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Immobilien: Oft, kurz und kräftig lüften

Ist die Raumluft zu feucht, kann sich leicht Schimmel bilden

Spät kam er, doch nun hat sich der Herbst endgültig durchgesetzt: Nasskaltes Wetter zwingt zum Griff an den Heizungsregler und dazu, das Fenster gezielt zu öffnen. Denn falsches Lüften im Winter kostet bares Geld. Hinzu kommt, dass die hygienische Qualität der Wohnräume leidet, weil bei mangelnder Frischluft sich beispielsweise Schimmel und Bakterien bilden können, zumal viele Wohnräume stark abgedichtet, gedämmt und versiegelt sind. „Immer mehr Menschen fühlen sich unwohl, haben Kopfschmerzen, Allergien und Atemwegsprobleme, sie schwitzen und schlafen schlecht“, urteilt Klaus Peter Böge, Sachverständiger für Innenraumluft bei der Industrie- und Handelskammer Lübeck.

Generell gilt: Möglichst oft, kurz und kräftig lüften, denn der Mensch braucht die frische, sauerstoffreiche Außenluft. „Zwischen September und April sollte man alle zwei bis drei Stunden stoßlüften“, rät Böge. Am besten sei es, einen Durchzug zu erzeugen.

Der Berliner Energieversorger Bewag empfiehlt, nicht länger als fünf bis zehn Minuten die Fenster zu öffnen. Während dieser Zeit sollte die Heizung im Raum abgestellt werden. Denn „bei geöffneten Thermostatventilen heizt der zugehörige Heizkörper während des Lüftens mit erhöhter Leistung nach, um das Absinken der Raumtemperatur zu verhindern", erläutert der Stromversorger auf seiner Internetseite (www.bewag.de/richtig_lueften). Lang andauerndes Lüften bei angekippten Fenstern – im Sommer oft hilfreich – ist in den kalten Monaten hingegen nicht ratsam, weil der Raum dadurch auskühlt. Die Heizung feuert also regelrecht ins Freie. Wer tagsüber nicht zu Hause ist, sollte mindestens am Morgen und am Abend ein Mal durchlüften. Sind Isolierglasfenster eingebaut, so muss häufiger für frische Luft gesorgt werden. In Wohnungen mit alten Fenstern hingegen zieht es meist durch Risse und Spalten. Das Raumklima ist in der Regel zwar angenehmer, allerdings geht dadurch auch jede Menge Heizwärme nach draußen verloren.

Bäder und Küchen sollten so belüftet werden, dass die feuchte Innenluft auf direktem Wege nach außen abziehen und kalte Außenluft nachfluten kann. Diese Räume weisen in der Regel eine höhere Luftfeuchtigkeit auf, so dass die Gefahr von Schimmel steigt. Deshalb sind hier automatische Lüfter empfehlenswert. Sie sollten nach Ausschalten des Lichts noch etwa zehn Minuten nachlaufen. Beschlagene Spiegel oder Fensterscheiben im Bad sind ein Warnsignal dafür, dass die Raumluft zu feucht ist.

Für alle Räume gilt: Wichtig ist, dass sich die Frischluft möglichst schnell im Raum verteilen kann. Große Möbel wie Schrankwände, Sofas oder Betten sollten also nicht zu dicht stehen. Um die Luftzirkulation nicht zu blockieren, sind einige Zentimeter Freiraum zum Boden und zu kalten Außenwänden ideal.

Ist die Außenluft in die Räume eingedrungen, wird sie aufgeheizt. Dabei nimmt sie Feuchtigkeit auf, übrigens auch dann, wenn die kalte Außenluft gesättigt war, beispielsweise weil es draußen regnet oder schneit. Die relative Luftfeuchte in Wohnräumen sollte zwischen 45 und 55 Prozent liegen, bis zu zwei Stunden darf sie auch rund 65 Prozent erreichen.

Dennoch hat man in der Heizperiode manchmal das Gefühl, dass die Raumluft sehr trocken ist und die Schleimhäute reizt. Früher stellte man deshalb eine Schüssel mit Wasser auf den Ofen, heute bietet die Industrie so genannte Heizungsverdunster oder befeuchtende Matten an. Im Normalfall sei aber die Belastung der Luft durch Schadstoffe die Ursache für die Reizung der Schleimhäute, nicht die angeblich trockene Raumluft, meint Klaus Peter Böge und fügt hinzu, dass die Wirkung der Heizungsverdunster praktisch unbedeutend sei. Im Gegenteil: In den Behältern würden sich Bakterien und Pilze ansiedeln, die im schwindenden Restwasser wie in einem Tümpel gedeihen können, warnt der Experte. Manche Hersteller bieten daher spezielle Zusätze oder Desinfektionsmittel für die Verdunster an. Das ersetze jedoch das mikrobiologische Problem nur durch chemische Ausdünstungen. „Wir brauchen frische Außenluft und keinen künstlichen Duft. Er verschlechtert die Raumluft nur und beseitigt die Probleme nicht.“, sagt Böge. Auch Anstriche mit Kunstharz und Versiegelungen bieten Pilzen und Bakterien einen idealen Nährboden. Hinzu kommen die Ausdünstungen der Möbel, durch Leim, Gummiteile oder Plastik. Gegen diese Belastungen hilft nur gezieltes Lüften.

Grundsätzlich gilt: Je kühler ein Zimmer ist, desto weniger Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen, umso häufiger müssen die Fenster geöffnet werden. Das gilt auch, um den Sauerstoffgehalt zu verbessern, wenn sich mehrere Personen im Raum aufhalten.

Wenn die Temperaturen draußen unter den Gefrierpunkt fallen, sollte man die Stoßlüftung allerdings auf wenige Minuten beschränken. Denn im Umkehrschluss gilt: Je kälter es draußen ist, desto mehr Feuchte nimmt die Luft beim Erwärmen des Zimmers auf.

Heiko Schwarzburger

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