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Auf der ganzen Welt im eigenen Zuhause unterwegs sind die Bewohner auf "The World" - hier vor Bordeaux.

© Promo

Kreuzfahrten: Im eigenen Penthouse zur See fahren

Wohnen auf dem Meer: Crystal Cruises will Suiten auf Luxusschiffen zum Verkauf anbieten. Auf der Riesenjacht "The World" wird immer wieder mal eine Wohnung frei.

Neben Schlössern und Penthouse-Apartments sind luxuriöse Superjachten ein „Must-have“ für gekrönte Häuptern und Superreiche. Ob nur 65 Meter lang wie die elegante „Lady Lau“, die einem chinesischen Geschäftsmann gehört, oder 180 Meter lang wie die von Lürssen Yachts für ein arabisches Königshaus gebaute „Azzam“. Jachten sind ein Statussymbol, eine exklusive Kombination aus Fortbewegungsmittel und Wohnung. Wer es sich leisten kann, verbringt möglichst viel Zeit auf seinem Schiff, unterhält hier Freunde und Geschäftspartner und bereist dabei die Welt.

Aber was wäre, wenn man seinen Lebensmittelpunkt komplett auf die Jacht verlegen und auch noch seine Freunde mitnehmen könnte?

Das hat sich auch Knut Kloster, norwegischer Reeder und Chef einer der größten Kreuzfahrtunternehmen, gefragt. Herausgekommen ist „The World“, eine gigantische Luxusjacht mit 165 Apartments, die wie ein Kreuzfahrtschiff aussieht. Seit ihrer Jungfernfahrt 2002 befährt sie mit ihren zeitweiligen Bewohnern die Weltmeere. Die erste schwimmende Eigentumswohnungsanlage für Superreiche, komplett mit Restaurants, Bars, Juwelier, Boutique, Kino, Delikatessenladen für den täglichen Bedarf, Fitness-Center, Spa- und Wellnessbereich sowie einer Bibliothek und kleiner Kapelle.

Auf dem Oberdeck sind Tennis und Golf angesagt, man kann joggen gehen und im Pool schwimmen. Eine ausfahrbare Marina am Heck ermöglicht außerdem Wassersportaktivitäten direkt vom Schiff aus.

Wer sich hier einkaufen möchte, kann zunächst als Gast an Bord gehen – vorausgesetzt, er kann ein Vermögen von mindestens zehn Millionen Dollar nachweisen. Zwar waren nach dem Stapellauf von „The World“ die 27 bis 360 Quadratmeter großen Wohnungen in kürzester Zeit verkauft, dennoch werden immer wieder welche frei. Denn eine Wohnung an Bord dieses Luxusschiffs kostet zwischen 700 000 US-Dollar für ein Studio-Apartment und mehr als zehn Millionen US-Dollar für das Penthouse mit sechs Schlafzimmern. Außerdem kommen auf jeden Eigentümer erhebliche Unterhaltskosten zu. Wahrlich nicht für jedermann erschwinglich.

Die "Utopia" soll auch für Familien attraktiv sein

Während also den einen das Geld ausgeht, wird den anderen langweilig. „Es gibt nicht so viele Orte, die ein Kreuzfahrtschiff anfahren kann. Wenn du einmal da warst, fängst du an, dich zu wiederholen“, erklärt ein ehemaliger Eigentümer, der nach fünfeinhalb Jahren sein Zwei-Zimmer-Refugium wieder verkauft hat.

Schön schick sind die Kabinen auf "The World".
Schön schick sind die Kabinen auf "The World".

© The World/Promo

Aber wer Spaß daran hat, für den erfüllen sich hier die besten Reisefantasien ohne den üblichen Stress. Der Ausblick aus dem Fenster wechselt nahezu täglich. Jeder Tag ist ein Abenteuer mit kulturellen, sportlichen, kulinarischen oder privaten Glanzlichtern – und abends kehrt man in seine eigene Wohnung zurück. Das Leben an Bord ist ruhig und diskret. Man kennt sich.

