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Immobilien: Ins Netz gegangen

Ebay steigt in den Markt der Internet-Immobilienbörsen ein. Die Beta-Version lässt allerdings noch Wünsche offen

„Baugrundstück 4000 qm voll erschlossen u. Acker, Wiese für 49 000 Euro“ – das also ist das erste Angebot aus der Region Berlin-Brandenburg in der neuen Ebay-Kategorie „Immobilien“. Seit Donnerstag gibt es mit dem bekannten Internet-Auktionshaus eine weitere Immobilienbörse im weltweiten Datennetz. Für Ebay ist es eine ganz besondere Innovation, denn die neue Kategorie ist der erste Bereich, bei dem nicht der Meistbietende den Zuschlag erhält. Hier kann überhaupt nichts gekauft werden. Wer bei Ebay die Immobilien anklickt, befindet sich im Anzeigenteil, so wie in einer Tageszeitung oder einer anderen Immobilienbörse mit den typischen Unterscheidungen in Häuser, Wohnungen, Kaufen, Mieten. Auch Auslandsimmobilien, Ferienwohnungen und gewerbliche Immobilien sind vorgesehen.

Derzeit ist der Immobilienteil von Ebay in der so genannten „Beta“-Phase. Computernutzer kennen sich damit bestens aus. Beta ist gleichbedeutend mit „fast fertig“. Zumeist übernehmen die Computerfirmen in dieser Phase keinerlei Garantie für die volle Funktionsfähigkeit der neuen Angebote. Dafür stehen die Neuigkeiten oftmals entweder ganz umsonst oder für ein geringeres Entgelt zur Verfügung. So auch bei Ebay: Die Anzeigen – wie bei der Konkurrenz ergänzt mit Fotos, Lageplänen und Grundrissen – kosten in den ersten vier Wochen nur einen Euro. Danach werden für eine 30-Tage-Anzeige zehn Euro und für ein Inserat über zehn Tage fünf Euro verlangt. Beta bedeutet für Ebay aber offensichtlich auch, dass man noch ganz am Anfang steht. Kein Angebot aus Berlin, nur ein Treffer für Brandenburg, und auch bei den anderen Bundesländern vor allem leere Seiten, so stellte sich am 1. April der Ebay-Anzeigenteil den Besuchern dar.

„Ohne Kooperationen mit etablierten Anbietern wird sich Ebay relativ schwer tun“, meint Oliver Obermann, Geschäftsführer von Immo Media Consult. Sein Unternehmen untersucht regelmäßig die Stärken und Schwächen der deutschen Immobilienbörsen im Internet. Ebay fehle jeder inhaltliche Bezug zu dem Thema, begründet er seine Einschätzung. Auch die Hoffnung auf die Laufkundschaft durch die 17 Millionen Deutschen, die bei Ebay kaufen und verkaufen, seien trügerisch: Der typische Ebay-Nutzer sei vor allem preisbewusst und – nach dem Werbeslogan „Drei, zwei, eins - meins“ – ungeduldig. Bei Immobilienangeboten, wo es nicht um Schnäppchen, sondern um langfristige Entscheidungen gehe, funktioniere das nicht, so der Marktbeobachter. Dagegen spreche auch, dass gerade in Immobilienfragen ein hohes Informationsbedürfnis herrsche, das bei Ebay nicht gestillt werden kann.

Zusätzliche Angebote wie beispielsweise eine Mietrechtsdatenbank oder ein Umzugsplaner machen nach Ansicht von Ergin Iyilikci einen großen Teil der Kompetenz eines Immobilienangebotes im Internet aus. Dennoch beurteilt der Sprecher von Immobilienscout24 die Erfolgsaussichten des neuen Ebay-Angebots sehr positiv. „Langfristig werden nur zwei bis drei Immobilienportale am Markt Bestand haben. Wir werden unsere Marktführerschaft weiter ausbauen, aber an zweiter Position kann ich mir Ebay durchaus vorstellen“, so Iyilikci.

