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Immobilien: "Preissenkung ist möglich"

Immer weniger Investoren zeigen Interesse an neuen Bauprojekten.Eine Ursache dafür sind die hohen Kosten.

Immer weniger Investoren zeigen Interesse an neuen Bauprojekten.Eine Ursache dafür sind die hohen Kosten.Der Senat für Bauen, Wohnen und Verkehr will deshalb hier den Hebel ansetzen.Einer der wichtigen Posten sind die Kosten für die Erschließung von Bauland mit Wasser, Strom und Gas.Deshalb verhandelt der Senat derzeit mit Bewag, Gasag und Wasserwerken über eine Senkung ihrer Kostennoten.Wieviel Spielraum bei den Versorgern bleibt, das fragte Carmen von Kende den Bewag-Abteilungsleiter für Kundenservice, Bereich Süd, Klaus Thol.

TAGESSPIEGEL: Dem Senat zufolge sind die pauschalen Anschlußkosten in Berlin um bis zu ein Drittel höher als in Nachbargemeinden des Umlands.Wie rechtfertigen Sie diesen Differenzbetrag?

THOL: Der Kostenvoranschlag orientiert sich an den örtlichen und baulichen Gegebenheiten, wie sie in Berlin üblich sind.Hier gibt es fast überall Straßenpflasterungen und Kabelnetze, deren Bearbeitung mit höherem Aufwand verbunden sind und daher höhere Kosten verursachen.Im Umland findet man dagegen teilweise unbefestigte Straßen sowie Freileitungen vor.Bereits daraus resultieren erheblich unterschiedliche Aufwendungen und Kosten.Bei einem Vergleich, der die unterschiedlichen Bedingungen im Umland berücksichtigt, hat die Stadt Potsdam etwa die gleichen Konditionen wie in Berlin.

TAGESSPIEGEL: Der Berliner Staatssekretär für Bauen, Wohnen und Verkehr Arndt hatte in dieser Zeitung die Kosten aber als zu hoch kritisiert ...

THOL: Die Bewag hat ein großes Interesse daran, die Anschlußkosten gering zu halten und in Zukunft möglichst noch weiter zu reduzieren.Die Pauschalpreise für elektrische Anschlüsse decken jedoch gerade die Kosten für die Aufwendungen.Die Bewag macht hier keinen Gewinn.Im Übrigen überprüft und genehmigt die Preisbehörde des Senats unsere Pauschalen.Derzeit befindet sich ein neuer Antrag im Genehmigungsverfahren.Er schlägt geringere Pauschalpreise als bisher vor.Die Preissenkung ist möglich, weil die Kosten der Bewag und die Kosten für Tiefbauarbeiten in den letzten Jahren zurückgegangen sind.

TAGESSPIEGEL: Werden Pauschalen denn überhaupt den vielen Einzelfällen gerecht?

THOL: Die Pauschalpreise basieren auf den Kosten für eine typische Erschließung, also zum Beispiel für den Anschluß eines Einfamilienhauses ans Stromnetz.Meistens ist die Pauschale die günstigere Preisgestaltung.Wenn dem nicht so ist, bemüht sich die Bewag auf den Einzelfall einzugehen.Wir suchen dann mit dem Häuslebauer eine preisgerechte Lösung.Bauträger können beispielsweise Kosten sparen, indem sie eine Leerrohrverlegung während der ohnedies erforderlichen Tiefbauarbeiten vornehmen.Die Bewag erkennt dem Bauherren dann die Tiefbauarbeiten als Eigenleistung an und verrechnet das mit den übrigen Erschließungskosten.Auch bei großen Bauvorhaben rechnet sich eine solche Strategie.Das zeigt das Projekt Flughafen Gatow.Hier gab es außerdem eine Vereinbarung zwischen Gasag und Bewag, die Anschlußarbeiten koordiniert auszuführen.Dadurch reduzierten wir die Höhe der Erschließungskosten deutlich.

TAGESSPIEGEL: In den Gesprächen, die Sie derzeit mit dem Senat führen, geht es auch um die Vereinfachung der Standards.Wie lassen sich an dieser Stelle Kosten senken?