Etwas lebendiger soll es auf der „Utopia“ werden. Dieses Luxusschiff mit Hotel und 200 privaten Wohnungen ist seit 2008 in der Planung und soll noch mehr Geschäfte, Restaurants, Luxus und Abenteuer bieten als „The World“. Dabei soll „Utopia“ nicht nur wohlhabende Senioren und Frührentner anziehen – auf „The World“ liegt das Durchschnittsalter der Eigentümer weit jenseits der 50 – auf diesem neuen Kreuzfahrtschiff der Extraklasse sollen auch Familien ein Zuhause finden. Spezielle Apartments für Nannys und Privatlehrer sind eingeplant.

"Pioniere im Neuland des Luxusbereichs"

Konkurrenz soll dieses Projekt jetzt von Crystal Cruises bekommen. Die für Luxuskreuzfahrten bekannte Reederei im Besitz des soliden Mutterkonzerns Genting Hong Kong plant aktuell den Bau von drei neuen Schiffen.Neben Kabinen zum Mieten werden jeweils 48 Eigentumsapartments angeboten, die zwischen 56 bis 372 Quadratmeter groß und auf dem obersten Kabinendeck angesiedelt sind.

Zum Bereich der „Crystal Residences“ ist neben den Apartments auch ein eigener Rezeptionsbereich, ein Restaurant sowie einige zusätzliche Einrichtungen geplant, die für die „normalen“ Kreuzfahrtgäste an Bord nicht zugänglich sein werden. Ähnlich ist es bei der „Utopia“, wo die Bewohner in ihrem privaten Dorf unter sich sein, aber auch die Tür aufmachen und sich unter die Hotelgäste mischen können.

„Wir denken immer größer und wollen einmalige Luxuserlebnisse und Abenteuer für unsere Gäste schaffen, die wie Crystal immer auf der Suche sind nach einem breiteren Horizont und neuen Blickwinkeln auf die Welt“, sagt Edie Rodriguez, Vorstandsvorsitzende von Crystal Cruises. „Wir sind begeistert, dass wir als Pioniere Neuland im Luxusreisebereich entdecken können. Crystals neue Flotte wird wirklich für Reisende das Ticket zur Welt sein.“

Keine Blaupause für andere Reedereien

Jungbrunnen für vermögende Kreuzfahrtbegeisterte? Anleger mit unvorstellbar viel Kleingeld dürfen sich auf ungewöhnliche Immobilienangebote freuen.  
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© imago/Jochen Tack

Käufer der Suiten sollen die Gelegenheit erhalten, Zuschnitt und Ausstattung ihrer schwimmende Ferienwohnung mitzugestalten. Ob die neuen Schiffe tatsächlich – wie geplant – von der Lloyd Wert in Bremerhaven gebaut werden, ist noch offen: Bisher haben Reederei und Werft lediglich eine Absichtserklärung („Letter of intent“) unterzeichnet. Der erste der drei Neubauten soll Ende 2018 in Dienst gestellt werden.

Die bis etwa 2020 mit Aufträgen ausgelastete Meyer Werft in Papenburg möchte das Konzept der Kaufimmobilien auf Kreuzfahrtschiffen auf Anfrage nicht kommentieren. „Uns ist kein erfolgreiches Modell eines reinen Apartmentschiffes bekannt – und wir als Meyer-Werft sind hier nie involviert gewesen“, sagt Sprecher Peter Hackmann.

Auch für Reedereien wie die britische Cunard-Line (Southampton), die unter anderen Schiffen die „Queen Mary 2“ betreibt, ist das Konzept von Crystal Cruises zunächst keine Blaupause für eigene Aktivitäten in diesem Segment. „Cunard plant keinerlei solche Aktivitäten und es ist auch kein Gesprächsthema,“ sagt Sprecher Ingo Thiel. In den vergangenen zehn Jahren habe man bei Cunard nur drei Dauerpassagiere gehabt. „Es ist eher so, dass Menschen, die über genügend Zeit und Geld verfügen, öfter mit unseren Schiffen reisen.“

Normalerweise bleibt kaum jemand länger als drei Wochen an Bord

Auch die Reederei MSC plant keine Wohneinheiten auf See. „Zwar steigt unsere Anzahl an Gästen, die mehrfach im Jahr mit MSC unterwegs sind“, sagt die Sprecherin der Reederei, Rebecka Hoch, „aber es gibt im Grunde keine Dauergäste.“ Und damit auch keine zwingende Notwendigkeit, Kabinen oder Suiten zum Kauf anzubieten.

