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Immobilien: Optimismus im Verdrängungswettbewerb

Im Beisheim-Center kosten Büros 21,70 Euro pro Quadratmeter im Monat – trotz des Überangebots

Vor knapp einer Woche eröffnete das Beisheim-Center am Potsdamer Platz. Fast zeitgleich wurden auch die zwei neuen Fünf-Sterne-Hotels in dem Komplex eingeweiht: das Ritz Carlton und das Berlin Marriott Hotel. Kunden und Geschäftspartner des Immobilienmaklers Aengevelt hatten sich vorab einen Eindruck vom Marriott-Hotel verschaffen, denn das Unternehmen hatte zu seinem traditionellen Neujahrsempfang in den künftigen Ballsaal der Nobelherberge ein. Makler Aengevelt vermarktet die Büroflächen im Beisheim-Center. Beim Jahresempfang ging es dann auch um die neuesten Zahlen zum Büromarkt.

Die Marktsituation in Berlin hat sich verschärft und der Verdrängungswettbewerb zwischen den Anbietern zugenommen, insbesondere an so genannten 1a-Standorten, so Firmenchef Wulff Aengevelt. Dazu zählen die Friedrichstraße in Mitte, der Gendarmenmarkt sowie Potsdamer Platz und Kudamm. Gleichzeitig ist das Volumen an neu fertig gestellten Büroflächen im Jahr 2003 noch einmal um 24 Prozent auf rund 307000 Quadratmeter gestiegen.

Vor diesem Hintergrund sanken auch die gewichteten Spitzenmieten für Büros von 25 Euro auf 21,70 Euro. Der Druck auf das Mietpreisniveau besonders in hochpreisigen Lagen hält laut Aengevelt auch 2004 an. Trotzdem verlangt das Unternehmen nach eigenen Angaben für die 13000 Quadratmeter Büroflächen im Beisheim-Center rund 25 Euro pro Quadratmeter und Monat. Man befinde sich im Moment „in ernst zu nehmenden Verhandlungen“ mit Interessenten, Verträge seien aber noch keine abgeschlossen.

Im Gegensatz zum Büroflächenumsatz blieben wenigstens die Immobilieninvestments auf Vorjahresniveau: Das Transaktionsvolumen in den Bereichen gewerbliche Investments und Mietzinshäuser lag in Berlin im Jahr 2003 bei 3,7 Milliarden Euro. Vor allem auf dem Wohnimmobilienmarkt, so Aengevelt, sei die Nachfrage gestiegen.

So sind auch im Beisheim-Center zwar noch keine Büros vermietet, aber einige der luxuriösen Eigentumswohnungen sollen verkauft sein. Trotz eines Rückgangs des Büroflächenumsatzes von 430000 Quadratmetern im Jahr 2002 auf 360000 Quadratmeter im letzten Jahr gab sich Aengevelt vorsichtig optimistisch. Berlin behaupte sich gut auf dem Markt und zunehmend mache sich auch der „Hauptstadtsockel“ bemerkbar – eine konjunkturunabhängige Nachfrage, die sich aus der Funktion als Hauptstadt ergebe. Festredner Friedrich-Leopold Freiherr von Stechow, Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Partner für Berlin, setzte zusätzlich auf die anstehende EU-Osterweiterung. Aengevelt prognostiziert deshalb für 2004 einen Büroflächenumsatz von 400000 Quadratmetern. Eine ähnlich große Nachfrage (420000 Quadratmeter) hatte der Makler bereits für 2003 vorausgesagt – und den Markt um knapp 15 Prozent überschätzt.

In dieser Woche hat auch der umsatzstärkste deutsche Gewerbemakler die Bilanz des Berliner Büromarktes gezogen. Ergebnis: 2003 vermieteten die Eigentümer 23 Prozent weniger als im Vorjahr. Lediglich in Düsseldorf sei der Umsatz stärker geschrumpft. Die Ursache für die Flaute: Großvermietungen fehlten, größere Unternehmen oder Konzerne zögen nicht nach Berlin. Verträge über Mietflächen mit 10000 Quadratmeter oder mehr hatten nur noch einen Anteil von 19 Prozent an allen Umsätzen.

Und auch der viel beschworene Hauptstadteffekt ist verflogen: Lobbyisten und Beratungsgesellschaften sind fast vollständig in der Stadt und fragen deshalb immer weniger Büroflächen nach; sie haben zusammen einen Marktanteil von weniger als 20 Prozent. Bezeichnend für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt: die Öffentliche Verwaltung sorgt für die meiste Nachfrage. Und der Leerstand wächst. /Tsp

Bernd Hettlage

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