bei Fertigstellung des Hauses. Dadurch müsse der Käufer nicht doppelt zahlen: Zinsen und Tilgung für den Immobilienkredit und Miete für die alte Wohnung. Zudem erlasse die Gewobag dem Erwerber einen Teil des Kaufpreises: Rund 24500 Euro, bei Paaren mit Kindern sogar mehr als 32700 Euro. Im Gegenzug müsse der Käufer die Eigenheimzulage des Bundes an die Gewobag abtreten, die der Käufer sonst verteilt auf fünf Jahre erhalten hätte.

„Unser Standort ist begehrt, weil er noch in Berlin liegt“, sagt der Verkäufer. Fünf Kilometer „weiter draußen“ sei die Infrastruktur schlechter. Im Mühlenviertel gebe es eine Bäckerei und Läden für Waren des täglichen Bedarfs, eine Bushaltestelle und die Spandauer Linden-Grundschule. Daher zögen überwiegend Familien mit Kindern hier her. Um den Verkauf anzukurbeln, bietet die Firma ihre Immobilien auch unter dem Namen „Generationenhäuser“ feil. Eltern und ihre Kinder sollen zusammen mit den Großeltern in dem selben Haus wohnen, wobei zwei jeweils abgetrennte, unterschiedlich große Wohnungen sicher stellen, dass jeder ein eigenes Reich hat. Drei Häuser dieses Typs, Kostenpunkt: 329476 Euro, seien verkauft.

Das Spandauer Baugrundstück, auf dem hundert Häuser entstehen sollen, ist nicht parzelliert. Alle Immobilienerwerber bilden eine Eigentümergemeinschaft: Ihr Anteil an der Gemeinschaftsfläche beträgt auch jeweils genau ein Hundertstel. Die Eigentümergemeinschaft wird künftig die Grünflächen gemeinsam pflegen ebenso wie die Straßen auf dem Privatgelände. Beschließt die Gemeinschaft den Bau eines Spielplatzes, müssen die einzelnen Eigentümer ihn anteilig bezahlen. Rein theoretisch könnte die Gemeinschaft sogar das ganze Gebiet nach amerikanischem Vorbild mit einem Zaun abgrenzen, denn der öffentlichen Hand gehört hier nichts mehr. Nach Fertigstellung aller Häuser wird die Vermögensverwaltungs- und betriebsgesellschaft des Bauträgers, die Wohnanlage betreuen - gegen Entgelt.

Schon zuvor hatte das Unternehmen in die Infrastruktur rund um das Viertel investiert. Denn es hatte sich gegenüber dem Bezirk Spandau verpflichtet, zwischen der Schule und dem künftigen Wohngebiet eine Straße zu bauen und eine Grünanlage am Nennhauser Damm anzulegen, als Ausgleichsfläche für das Baugebiet. Beides ist bereits fertig. Auch am Bau einer Kindertagesstätte beteiligt sich der Investor, „bei Bedarf“, so Sarkowski. Der bestehe wohl, wenn die Gewobag ein zweites Baufeld am Döberitzer Damm in Angriff nimmt, auf der anderen Seite der nahe gelegenen Heerstraße.

Das Grundstück für das Mühlenviertel hatte die Gewobag vor sechs Jahren erworben. Damals sei der Nennhauser Damm Entwicklungsgebiet für Geschossbauten gewesen, sagt Sarkowski. Zur Jahrtausendwende warf man die Pläne wieder um, weil sich die Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung in der Stadt nicht erfüllten.

Wer das Mühlenviertel besucht, findet ein belebtes Viertel vor. Kinder haben zwischen Baulärm und Baggern ihren „Abenteuerspielplatz“. An einigen Häusern, wo Handwerker noch den Innenausbau fertigstellen, hängen schon Schilder: „Verkauft“. Nebenan stehen Spielgeräte auf frisch angelegten Rasenflächen. Daran, dass hier 40 Jahre lang Grenze war, erinnert nichts mehr. Vorausgesetzt die Eigentümergemeinschaft zieht nicht doch einen Zaun um das Gebiet.

Bernd Hettlage

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