THOL: Eine Möglichkeit besteht darin, mehrere Häuser und Wohneinheiten zusammen an ein Hauptanschlußkabel anzuschließen.Problematisch ist dabei nur, daß zum Beispiel im Fall einer nachträglich eingebauten Sauna mit erhöhtem Strombedarf ein eigener Anschluß erforderlich wird.Im Übrigen wurden die Standards der Anschlußplanung und -ausführung in jüngster Vergangenheit bereits vereinfacht und mit denen des Umlands harmonisiert.Heute gelten weitgehend die gleichen technischen Bedingungen in der gesamten Region.Die Bewag hat es sich auch zum Ziel gemacht, den personellen Aufwand weiterhin zu senken sowie die Durchlaufszeit zu verbessern.

TAGESSPIEGEL: Mehrfach geraten Sie in der Vergangenheit in die Schußlinie, weil eine kostendämpfende Kooperation mit Bewag, Gasag und Wasserbetrieben nicht erfolgt...

THOL: Bei der Verlegung der Versorgungsleitungen arbeitet die Bewag bereits teilweise mit der Gasag zusammen.Da sowohl Strom- als auch Gasleitungen in einer ähnlichen Tiefe verlegt werden, versuchen wir die Abstände zwischen den beiden Leitungssträngen zu verringern.Das senkt die Kosten der Aushubarbeiten.Momentan in Vorbereitung befindet sich das Projekt für einen koordinierten Hausanschluß mit der Gasag.Geplant ist eine gemeinsame Hausanschlußnische nach DIN 18012.Dadurch wird es möglich, alle nötigen Einrichtungen auch auf engstem Raum unterzubringen.Die Zusammenarbeit mit den Wasserwerken gestaltet sich wesentlich schwieriger als die mit der Gasag, weil Wasserleitungen um einiges tiefer im Erdreich liegen als Stromleitungen.Dadurch ist eine gemeinsame Nutzung des Grabens zur Senkung der Tiefbaukosten unter Kostengesichtspunkten wenig sinnvoll.

TAGESSPIEGEL: Übernimmt der Bauträger nun die Tiefbauarbeiten, so darf er nur Firmen beauftragen, die die Bewag festlegt, so heißt es.Setzen Sie auf Monopolisten?

THOL: Das ist so nicht richtig.Wenn die Tiefbauarbeiten durch den Bauherren selbst erfolgen, dann kann dieser eine Firma seiner Wahl damit beauftragen.Im Prinzip kann jede Tiefbaufirma an Ausschreibungen des Senats, der Bewag und der Tiefbauämter teilnehmen.Wenn aber der Bauträger ein Unternehmen beauftragt, das der Bewag nicht bekannt ist, dann überprüfen wir zunächst dessen Eignung.Das heißt aber nicht, daß die Bewag bestimmten Firmen den Vorzug gibt.Die Maßnahme ist eher vor dem Hintergrund der Gewährleistung eines ausreichenden technischen Standards zu sehen.

TAGESSPIEGEL: Im letzten Jahr wurde das Energiewirtschaftsgesetz geändert.Hat das Auswirkungen auf die Pauschalabrechnung?

THOL: Das novellierte Energiewirtschaftsgesetz vom 28.April.1998 verbietet generell die Alleinkonzession für Elektroenergie.Damit ist die Bewag nicht mehr der alleinige Stromlieferant in Berlin.Das Nutzungsrecht der Bewag für Kabellegung im öffentlichen Strassenland besteht aber weiterhin.Die rechtliche Änderung wirkt sich auf die Höhe der Anschlußkosten kaum aus.Deshalb wird es zunächst weiterhin bei den Pauschalpreisen bleiben, die vom Senat geprüft werden.Die Genehmigung erfolgt aber nicht auf Basis des geänderten Gesetzes, sondern über andere Verordnungen des Energiewirtschaftsrechts.Unabhängig davon werden wir weiter versuchen, die Kosten zu senken.

CARMEN VON KENDE

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