Dabei haben sich die Reihen der Immobilienbörsen in den letzten Jahren schon deutlich gelichtet. Von den einst rund 100 Konkurrenten sind nur noch einige wenige übrig geblieben. Die bekanntesten davon sind neben Branchenprimus Immobilienscout24 (300000 Objekte) vor allem Immopool, Immonet und Immowelt. Etwas aus dem Rahmen fällt Planet Home, das ein eigenes Maklernetz unterhält. Das Angebot ist zwar kleiner, aber dafür mitunter auch feiner, denn Planet Home erhält für die optisch gelungene Präsentation der Immobilien selbst von Konkurrenten viel Lob.

Allerdings sind die Zeiten, in denen sich die verschiedenen Börsen durch möglichst opulente optische und grafische Zusatzelemente voneinander abzugrenzen versuchten, inzwischen vorbei. 360-Grad-Panoramen und virtuelle Kamerafahrten durch die nähere Umgebung von Haus oder Wohnung sind zum einen kostenaufwändig. Zum anderen ist die Aussagekraft oftmals sehr eingeschränkt. Während sich der Grundriss einer Wohnung kaum ändert, trifft dies auf die Außenaufnahmen nicht zu. Und wenn dann im Video noch eine Baustelle zu sehen ist, die tatsächlich aber schon längst wieder abgebaut ist, wirkt das auf mögliche Interessenten eher abschreckend.

Während also der Drang nach immer mehr Multimedia nachlässt, gilt ein anderer Trend nach wie vor. Gemäß der Devise „Global denken, lokal handeln“ interessiert sich der überwiegende Teil der Wohnungs- oder Haussuchenden vor allem für Objekte in der näheren Umgebung. Über 70 Prozent der Umzugswilligen geht auch im Internet auf die Suche nach einer Wohnung im Umkreis von maximal 100 Kilometern. Und immerhin noch ein Drittel aller Anfragen betrifft Objekte innerhalb der gleichen Stadt, hat Immo Media Consult in der jüngsten Studie über Immobilienbörsen herausgefunden.

An dieser Stelle kommen die Tageszeitungen mit ihren Online-Angeboten ins Spiel. „Die Rubrikenanzeigen werden nicht aus den Zeitungen verschwinden“, meint Barbara Schmid von Immowelt. Ebenso wie die mehrheitlich zum Axel Springer Verlag gehörende Immobilienbörse Immonet setzt auch Immowelt auf die Kooperation mit großen Zeitungshäusern. An der Immowelt hat sich neben der Verlagsgruppe Holtzbrinck und dem Ippen-Verlag auch die in Nordrhein- Westfalen dominierende WAZ-Gruppe beteiligt. Die direkte Einbindung des Immowelt- Medien-Netzwerkes in die verschiedenen Zeitungstitel wie der „Westfälischen Rundschau“, dem „Münchner Merkur“ oder der „Zeit“ sorgt für die regionale Note.

Eine weitere Besonderheit ist das Immowelt-Angebot „Online to Print“. Wer über eine der Webseiten der angeschlossenen Zeitungen eine Annonce für das Internet aufgibt, hat zugleich die Option, die Anzeige auch in der gedruckten Zeitung zu veröffentlichen. Vor allem bei Kaufobjekten wird von dieser, unter den Immobilienbörsen einmaligen Option rege Gebrauch gemacht: „75 Prozent der ,Online-to-Print‘-Anzeigen entfallen auf Kaufobjekte“, so Barbara Schmid. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass Zeitungen bei langfristigen Investitionen offenbar eine besondere Bedeutung zukommt.

Überhaupt wird die Suche nach einer neuen Wohnung oder einem Haus auch mit Ebay nicht einfacher. „Bevor man nicht alle relevanten Plattformen durchsucht hat, wird man auch in Zukunft nicht wissen, ob man das attraktivste Angebot nicht übersehen hat“, sagt Experte Obermann. Am Ende ist es selbst im Internet eine Frage des zeitlichen Aufwandes, welche Börsen man bei der Suche noch ansteuern will.

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