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Im Dornröschenrausch liegt das auch schon mal von Drogendealern frequentierte ehemalige Gelände von Citysports. Links aufragend: die Brandwand des Parkhauses für die Angestellten der Deutschen Rentenversicherung (DR) am Fehrbelliner Platz. Im Hintergrund glänzt der jüngst renovierte Büroturm der DR am S-Bahnhof Hohenzollerndamm (Ecke Eisenzahnstraße).

© Gerd W. Seidemann

Kein Fortschritt bei Citysports-Bauprojekt: Der Investor kam, sah – und verkauft

Gelände des ehemaligen Sportzentrums in Wilmersdorf liegt brach – und wird immer teurer. Jetzt soll ein neuer Investor das Projekt realisieren.

Zu früh frohlockt? Das im vergangenen Herbst groß angekündigte Mietwohnungsprojekt „Preußenpark Living“ auf dem Gelände der ehemaligen Freizeitstätte Citysports (Brandenburgische/ Ecke Konstanzer Straße in Wilmersdorf) ist nach Informationen dieser Zeitung ins Stocken geraten. Der Bauherr, die Merz Objekt GmbH aus dem baden-württembergischen Aalen, hat umdisponiert.

Abweichend vom ursprünglichen Plan will Merz nun doch nicht selbst bauen, um das fertige Objekt danach an einen Investor zu verkaufen.

Geschäftsführer Agilolf Bachner sagte auf Anfrage, sein Unternehmen habe in diesem Frühjahr gemeinsam mit Fay Projects (Mannheim) das ehemalige Postgebäude an der Klosterstraße zwischen „Spandau Arkaden“ und Havel erworben. „Darauf wollen wir uns konzentrieren“, begründet Bachner die neue Planung. Doch nicht allein die Neuausrichtung bei Merz Objektbau habe den für „Anfang 2016“ geplanten Baubeginn auf dem seit vielen Jahren brachliegenden Grundstück nahe Fehrbelliner Platz bisher verhindert.

Baufirma begründet Projektaufschub mit ungeklärten Details der Baugenehmigung

„Ja, es gibt bei der Baugenehmigung noch zwei, drei Dinge, die nicht restlos geklärt sind“, konzediert Bachner. Und er lässt gleichzeitig durchblicken, dass er dem bezirklichen Bauamt „ein paar mehr Mitarbeiter“ wünsche. Es seien zwar „nur Kleinigkeiten“ noch zu klären, über die er jedoch nicht weiter reden wolle.

„Bisher war die Zusammenarbeit schließlich sehr gut, da wollen wir nichts gefährden.“ Vor etwas größeren Schwierigkeiten stehe man noch mit dem U-Bahn-Eingang „Konstanzer Straße“ direkt vor dem Grundstück, doch er sei mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) in guten Gesprächen, sagt Bachner. Die BVG bestätigte dies.

Marc Schulte, der für Charlottenburg-Wilmersdorf zuständige SPD-Baustadtrat, macht keinen Hehl daraus, dass in seinem Amt ein paar mehr Stellen durchaus willkommen wären. „Kann man ja immer gebrauchen“, sagt der Behördenchef. Die Kritik von Geschäftsführer Bachner versteht er allerdings nicht. „Aus unserer Sicht gibt es da kein Problem mehr. Was die Baugenehmigung betrifft, ist alles im grünen Bereich. Es könnte losgehen.“ Schulte vermutet jedoch, bei der Merz Objektbau klemme es womöglich an anderer Stelle.

Grundstück soll mitsamt Baugenehmigung an neuen Bauherrn verkauft werden

Der ursprüngliche Plan des Unternehmens sah vor, auf dem von der Deutschen Rentenversicherung Bund (DR) erworbenen, etwa 7500 Quadratmeter großen Grundstück, einen Neubau als „Kammstruktur“ mit gewissermaßen drei „Zähnen“, sprich Wohnblöcken direkt an die Brandmauer des bestehenden Parkhauses der DR zu rücken. Das Verfahren der Baugenehmigung sei weiterhin vollständig an dem ursprünglichen Entwurf des Architekturbüros nps tchoban voss orientiert, versichert Bachner.

Es sollen Gebäude mit sieben oberirdischen Geschossen plus Tiefgarage entstehen. Die geplanten 115 Wohnungen sind ganz überwiegend als Mietobjekte konzipiert. Die Gesamt-Bruttogeschossfläche des Projektes umfasst rund 16 200 Quadratmeter. Die Kosten dafür beziffert die Berliner WSK Ingenieure GmbH, ein Team beratender Ingenieure, auf gut fünfzehn Millionen Euro. Was die Merz Objekt GmbH dem Rentenversicherer für das Grundstück bezahlt hat, bleibt bei beiden Geschäftspartnern Verschlusssache.