Sibylle Zeuch, Pressesprecherin des Deutscher Reiseverbandes DRV, bestätigt den Trend: Nur 0,9 Prozent der Kreuzfahrtgäste bleiben laut einer gemeinsam mit der Cruise Lines International Association in Auftrag gegeben Studie des Verbandes („Der Hochsee-Kreuzfahrtenmarkt Deutschland 2014“) länger als zwanzig Nächte an Bord.

Alles in allem sprechen nicht nur die hohen Unterhaltungskosten gegen ein Eigenheim auf See. Auch das „Routing“ – die Planung der Reiseziele – erschwert den Massenvertrieb von „Schwimmobilien“: Eigentümerversammlungen von Kabinen- und Suiteeignern, die in einer jährlichen Versammlung den Reiseverlauf festlegen, sind schwer vorstellbar.

Aber man könnte ja nicht nur auf dem Meer, sondern auch auf Flüssen leben. In den USA soll es daher bald auch ein flussfahrendes Wohnschiff geben. Die „Marquette“, die vom Projektentwickler River Cities geplant wird, soll in den Wintermonaten auf den südlichen Flüssen und im Sommer auf den nördlichen Flüssen der USA fahren. Zielgruppe sind Rentner, die vom Reisen träumen, aber den Komfort ihres eigenen Zuhauses mitnehmen möchten. Noch befindet sich das Projekt im Vorverkauf. Sobald 90 Prozent der rund 200 Wohnungen einen potenziellen Käufer gefunden haben, soll der Bau für die schwimmende Stadt beginnen. Na, denn man to.

Insel mit Jacuzzi auf dem Oberdeck

Das Buch "Die Propellerinsel" erschien 1895.
Das Buch "Die Propellerinsel" erschien 1895.

© mauritius images / Alamy

Die Idee, auf oder gar im Wasser zu leben, ist so alt wie die Seefahrt. Der französische Schriftsteller Jules Verne (1828–1905) befasste sich mit seinem bekannten Werk „20 000 Meilen unter dem Meer“ damit.

Einer seiner weniger bekannten Romane ist „Die Propellerinsel“ (1895). Hier geht es um Milliardäre, die sich eine schwimmende Insel bauen, mit der sie – abgeschirmt vom Rest der Welt – über die Weltmeere kreuzen. Der acht Quadratmeilen großen künstlichen Schwimmkörper wird mit der Kraft von zehn Millionen Pferdestärken durch das Meer bewegt. Als Standard Island eines nachts von dem englischen Dampfkreuzer „Typhoon“ ungewollt gerammt und versenkt wird, ist es mit dem ruhigen Leben auf See natürlich vorbei.

Wer heute Fantastereien à la Jules Verne erleben möchte, hat tatsächlich die Option, sich eine schwimmende Insel mit Jacuzzi auf dem Oberdeck zu kaufen. Ersonnen hat das 20 Meter breite und fast 38 Meter lange Wassergefährt der österreichische Unternehmer Gábor Orsos. Mit je 400 Quadratmetern Fläche auf drei Etagen biete die Insel bis zu 1000 Quadratmetern Wohnfläche und für bis zu 12 Personen mehr Komfort als eine Yacht mit ähnlichen Maßen, so Orsos. Darüber hinaus sei die Insel dank Solarpanelen auf dem Dach und einer innovativen Windanlage besonders umweltfreundlich.

Gedacht als schwimmende Ferienwohnung kann die „Orsos Island“ aber auch als permanente Wohnung genutzt werden

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