Das Unternehmen Merz möchte das Grundstück samt Genehmigung für die beschriebene Wohnbebauung nun als Komplettpaket an einen neuen Bauherrn veräußern. „Es gibt da einen vielversprechenden Interessenten, mit dem wir allerdings so lange Stillschweigen vereinbart haben, bis wir alle Genehmigungen in trockenen Tüchern haben“, sagt Bachner. Wie der neue Eigentümer dann mit dem Projekt weiter umgehe, sei allein dessen Angelegenheit.

Baufirma geht von keiner grundlegenden Änderung der Baupläne aus

In der Halle wurden einst Squash und Badminton gespielt. Dahinter stand eine Traglufthalle für Tennis: Nach einem Sturmschaden gab es hier nur noch offene Kleinfelder für Fußball.
In der Halle wurden einst Squash und Badminton gespielt. Dahinter stand eine Traglufthalle für Tennis: Nach einem Sturmschaden gab es hier nur noch offene Kleinfelder für Fußball.

© Susanne Ehlerding

Bachner geht jedoch davon aus, dass sich nichts Grundlegendes daran ändern wird. Über den neuen Zeitrahmen mag der Geschäftsführer keine Aussage treffen. „Bei allen planungsrechtlichen Dingen gibt es immer Unwägbarkeiten. Zudem wissen wir nicht, wie der potenzielle neue Eigentümer verfahren wird.“

Und was sagen die Nachbarn, wenn ihnen drei Siebengeschosser quasi vor den Hof gesetzt werden? Das Karree zwischen Brandenburgischer-, Konstanzer-, Westfälischer- und Münsterscher Straße wird zwar bisher schon von dem öden Parkhausklotz dominiert, doch dessen Schatten fällt bis heute kaum auf die Nachbargrundstücke.

Das wird bei den geplanten Neubauten vermutlich anders sein. Schulhof und Spielplatz des „Campus Daniel“ der gleichnamigen evangelischen Kirchengemeinde grenzen an Halle und Kleinfeldanlage des ehemaligen Sportzentrums. Dort sollen die Wohnblöcke stehen.

Auch jüdisches Bildungszentrum plant sechsgeschossigen Schulneubau

Auch das Bildungszentrum „Chabad Lubawitsch“ der als eher orthodox geltenden jüdischen Glaubensgemeinschaft in der Münsterschen Straße plant neben dem bereits existierenden Kindergarten einen Schulneubau, der immerhin sechsgeschossig werden soll. „Jetzt warten wir auf die Genehmigung und rechnen damit, Anfang 2017 den Grundstein legen zu können“, sagte Rabbi Yehuda Teichtal, Vorsitzender von „Chabad Lubawitsch“ auf Anfrage: „Der Bauantrag ist gestellt.“

„Mit uns hat noch niemand gesprochen“, sagt Phillip Balt, Manager des „Campus Daniel“, wo neben einer Grundschule auch Einrichtungen der Diakonie untergebracht sind. „Allerdings gibt es seit Jahren die wildesten Gerüchte zu dem Nachbargrundstück: Supermarkt, Wohnblocks oder hochherrschaftliche Villa – haben wir alles schon gehört. Wir wissen aber eigentlich von nichts.“

Reaktion der zukünftigen Mieter auf Anwohnerprojekte ungewiss

Ein Informationsgespräch will Geschäftsführer Agilolf Bachner „bald“ nachholen. „Wir hatten schon regen Kontakt mit der jüdischen Einrichtung, die ja auch eine Schule bauen möchte. Die Verantwortlichen dort sehen sich allerdings durch unsere Pläne nicht beeinträchtigt.“

Dass die „Spirale“ in der Westfälischen Straße – ein Jugend- und Kulturzentrum mit Abenteuerspielplatz in Trägerschaft des Vereins Ufafabrik – durch die neuen Wohnblocks jenseits des Zauns in den Schatten gestellt wird, dürfte in Anbetracht der Himmelsrichtung eher unwahrscheinlich sein. Ob andererseits Mieter im „Preußenpark Living“ eines Tages frohlocken werden, wenn sie aus Wohnungen – preislich weit über Sozialbauniveau – auf ihre lebhafte Nachbarschaft schauen dürfen, bleibt abzuwarten.

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